Die internationale Finanzkrise wird unseren Finanzplatz vor neue Herausforderungen stellen…
Ein Finanzplatz lebt von politischen Rahmenbedingungen. Über lange Jahre hinweg haben vor allem CSV-Minister die gesetzlichen Bestimmungen in Europa und in Luxemburg so ausgehandelt und geschrieben, dass sich der Finanzplatz entwickeln konnte. Neue Produkte wurden durch eine international orientierte Gesetzgebung begleitet. Bei den von der CSSF überwachten Finanzinstituten wuchs die Zahl der Arbeitsplätze von 30 000 im Jahre 2004 auf heute etwa 42 000. Wir werden den Finanzplatz weiter ausbauen und ihn in Europa offensiv erklären und verteidigen.
Die internationale Finanzkrise wird unseren Finanzplatz vor neue Herausforderungen stellen. Das Bankgeschäft und die Haltung der Kunden wird sich ändern. Nationale Interessen werden nicht immer im Interesse des für Luxemburg wichtigen EU-Binnenmarkts sein. Wir werden uns für grenzüberschreitende Dienstleistungen ohne Hürden im Finanzsektor in Europa einsetzen.
Wir brauchen eine schnelle Umsetzung der EU-Finanzdienstleistungsrichtlinien. Wir werden das Gesetzgebungsverfahren beschleunigen.
In den letzten Jahren haben wir zahlreiche neue Gesellschaftsstrukturen eingeführt. Wir müssen die Produktpalette des Finanzplatzes weiter ausdehnen. Die Gesetze müssen der internationalen Dimension des Finanzsektors Rechnung tragen und für die notwendige Rechtssicherheit sorgen. Der Schutz der Privatsphäre des Bankkunden bleibt für uns wichtig.
Neue Bereiche wie Mikrofinanz, socially responsible investments, Finanzierung neuer Technologien, Islamic finance müssen als zusätzliche Tätigkeitsfelder ausgebaut werden. Das gilt auch für die Philanthropie mittels der neuen Stiftung „Fondation de Luxembourg“, die das private Banking-Angebot verbreitern wird.
In einem risikoärmeren Umfeld kommt der internationalen Beratung der Kunden generell ein hoher Stellenwert zu. Hier hat sich viel Know-how in den letzten Jahren aufgebaut. Der Staat muss die Aus- und Weiterbildung der Bankangestellten, auch an der uni.lu, weiter fördern.
Der Finanzplatz muss wettbewerbsfähig bleiben. Deshalb werden wir die Entwicklungen in den anderen Staaten genau verfolgen und die Gesetzgebung neuen Entwicklungen anpassen. Auch bei der Steuerpolitik werden wir ein attraktives Umfeld im Rahmen eines fairen europäischen Steuerwettbewerbs beibehalten.
Der Finanzplatz braucht neue Märkte. Wir werden die Vermarktung des Finanzplatzes in Asien, Amerika und in der arabischen Welt verstärken. Aber auch in Europa muss der Standort Luxemburg, vor allem nach den Ereignissen der letzten Wochen, noch besser und breiter erklärt werden. Unser Doppelbesteuerungsnetz wird, OECD-konform, ausgebaut. Das öffnet neue Türen für luxemburgische Finanzprodukte.
Ein internationaler Wirtschaftsstandort braucht gute Infrastrukturen. Ein moderner Flughafen mit einem breiten Angebot, gute Zugverbindungen, vor allem aber modernste Datenautobahnen und Kommunikationstechnologien sind wesentlich für den weiteren Ausbau des Finanzplatzes.
Die CSV glaubt an die Zukunft des Finanzplatzes Luxemburg als großen internationalen, breit aufgestelltem Finanzplatz mit effizienten, europäisch eingebetteten, nationalen Aufsichtsbehörden. Daran werden wir weiter arbeiten.
Luc Frieden