Op de Punkt Bezierk Zentrum –
Eng Fräi Tribün vum Frank Engel
Am 28. März war in der renommierten Zeitung « The Economist » zu lesen, dass die Führungstruppe der G20-Runde Praktiken der Gesellschaftsgründung kennen, bei denen einem Luxemburger die Spucke weg bleibt. Das ist nichts Neues – es wurde bloß Zeit, dass es einmal in einer weltweit renommierten Zeitung Erwähnung findet!
Im „G20“ – jener globalen Zufallsversammlung, in der die wirtschaftlich stärksten Staaten der Welt im Moment neue schwarze Listen sogenannter Steuerparadiese aushecken – geben bekanntlich die Vereinigten Staaten und Großbritannien mit den Ton an. Und gerade dort wird man stellenweise bei der Gründung von Scheingesellschaften nicht einmal gefragt, wer man ist. Das ist noch besser als ein Bankgeheimnis, wie wir es hier kennen: was ein Bankier nicht weiß, das kann er au niemandem verraten. Und wo das Geld auf den Konten solcher Gesellschaften mit anonymen Inhabern herkommt, findet auch keiner heraus. Die US-amerikanische föderale Steuerbehörde IRS hat ermittelt, dass in den US-Staaten Delaware, Wyoming und Nevada bis zu 90 Prozent aller eingetragenen Gesellschaften Besitzer haben, die Steuerbetrug betreiben. Washington lässt diese Staaten gewähren – und dreht parallel dazu Luxemburg, der Schweiz und Österreich das Wasser ab. Interessante Doppelmoral! Dasselbe findet man in Großbritannien, wo eine anonyme Gesellschaftsgründung übers Internet lediglich 45 Minuten in Anspruch nimmt.
Der Artikel im „Economist“ schließt mit der Feststellung, dass die USA ein Regelwerk über Scheingesellschaften besitzen, das wesentlich schlechter ist als das von Liechtenstein oder…Somalia. Hoffentlich wird das gelesen. Für die Luxemburger ist es schlicht gut, zu wissen, wie die Dinge sich wirklich verhalten – in einer Zeit, wo wir langsam fast glauben, wir wären Schuld an der schlimmsten Wirtschaftskrise der modernen Geschichte. Wir waren das nicht! Und wir lassen uns auch nicht zum Sündenbock machen. Solange in der Wüste von Nevada jeden Tag neue Scheingesellschaften entstehen, wo all die ihr Geld weiter waschen und verstecken können, denen in Luxemburg nicht einmal ein Konto eröffnet wird, haben wir uns reell wenig vorzuwerfen. Weitersagen!
Frank Engel, Fraktionssekretär der CSV