Der Nachhaltigkeit verpflichtet: Architekten – Stadtplaner – Ingenieure

Was viele Menschen vor Jahren nicht wahrhaben wollten, ist nun bittere Wirklichkeit geworden, der Klimawandel mit seinen Konsequenzen für die Menschen und die Biodiversität rückt immer stärker in den Mittelpunkt des politischen Geschehens. Freie Tribüne von Marcel Oberweis

Anlässlich des G20-Gipfels in London und des EU-USA-Gipfels in Prag stand dieser als ein Punkt von globalem Interesse auf der Agenda. Dies lässt hoffen, dass nun endlich den wissenschaftlichen Berichten, die auf die aufkommenden Gefahren hinweisen, geglaubt wird. Die nachhaltige Entwicklung, der Inbegriff des benötigten Paradigmenwechsels, wird nun als Leitbegriff für die langfristige Zukunftspolitik, aus sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten zusammenfasst, erkannt. 

Der Umweltschutz erfordert von allen Beteiligten ein neues Denken, Entschlossenheit und Verbundenheit über die Grenzen sind gefragt. Man kann nur hoffen, dass die Administration des US-Präsidenten Barack Obama sich als der historische Retter des weltweiten Klimawandels hervortut. Mit kühnen Worten hat er seinen Landsleuten und auch uns Europäern verkündet, dass wir von dem bisher eingeschlagenen Weg der Energieverschwendung in den Industrieländern Abschied nehmen müssen. Den unzähligen Klimakonferenzen ist gewiss gemeinsam, dass der ungebremste Klimawandel zu unumkehrbaren und darüber hinaus zu gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Risiken für die Weltgemeinschaft führen wird. Die maximale 2 Grad Erwärmung der Erdatmosphäre wird uns zu diesen mutigen Schritten zwingen.
Dies alles lässt hoffen, dass die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 ein Erfolg beschieden sein wird, von welchem auch die Entwicklungsländer ihren Anteil erhalten. Ihnen werden wir die modernen Umwelttechnologien bereitstellen, damit auch sie u.a. die Solarenergie für die Deckung der Bedürfnisse an elektrischer Energie nutzen können. 

Es wird verlangt, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 auf das Niveau von 1992 zu reduzieren und die investierten Milliarden $ in die Umwelttechnologien werden den „Green New Deal“ entfachen. Damit die Welt hoffen kann, werden die Industrieländer ihre Treibhausgasemissionen im Schnitt um 25 bis 40 Prozent gegenüber 1992 reduzieren müssen, bis 2050 sogar um 50 bis 80 Prozent. Man mag es nicht gerne hören, aber die Zeit des billigen Erdöls und Erdgas neigt sich ihrem Ende zu, die Experten haben uns gesagt, dass der peak-oil und der peak-gas im kommenden Jahrzehnt eintreten werden, auch wenn noch das eine oder andere Mammutfeld entdeckt wird. Die weltweit wachsende Nachfrage lässt keine Hoffnung aufkommen. 

Neben der Erzeugung von thermischer und elektrischer Energie sowie dem Verkehrssektor, stellt der Energieverbrauch in den Gebäuden und Häusern eine weitere Quelle von Treibhausgasemissionen dar. Aus der Erkenntnis heraus, dass etwa 80 Prozent der Energie in den Haushalten für die Bereitstellung von Wärme und Warmwasser benötigt werden, dies jedoch mit einem äußerst schlechten Nutzungsgrad geschieht, soll diesem Sektor nunmehr ein besonderes Augenmerk gewidmet werden. 

Ein Lichtblick in dieser „energetisch“ angespannten Lage stellte das in Berlin am 27. März 2009 vorgestellte Manifest „Vernunft für die Welt“ dar. Mit diesem Schriftstück formulierten die Architekten, die Ingenieure, die Landschafts- und Innenarchitekten sowie die Stadtplaner in Deutschland ihren umweltschützerischen Beitrag mit Blick auf die Klima-Konferenz COP15 in Kopenhagen im Dezember 2009. Es ist nicht uninteressant zu erwähnen, dass es gerade die Architekten und die Ingenieure sind, die an den entscheidenden Planungsstellen sitzen und festlegen, wie viel Energie zukünftig in den Gebäuden, den Häusern, den Fabriken und den Dienstleistungsbetrieben verwendet wird resp. eingespart werden kann. 

Das Berliner Manifest ist in seiner Breite ein wichtiges Element auf dem Weg in die nachhaltige Entwicklung, und es wäre wünschenswert, wenn dieses in der Europäischen Union von allen Mitgliedsstaaten verinnerlicht werden könnte. Immerhin hat die Europäische Kommission durch mehrere Direktiven diesen Weg bereits aufgezeichnet und die Vision 2020 unterstreicht dieses Bemühen zur Genüge. 

Die bessere Bausubstanz spart dauerhaft Energie in den Häusern und Gebäuden, die energetisch optimierte Planung und Bauweise sowie die Integration von passiver und aktiver Solarnutzung erlauben die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Eingedenk der Erkenntnis, dass rund 80 Prozent der in einem Haushalt verbrauchten Energie zum Heizen benötigt werden, macht es Sinn, nunmehr durch durchdachte vernetzte und städtebauliche Konzepte den Weg der „Energie-Plus-Siedlungen“ zu bereiten, damit aus diesen mehr Energie erzeugt als verbraucht wird.
Auch in Luxemburg wurden die diesbezüglichen EU-Direktiven in nationales Recht umgesetzt, u.a. soll der Energiepass, ab 2008 in Kraft, eine wichtige Hilfestellung anbieten. Er soll die Energieverschwendung an der bestehenden Bausubstanz und in den zukünftigen Bauten reduzieren. Bedenkt man, dass der aktuelle thermische Energieverbrauch den Häusern bei etwa 130 kWh pro m2 und Jahr liegt, dann kann man sich leicht ausrechnen, welche Menge an fossiler Energie eingespart werden kann, wenn die Wärmeklasse D des Energiepasses Vorschrift wird, ganz zu schweigen von der Niedrigenergie- und Passivbauweise. 

Das zukunftsfähige Zusammenwirken von Architektur und Ingenieurbaukunst wird uns erlauben, unsere Umwelt lebenswert zu erhalten und die Lebensqualität zu steigern und darüber hinaus die Lebensressourcen zu schonen. Dieses Unterfangen kann jedoch nur gelingen, wenn wir den Umweltschutz erhöhen und den Herausforderungen des Klimawandels mit Mut und Entschlossenheit begegnen. 

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, 6. April 2009