Nachgefragt bei Marc Spautz

Seit September 2008 sieht der Bürger fassungslos zu, was sich in der Finanzwelt und auch in der so genannten Realwirtschaft tut. Der Fast-Zusammenbruch des internationalen Bankensystems und das hektische Schnüren von Rettungsplänen durch die Regierungen, sind für die meisten von uns nicht greifbar. Die Summen, um die es sich handelt, entziehen sich unserer Vorstellungskraft. Ein Gespräch mit Marc Spautz, dem Generalsekretär des LCGB über die Krise und ihre Folgen (Soziale Fortschrëtt, 23. März 2009)

Marc, inwieweit hat die internationale Wirtschaftskrise Luxemburg erreicht? 

Immer mehr Einwohner unseres Landes spüren die direkten Auswirkungen: Kurzarbeit oder sogar Entlassung! Tausende von Arbeitnehmern aus der Industrie, die mehr oder weniger von der kriselnden Autoindustrie abhängen, fürchten um ihren Job.
Kurzarbeit bedeutet weniger Arbeit, aber auch weniger Verdienst. Wenn das Einkommen so berechnet ist, dass man geradeso über die Runden kommt, ist Kurzarbeit eine Katastrophe. Es fehlen nicht nur 20 Prozent des Gehaltes, sondern häufig auch die Zulagen von Schichtarbeit und Wochenendarbeit. Deshalb ist zu begrüßen, dass die Regierung daran denkt 90 Prozent des Gehaltes bei Kurzarbeit zu zahlen im Falle einer Weiterbildung des Arbeitnehmers. 

Welche Rolle spielt die Regierung während dieser Krise? 

Die Entscheidung der Regierung, die Steuererleichterungen nicht zurück zu nehmen, nachdem auch in Luxemburg ein massiver Steuereinnahmeneinbruch wegen der Banken zu verzeichnen ist, macht Sinn. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Kaufkraft der Bürger nicht durch höhere Steuern zu schwächen, ist richtig und wichtig! 

Um den Mittelstand zu stützen hat die Regierung unter anderem vorgesehen, geplante Investitionen des Staates und der Gemeinden um ein bis zwei Jahre vorzuziehen. Hierdurch soll verhindert werden, dass besonders unsere mittelständischen Betriebe nicht auch noch in den Sog der Wirtschaftsflaute geraten. 

Ist das Ende des Tunnels schon in Sicht? 

Ich befürchte Nein. Das Ende des Tunnels ist leider noch nicht in Sicht und es wäre nicht gut, wenn die politisch Verantwortlichen diese schwierige Situation schönreden würden. Gerade jetzt muss Solidarität in den Köpfen der Menschen verankert und gelebt werden. Die Gesellschaft muss diejenigen die ihre Arbeit jetzt verloren haben, sich in Kurzarbeit befinden und die Arbeit suchen unterstützen und darf sie nicht im Stich lassen. 

Anstatt aufzugeben müssen wir alle zusammen nach Lösungen suchen und sie schnellstmöglich umsetzen. Auch wenn zu befürchten ist, dass die Krise noch länger anhalten wird, muss jetzt nach Lösungen gesucht werden die es uns ermöglichen, mit einem blauen Auge davon zu kommen. 

Quelle: Soziale Fortschrëtt, 23. März 2009