Vortrag von Dr.-Ing. Marcel Oberweis anlässlich der DESERTEC-Konferenz in der Handelskammer Luxemburg, 9. März 2009
Mittlerweile macht sich die Erkenntnis breit, insbesondere nach der Veröffentlichung des vierten Berichtes der Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (IPCC) und dem Stern-Bericht, dass die Erhöhung der Temperatur der Atmosphäre nicht über zwei Grad C steigen darf, andernfalls die Erde dauerhafte Schäden erleiden wird. Die Internationale Energieagentur informiert, dass sich der weltweite Primärenergieverbrauch, zu 80 % auf den fossilen Energieträgern beruhend, zwischen heute und 2030 um weitere 60 % erhöhen wird, wenn wir die „business as usual“-Energiepolitik weiterführen. Ohne entschiedenes Gegensteuern der Industriestaaten und der aufstrebenden Schwellenländer werden wir die Anpassungsfähigkeiten der natürlichen Lebensressourcen überfordern.
Die Europäische Kommission hat die Bremsspur aufgesucht und die Überprüfung der europäischen Energieversorgung angeregt. Die Zeit ist gekommen, die Energieeffizienz zu steigern, die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern zu verringern und die Nutzung der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Und wenn die Diversifizierung der Energieversorgung in Richtung mehr Sicherheit Sinn machen soll, dann muss die Europäische Union die Europa-Mittelmeer-Partnerschaft in ihr Kalkül einbeziehen.
Die Europa-Mittelmeer-Partnerschaft möchte mit ihren Nachbarn im südlichen Bereich des Mittelmeerraumes eine stärkere Zusammenarbeit aufsuchen. Die großflächige Nutzung der Solar- und der Windenergie muss in den Mittelpunkt der Diskussion gebracht werden. Nur eine Zahl drückt das gigantische Maß der Möglichkeiten aus. Die Sonne liefert täglich 15.000 mal so viel Energie zur Erde, wie wir täglich weltweit verbrauchen und dies fast ohne Rechnung und auf lange Zeit.
Es ist gewusst, dass die Länder südlich des Mittelmeeres und der an sie angrenzenden Sahel-Zone über ein unbegrenztes Dargebot an erneuerbaren Energien verfügen. Aufgrund der erhöhten Einstrahlung in diesen Gebieten erhält man über die Photovoltaikanlage 3-mal so viel elektrische Energie wie eine vergleichbare Anlage in unseren Breitengraden. Die Menschen in diesen Ländern werden die elektrische Energie zuerst für die breitflächige Entwicklung ihrer Bevölkerung einsetzen und dies durch dezentral errichtete Anlagen mit Leistungen von mehren zig MW für die Nutzung im ländlichen Raum.
Darüber hinaus, und dies ist Gegenstand der heutigen Konferenz, werden sie die in den zentral angelegten Großanlagen erzeugte elektrische Energie mittels des Hochspannungsnetzes länderübergreifend verteilen. Durch die Solar-Parabolrinnen-Kraftwerke, errichtet in Küstennähe, wird zusätzliche elektrische Energie eingespeist. Mittels der thermische Energie wird zusätzlich die Entsalzung des Meerwassers durchgeführt, um dem akuten Problem des Trinkwassermangels in diesen wasserarmen Regionen entgegen zu wirken.
Der Überschuss an elektrischer Energie, mehrere 10000 MWh, wird in die Europäische Union exportiert. Europa kann so einen beträchtlichen Teil seines Verbrauchs an elektrischer Energie aus den Gebieten der Maghreb-Staaten und der Sahelzone decken. Der Technologie- und Kapitaltransfer nach Süden und die Übertragung der elektrischen Energie können einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der globalen Klimaschutzziele leisten. Es käme zur Schaffung von Tausenden von dauerhaften Arbeitsplätzen in den beiden Ländergruppen, eine Win-Win Situation für alle Beteiligte. Über das aufzubauende Versorgungsnetz mit einer Leistungskapazität von mehreren 10.000 MW der 800 kV Hochspannungs-Gleichstromebene kann die erneuerbare elektrische Energie übertragen werden.
Als einen entwicklungspolitischen Aspekt sehe ich die Nutzung des CDM (Clean Development Mechanism), ein Klimaschutz- und Entwicklungshilfeinstrument aus dem Kyoto-Protokoll.
Angesichts der drohenden Konsequenzen des Klimawandels sollten wir mit MUT, dies steht für Mensch-Umwelt-Technik, diese wichtige Aufgabe angehen. Dieses Projekt wird sich zu einem Leuchtturmprojekt zwischen der Europäischen Union und dem afrikanischen Kontinent entwickeln, es wird Vorbildcharakter in den Bereichen Wissenschaft und Technologie erhalten.
Der Umwelt dienen, die erforderliche ökologische Herausforderung annehmen und den Menschen im südlichen Teil des Mittelmeerraums und der Sahelzone helfen, ihre Wirtschaft zu entwickeln und ihren Wohlstand zu erhöhen, dies sind die Hauptbestandsteile dieser Kooperation. Mittels dieser Energiekooperation werden wir die extreme Armut stark verringern, dies im Sinn der Erfüllung der versprochenen Millenniumsziele 2015.
Die Konferenz bringt die Akteure aus der Finanzwelt, der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Betrieben zusammen, auf dass sie gemeinsam zu neuen Ufern im Sinne der nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten aufbrechen sollen.
Dr.-Ing. Marcel Oberweis, 9. März 2009