Neues Schulgesetz – bessere Schulen?

Mit der Verabschiedung von vier Gesetzesprojekten, die sich mit der Reform unserer Primärschule befassen, hat der Gesetzgeber eine längst fällige Reform beschlossen. Vor allem wenn man bedenkt, dass das bis dahin bestehende Schulgesetz von 1912 weder den gesellschaftlichen Realitäten des 21. Jahrhunderts entsprach, noch trug es den wirtschaftlichen Ansprüchen eines modernen Luxemburger Staates Rechnung. Freie Tribüne von Marc Spautz, LCGB Generalsekretär und CSV Abgeordneter im Soziale Fortschrëtt

Und dass sich unsere Primärschulgesetz von 1912 und die später hinzugefügten Teile des „enseignement préscolaire und précoce“ rasanten Änderungen und enormen Herausforderungen stellen musste und auch weiterhin stellen muss, ist eine nicht zu leugnende Tatsache. Rechnung wird dem nun getragen, indem vom „enseignement fondamental“ gesprochen wird, der den Schulbesuch der Kinder von drei bis 12 Jahren abdeckt. Zum „enseignement précoce“ ist aber zu sagen, dass mit der Reform die Gemeinden verpflichtet sind, diesen Unterricht anzubieten, die Eltern aber frei entscheiden können, ob sie ihre Kinder daran teilnehmen lassen oder nicht.

In Zukunft sollen die Kinder dann gemäß ihren Fähigkeiten gefördert und gefordert werden. Dies ist auch auf dem Hintergrund der hohen Durchfallquote, die Luxemburg im internationalen Vergleich aufweist, zu sehen. Einer der Gründe dieser hohen Durchfallquote, ist dass mehr als 42% der Schüler nicht luxemburgischer Herkunft sind. Und um deren Chancengleichheit zu gewährleisten, ist es umso wichtiger und notwendiger, dass unsere Schule diesem Aspekt bei der Vermittlung von Wissen und Kompetenzen Rechnung trägt.

Ein weiterer wichtiger Baustein des neuen Schulgesetzes ist dann auch die Bereitschaft von Seiten des Staates die Betreuung außerhalb der eigentlichen Schulstunden besser zu organisieren respektive zu koordinieren. Berufstätige Eltern können dies eigentlich nur mit zwei Händen unterschreiben, da auch heute noch Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft an der Nichtvereinbarkeit von Arbeits- und Schulzeiten scheitert. Zumindest ist hier der Wille, dies nachhaltig im Interesse der Kinder und Eltern zu ändern. Und dies wird dann auch der Arbeitswelt zu Gute kommen: Eltern, die ihren Kinder gut versorgt wissen, können sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren!

Grundgedanke des neuen Schulgesetzes ist die Einführung der kompetenzorientierenten Unterrichtsmethode, gestaffelt nicht mehr nach Schuljahren sondern nach Schulzyklen. Ziel muss es sein, den Kindern in den ersten Schuljahren jene Basisfähigkeiten zu vermitteln, damit sie nicht nur Freude am Lernen und Erlernen erhalten, sondern auch die Fähigkeit erwerben, am lebenslangen Lernen teilnehmen zu können. Ermöglicht wird dies durch einen flexibleren gestaltenden Unterricht, der das Kind in den Mittelpunkt stellt. So wird in Zukunft nach jedem Zyklus, der aus zwei Jahren besteht, geprüft ob der Schüler die erforderlichen Kompetenzen beherrscht. Die Schule soll das Wissen so vermitteln, das die Kinder es auch anwenden können.

Aber nicht nur die Unterrichtsmethode ändert, sondern auch die Lehrer stehen vor neuen Herausforderungen. So wird der Begriff Qualität in der Schule eingeführt, und eine neue Agentur soll die Leistungen der Lehrer bewerten und wenn nötig Änderungen im Unterricht vorgeben. Entscheidend also für eine optimale Umsetzung der neuen Gesetzgebung ist die Mitarbeit der Lehrer und hier auch insbesondere ihre Zusammenarbeit untereinander. Wenn bisher der Lehrer als „Einzelkämpfer“ bezeichnen werden konnte, so stimmt dies nicht mehr: Dies bedeutet ein Paradigmenwechsel und es ist zu hoffen, dass bis zum Herbst die nötige Vorarbeiten, wie Information und Formation geleistet sind.

Das neue Rahmenschulgesetz gibt uns und vor allem der Schule die Möglichkeit sich an unsere heutige Gesellschaft und deren Realitäten anzupassen und die daraus entstehenden Herausforderungen anzunehmen. Grundvoraussetzung ist aber, dass alle dies auch wollen und sich ihrer Verantwortung bewusst sind.

Denn nur eine Schule, die Chancengleichheit garantiert, ob man nun aus einem Luxemburger Elternhaus kommt oder die Eltern nach Luxemburg immigriert sind, ist eine Schule, die den heutigen Herausforderungen gerecht werden kann. Luxemburg kann es sich nicht leisten einen Teil seiner Bevölkerung nicht gut oder ansatzweise optimal auszubilden: Unser Reichtum sind unsere Einwohner und je besser gebildet sie sind, desto mehr haben wir alle davon!

Marc Spautz 

LCGB-Generalsekretär, CSV Abgeordneter

Quelle: Soziale Fortschrëtt, Februar 2009