Die Banken- und Finanzwelt ist in ihren Grundfesten erschüttert, die Schockwelle reicht bis in die Realwirtschaft hinein. Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen auch die Wichtigkeit der ökonomischen Diversifizierung. Der IT-Sektor ist eine der wirtschaftlich wichtigen Branchen. „Luxemburg ist gut aufgestellt“, gibt sich Kommunikationsminister Jean-Louis Schiltz optimistisch. Die Hausaufgaben seien bislang gut gemacht worden.
Die Datenautobahn des staatlichen Internet-Betreibers LuxConnect ist ein solches Beispiel gelungener Vorbereitung auf die Herausforderungen im Kommunikationsbereich. Am Dienstag wurde im Beisein der Minister Schiltz und Lux der 200. Kilometer Glasfaserkabel verlegt, der u. a. die Übermittlung von 80 Millionen Seiten pro Sekunde möglich macht. Vor rund 250 Fachkräften betonte Ressortminister Schiltz diese Woche bei der IT-One-Konferenz, dass Luxemburg auf dem Weg zu einer wissenbasierten Gesellschaft auf eine gute IT-Infrastruktur angewiesen sei.
Doch auch personell steht das Land gut da. „Mit einem Anteil von 4,7 Prozent sind wir in Europa hinter Schweden die Nummer zwei“, stellt der Kommunikationsminister fest. „Die IT-Branche bildet ein starkes Rückgrat der Wissensgesellschaft.“ Zufrieden ist Schiltz auch darüber, dass Partei- und Regierunsgkollege François Biltgen die Forschung im Bereich der Informationstechnologien fördert – was denn auch im Haushaltsentwurf für 2009 seinen Niederschlag findet.
Gerade in und nach Krisenzeiten seien dies Standortvorteile, denn: „Neue Projekte werden mit Sicherheit nicht dort lanciert, wo die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Da können wir die Nase vorn haben.“
Die Nase vorn haben auch die Internet-Benutzer in Luxemburg. „99 Prozent der Bürger und Betriebe können auf Breitband zurückgreifen“, hebt Minister Schiltz hervor. Dabei will er es nicht belassen und erwartet sich von den Telekomanbietern, dass sie die nächste Phase einläuten, nämlich die Umstellung von Kupfer- auf Glasfaserkabel. Dadurch lasse sich das Übertragungsvolumen merklich steigern, erläutert der Kommunikationsminister die Vorteile von „fiber to the home“.
Nach Dafürhalten von Jean-Louis Schiltz ist die Telekom-Branche des weiteren bei ihrer Preisgestaltung gefordert. Beim Datenversand und insbesondere beim Datenroaming sieht der Minister noch Spielraum. „Ich hoffe, dass die Betreiber sich mit dieser Problematik auseinander setzen und schnell Lösungen unterbreiten.“ Lösungen, die in erster Linie die Preispolitik der Großhändler – „wholesale prices“ – betreffen, wo Schiltz auf die Unterstützung durch die Europäische Kommission zählt. „Ich wünsche mir eine rasche Verabschiedung der Vorschläge aus Brüssel.“
Günstigere Preise für die Verbraucher können nach Meinung des Ministers auch auf die Übernahmen von Tango und Vox durch Belgacom bzw. Mobistar folgen. In jedem Fall wollen beide Anbieter ihre Geschäfte im Großherzogtum ausbauen. „Die jeweiligen Firmenleitungen haben mir versichert, dass der Sitz in Gesellschaften in Luxemburg bleibt und dass die Übernahmen ohne Auswirkungen auf die Arbeitsplätze bleiben.“
Quelle: Wort, 22. November 2008, mas