Grenzüberschreitende Reflexionstagung – CSJ diskutiert mit Jugendparteien der Großregion. Man wolle eine jugendliche Vision von Europa aufstellen und konkrete Vorschläge ausarbeiten, um diese auch zu verwirklichen, so lautete die Ankündigung der christlich-sozialen Jugend, der “Jeunes Populaires” aus Lothringen und der Jungen Union Saar, in ihrem gemeinsamen Aufruf in Nancy vom 12. Juli. Damit es jedoch nicht bei einer reinen Absichtserklärung bleibt, trafen sich etwa vierzig Mitglieder der Jugendparteien am vergangenen Wochenende zu einer ersten Reflexionstagung. Von Pit Bouché, Freier Mitarbeiter im “Luxemburger Wort”.
Welche Rolle soll die Europäische Union in der Welt einnehmen, wie das soziale Europa stärken und wie die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft erhalten oder sogar ausbauen? Diese Fragestellungen beschäftigten die Teilnehmer am Samstag in Luxemburg. "Europa muss sich wieder stärker auf seine Grundbestimmungen besinnen, anstatt sich in unsinnigen, kleinlichen Nebenschauplätzen wie der Regulierung des Tempolimits zu verrennen", gab Gastredner Frank Engel, Fraktionssekretär der CSV, den Jugendlichen mit auf den Weg. Die Mitgliedsländer müssten endlich erkennen, dass in der heutigen Welt ihr Gewicht als Nationalstaat in Wirtschafts- und in Sicherheitsfragen unbedeutend sei.
Dem Turbokapitalismus machte der CSV-Abgeordnete Lucien Thiel den Prozess, der über die Finanzkrise und ihre Konsequenzen für Europas Wirtschaft referierte. Die aktuelle Krise biete der Jugend in Europa aber auch eine einmalige Gelegenheit. "Es gibt jetzt den nötigen Rückenwind, sich stärker vom amerikanischen Modell zu distanzieren und sich mit neuem Elan für die europäische Variante des Kapitalismus, die soziale Marktwirtschaft, einzusetzen", so Thiel.
Mit der CSV-Europaabgeordneten Erna Hennicot-Schoepges diskutierte die Jugend über Möglichkeiten, den Bürgern die europäische Idee näher zu bringen. Die Jugendlichen vertraten dabei die Meinung, dass man Lösungsansätze in einer stärkeren Ausprägung einer gemeinsamen kulturellen Identität suchen müsse. So könnte sich zum Beispiel die Einführung eines europäischen Geschichtskursus an den Schulen aller Mitgliedstaaten bewähren. Dieser solle allerdings ein zusätzliches Angebot darstellen und dürfe nicht den nationalen Geschichtsunterricht ersetzen, getreu dem Motto der europäischen Union: "In Vielfalt geeint".
Am Sonntag wechselten die Jugendparteien ins französische Longwy, um dort über die Herausforderungen innerhalb der Großregion Saar-Lor-Lux zu diskutieren. Besonders beim Transport, aber auch in der Bildungs- und Forschungspolitik, sei in der Region noch viel Potenzial für eine engere Zusammenarbeit vorhanden, befand der politische Nachwuchs. So könne man im Bereich der Universitäten unterschiedliche Kompetenzpole unter einem gemeinschaftlichen Label der Großregion aufbauen. "Ein Hindernis für die dafür nötige Mobilität der Studenten sind allerdings die mangelhaften Sprachkenntnisse", gab der Vorsitzende der "Jeunes Populaires Meurthe-et-Moselle", Etienne Mangeot, zu bedenken. Im Saarland und in Lothringen sei es deshalb erforderlich, die Französisch- und Deutschkenntnisse der Schüler zu verbessern.
Alle Vorschläge und Ideen des Wochenendes sollen in den kommenden Monaten in Arbeitsgruppen vertieft werden, so der Vorsitzende der CSJ, Serge Wilmes, zum weiteren Verlauf der Zusammenarbeit. Abschließend wollen die Jugendparteien Mitte Januar ein gemeinsames Programm im Rahmen einer europäischen Konvention vorstellen.
BOUCHÉ Pit, Einsatz für die europäische Idee, in: Luxemburger Wort, Ausgabe vom 30. Oktober 2008, S. 4.