Der Aufbau der Wissensgesellschaft bedarf aller Mitbürger

Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen in Wissenschaft und Wirtschaft benötigen wir Menschen, die über eine solide Grundausbildung verfügen und die später im Berufsleben bereit sind, sich dem lebenslangen Weiterbildungsprozess anzunehmen. Die sich aufbauende Wissensgesellschaft, wie sie in der Lissabon-Strategie festgehalten wurde, bildet nicht nur das Fundament für die weitere Ausbreitung des Wissens, sondern auch für die rasche Umsetzung von neuem Wissen in die einzelnen Prozesse der Wirtschaft. Der einzelne Mitbürger, gleich welcher Tätigkeit er in der Gesellschaft nachgeht, muss sich mehr Informationen innerhalb kürzester Zeit aneignen und sie in sein Alltagsgeschäft einfließen lassen. Am Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft kommt somit dem Produktionsfaktor Wissen erwächst eine hohe Bedeutung. Eine Freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Dieser Prozess wird durch die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützt, die Investitionen in die Innovationskraft der Mitbürger wird die Zukunftsfähigkeit unseres rohstoffarmen Landes prägen. Nur hervorragend ausgebildete Mitarbeiter erbringen den notwendigen Impuls, damit sich die luxemburgische Wirtschaft in der Europäischen Union und in der globalisierten Welt behaupten kann. Neue Technologien in der Industrie, in den Klein- und Mittelbetrieben und in den Wert schöpfenden Dienstleistungsbetrieben, werden es uns erlauben, den Standort nachhaltig zu sichern. 

Die Wissensvereinnahmung bedarf jedoch der Unterstützung seitens des Staates, der Betriebe und anderer Bildungsträger. Die heutige Lebensweisheit, dass das Wissen rascher veraltet als jemals zuvor, drängt uns dazu, der lebenslangen Weiterbildung einen höheren Stellenwert zuzuordnen. Das Basiswissen als ein solides Fundament vermitteln, stellt wohl die erste Ausgabe der Schule dar. Darüber hinaus muss die Schule den Gedanken vermitteln, dass sich jeder Mitbürger der lebenslangen Weiterbildung zuwenden muss. Wer ständig hinzulernt, der kann schnell auf die sich ändernde Berufsumwelt reagieren und sich an neue Gegebenheiten anpassen. 

Herausforderung lebenslange Weiterbildung 

Wenn wir diese mutigen Schritte nicht unternehmen, dann kommt es zur Aufspaltung unserer Gesellschaft in Gewinner und Verlierer des Wissens. Demzufolge sind alle Bildungsträger, vom „Précoce“ bis zur Universität, eingeladen, sich in diesen faszinierenden Prozess des Lernens und der Weiterbildung einzuklinken, immerhin stellt das Wissen eine wertvolle „heimische“ Wirtschaftsressource dar.

Vor allem werden wir das kritische Denken als die Schlüsselkompetenz pflegen müssen. Diese Kompetenz in Zusammenarbeit mit dem Willen zur lebenslangen Weiterbildung stellen die Grundvoraussetzungen für das spätere Weiterkommen auf der sozialen Leiter in der Gesellschaft dar, hier bedarf es jedoch viel Kraft und Ausdauer. Die wichtigsten Akteure in der Wissensgesellschaft sind demzufolge Menschen aus allen sozialen Schichten, die durch ihren persönlichen Beitrag die Lösungen zu den anstehenden Problemen erbringen, um einerseits den technischen Fortschritt zu ermöglichen und andererseits neues Wissen zu erarbeiten.

Die jüngeren Mitbürger sollen in einem frühen Stadium lernen, sich auf eine Berufskarriere mit unterschiedlichen Phasen, möglicherweise der zeitlich begrenzten Arbeitslosigkeit, einzustellen. Durch die ständige Weiterbildung und durch fortschrittliches Denken sind sie jedoch auf diese „Job-rotation“ vorbereitet, mit viel Kompetenz und einem hohen Grad an Flexibilität werden sie diese Herausforderungen des Lebens meistern.
Aber nicht nur die jüngeren Altersgruppen sind für den wirtschaftlichen Fortbestand wichtig, vielmehr müssen wir auch den älteren Mitarbeitern und Mitbürgern die notwendigen Weiterbildungsangebote anbieten, da sie mangels des erforderlichen Wissens nicht mehr ausreichend für das Berufsleben qualifiziert sind. Sie verfügen wohl über erarbeitetes Fachwissen sowie über eine langjährige Erfahrung, aber sie können nicht adäquat am modernen Arbeitsmarkt eingebracht werden. 

Nur wer über Eigenschaften wie positives Denken gegenüber dem Neuen, eine hohe Teamfähigkeit, die Beherrschung der Informationstechnologien und der Kommunikationsfähigkeit, verfügt, der wird sich in der heutigen Wissensgesellschaft positionieren können und lässt sich nicht so leicht von dem rauen Wind der Globalisierung umwerfen. 

„Bildung ist der beste Reiseproviant für die Reise zum hohen Alter.“ hat Aristoteles gesagt und Jean Monnet, einer der Gründerväter der Europäischen Union, meinte hierzu: „Wir können nicht stillstehen, wenn die Welt rund um uns herum in Bewegung ist.“ 

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter, 26. September 2008