Die Mittelmeerunion – Partnerschaft für die gemeinsame Zukunft

Nach jahrelangen Diskussionen hat sich die Vernunft durchgesetzt, in Paris haben 43 Länder aus Europa, aus Nordafrika und aus dem Nahen Osten vereinbart, den Wohlstand und den Frieden in ihrer gemeinsamen Weltregion dauerhaft zu sichern. Dies stellt sicherlich einen historischen Beitrag für die Zukunft Europas und des Mittelmeerraums dar und gibt den Menschen, die am „Mare Nostrum“ direkt und indirekt leben, neuen Mut. Eine freie Tribüne von Marcel Oberweis

Die vereinbarte Zusammenarbeit stellt die Weiterführung des Barcelona-Prozess dar, welcher im Jahr 1995 ins Leben gerufen wurde, hat aber bis heute keinen nennenswerten Erfolg aufzuweisen. Nicht weniger als 16 Milliarden € hat die Europäische Union im Rahmen dieser Partnerschaft in den Süden transferiert, zusätzlich zu den vielen Hunderten Millionen € an bilateraler Hilfe aus den EU-Mitgliedstaaten. Das Wohlstandsgefälle zwischen Europa und den meisten südlichen Mittelmeeranrainerstaaten ist trotzdem gewachsen. 

Damit die nun vereinbarte Zusammenarbeit die erhofften Früchte tragen kann, wurden konkrete Projekte beschlossen u.a die Reinigung des Mittelmeers, die Förderung der Wirtschaft und der Forschung, der Ausbau der Verkehrsverbindungen und Energielieferleitungen sowie die großflächige Nutzung der erneuerbaren Energien. Vor allem soll das Projekt der Nutzung der Windenergie und der Solarenergie in den Maghrebstaaten verwirklicht werden, dies angesichts der prekären Energieversorgungssicherheit der Europäischen Union bezüglich Erdöl und Erdgas. 

Neben den fossilen Bodenschätzen verfügt das nördliche Afrika und der Nahe Osten über ein hohes Angebot an Solarenergie und Windkraft. Wenn auch die Projekte u.a. die Reinigung des Mittelmeers und der Ausbau von Verkehrsverbindungen auf bilateraler Basis aufgebaut werden können, so wird die Nutzung der erneuerbaren Energien vielmehr aus multilateraler Ebene vonstatten gehen, denn die Investitionskosten sind hier vielfach höher. Durch den Aufbau der dezentralen Energieerzeugungsanlagen und die Zurverfügungstellung an die Bevölkerungen in diesen Ländern wird ihnen ein unverzichtbares Fundament für die eigene wirtschaftliche Entwicklung in die Hand gegeben. 

Die Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen wird nicht nur der einheimischen Bevölkerung einen hohen wirtschaftlichen Nutzen bringen, durch den Verkauf der überschüssigen elektrischen Energie aus den Photovoltaikanlagen und den Windparkanlagen an die europäischen Staaten werden hohe Devisenbeträge in die südlich vom Mittelmeer gelegenen Länder fließen. Die umfassende Friedensregelung, wird laut dem Pariser Abkommen, das gewünschte Vertrauensverhältnis aufbauen und den Menschen die Chancen einräumen, die dringend benötigte wirtschaftliche Aufholjagd zu beginnen.

Elektrische Energie und Meeresentsalzung 

Die Erzeugung der elektrischen Energie aus Solarenergie und Windkraft sowie der Weitertransport nach Norden bedingen die Errichtung eines, das Mittelmeer umspannenden, Hochspannungsnetzes, in welches die einzelnen dezentralen Kraftwerke auf erneuerbaren Energien einspeisen. Es handelt sich hierbei um ein Gleichstrom-Hochspannungssystem mit geringen Übertragungsverlusten, über die benötigte Technologie verfügen wir seit langem. Auch wenn die Maghrebstaaten die Nutznießer dieser Entwicklung sind, so darf nicht vergessen werden, dass die europäischen Unternehmen auf dem Gebiet der Nutzung der erneuerbaren Energien federführend auf dem Weltmarkt sind. Im Jahr 2007 hat die Europäischen Union eine Reihe von Infrastrukturprojekten in Höhe von 38 Milliarden € finanziert, etwa 60 Prozent der weltweiten Ausgaben auf diesem viel versprechenden Gebiet. 

Neben den Photovoltaikfeldern in den Wüstengebieten und den Windenergieparken am Atlantik werden des Weiteren solarthermische Kraftwerke errichtet, die neben der elektrischen Energie in gekoppelter Weise zusätzlich thermische Energie erzeugen. Durch die Zurverfügungstellung dieser thermischen Energie kann die nachhaltige Entsalzung des Meereswassers durchgeführt werden. Den akuten Problemen des Trinkwassermangels in diesen kargen und wasserarmen Regionen kann entgegengewirkt werden. In diesem Zusammenhang muss auf das flexible Instrument des Kyoto-Protokolls, das Clean Development Mechanismus“. hingewiesen werden. Dieses bietet wertvolle Chancen für die EU-Mitgliedsstaaten im Rahmen der gewünschten Reduktionen von Treibhausgasemissionen. 

Wohlwissend, dass der Entwicklungstand der Länder nördlich und südlich des Mittelmeers ein immer gröβeres Gefälle aufweist und dadurch die Gefahr der Instabilität für die gesamte Region wächst, kann man nur die Initiative zur Förderung der Kooperation im Mittelmeerraum begrüßen. „Ich bin sicher dass diese Initiative Früchte tragen wird", so der ägyptische Staatschef Hosni Mubarak, Co-Vorsitzender der gegründeten Mittelmeerunion und José Manuel Barroso, der Präsident der Europäischen Kommission hat diese Kooperation mit diesen Worten beschrieben: “Heute haben wir einen historischen Beitrag zur Zukunft Europas und des Mittelmeerraums geleistet.

Marcel Oberweis