Jean-Claude Juncker: Europa hat viel zu bieten

Der Premierminister im Gespräch mit Studenten der Freien Universität Brüssel

„Europa kann stolz auf seine Leistungen sein und hat als gemeinsames Projekt auch in Zukunft noch viel zu bieten“, so lautet die Kernbotschaft von Jean-Claude Juncker an die Studenten des Instituts für europäische Forschung an der Freien Universität Brüssel (ULB). Der Premier stellte sich am Vorabend des EU-Gipfels den Fragen von Professoren und Studenten. Bei den Diskussionen im Festsaal der Uni stand natürlich die Frage nach den direkten Folgen des irischen Referendums im Vordergrund.

Die Ablehnung des Vertragstextes wertete Juncker unverblümt als Katastrophe. „Ja, die Europäische Union steckt in einer Krise“, gab der Redner zu, warnte allerdings davor, die Integration als solches in Frage zu stellen. Um diese These zu untermauern, erinnerte der Regierungschef an die „abfedernde“ Wirkung Europas angesichts einschneidender Krisen. „Ohne die Wirtschafts- und Währungsunion wäre das europäische Währungssystem zum Beispiel nach dem 11. September heillos überfordert gewesen. Ohne Euro hätten auch andere Krisen zum Chaos geführt“, so Juncker.

Für den Premier und dienstältesten EU-Regierungschef sind auch die aktuellen Turbulenzen bei Lebensmittel- und Energiepreisen nur gemeinsam zu bewältigen. „Übrigens wären die Treibstoffpreise heute schon höher, wenn es den Euro nicht gäbe“, ergänzte der Redner.

Eine Mitverantwortung an der Vertrauenskrise, die Europa durchlebe, treffe, so Juncker, nicht zuletzt auch die Politiker, die europapolitische Zusammenhänge „à la nationale“ erklärten. „Wer die ganze Woche über Böses über Brüssel erzählt, darf sich am Wochenende nicht über das Wahlverhalten seiner Bürger wundern“, argumentierte der Premier, der den Dialog mit den Studenten in besonders offener Art und Weise führte; Selbstkritik inklusive. 
(MaG/Mar.K.)

Quelle: Luxemburger Wort, 20. Juni 2008