Letzten Dienstag philosophierten François Bausch, Alex Bodry und Georges Gudenburg, gemeinsam in einer öffentlichen Debatte über die Hypothese einer Ampelkoalition als Alternative zu einer CSV geführten Regierung…
Der Tod von Ehrenstaatsminister Gaston Thorn wurde verstärkt zum Anlass genutzt, um die Errungenschaften der bis dato einzigen Nachkriegszeitregierung ohne CSV Beteiligung zu würdigen. Vor allem die gesellschaftspolitischen Reformen, die zwischen 1974 und 1979 von der damaligen Thorn-Vouel Regierung in die Wege geleitet wurden, lassen so manchen ins Schwärmen geraten und davon träumen, dass sich die Geschichte in nächster Zeit noch einmal wiederholen möge. So auch François Bausch, Alex Bodry und Georges Gudenburg, die letzten Dienstag gemeinsam in einer öffentlichen Debatte, über die Hypothese einer Ampelkoalition, als Alternative zu einer CSV geführten Regierung, philosophierten.
Mal abgesehen von der mehr als fragwürdigen Notwendigkeit einer solchen Debatte, machte sich unter den Zuhörern sehr schnell eine gewisse Ernüchterung breit. Keiner der drei Politiker konnte handfeste Argumente für die Bildung einer gemeinsamen Koalition hervorbringen. Im Gegenteil, die Redner vermittelten eher den Eindruck, dass sie in den wesentlichen politischen Feldern, inhaltlich meilenweit voneinander entfernt sind. Politische Schnittmengen blitzten nur gelegentlich auf, um zügig wieder Platz für unzählige Trennungslinien zu machen.
Außer einem nostalgischen Rückblick auf die kurzlebige, gemeinsame Regierungszeit, blieb den drei Protagonisten letzten Endes nur die Einsicht, dass noch unzählige programmatische Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssten, um einen gemeinsamen politischen Weg realistisch erscheinen zu lassen.
Im Nachhinein kann dieser politisch irrelevanten Debatte dennoch etwas Positives entnommen werden: zumindest an jenem Abend, bemühten sich die sozialliberalen Vertreter um die historische Wahrheit. Ungewöhnlich selbstkritisch gestanden sie ein, dass die in letzter Zeit übermäßig gelobte gemeinsame Regierungszeit in den 70er Jahren, ihre jeweiligen Parteien einige Male vor eine wahre Zerreißprobe gestellt hat. Sie gaben demnach unumwunden zu, dass in jener Regierung eben nicht alles Gold war, was glänzte.
Eine differenzierte Darstellung historischer Ereignisse müsste an sich, für jeden Pflicht sein. Doch nur die Wenigsten, die sich in den vergangen Monaten zur sozialliberalen Regierungskoalition äußerten, nahmen eine nuancierte Betrachtungsweise an. Schade eigentlich, denn eine einseitige Darstellung der Vergangenheit, entbehrt nicht nur jeder intellektuellen Redlichkeit, sie belastet auch unweigerliche jene politischen Bemühungen, die darauf abzielen, in Zukunft wieder eine bestimmende Rolle zu spielen.
Serge Wilmes
CSJ-Generalsekretär