Marc Spautz arbeitet an zwei Fronten, und verfolgt doch nur ein Ziel. Für ihn ist die politische Tätigkeit eine Weiterführung seines gewerkschaftlichen Engagements, nur eben mit anderen Mitteln
Wort Serie über die luxemburgischen Abgeordneten
Nach dem Grund gefragt, weshalb er sich politisch bzw. gewerkschaftlich engagiere, meint Marc Spautz ganz spontan: “Das wurde mir zu Hause vorgelebt, das habe ich von klein auf mitbekommen.” Er wusste also, worauf er sich einlässt. Durch seinen Vater Jean Spautz kennt er die positiven, aber auch die negativen Seiten einer Politikerkarriere ganz genau. Am Ende überwiegen aber eindeutig die positiven Elemente. Wenn man etwas gestalten möchte, dann müsse man sich politisch bzw. gewerkschaftlich engagieren, schlussfolgert Marc Spautz.
Bereits als 14-Jähriger tritt er 1977 dem LCGB bei, 1981 wird er Mitglied bei der CSJ. Als er in den Nationalvorstand der CSV-Jugendorganisation gewählt wurde, sei es um ihn geschehen gewesen, meint Marc Spautz. Seither geht es zweigleisig weiter. Seit 1998 ist er Generalsekretär des LCGB und seit Juli 2004 sitzt er in der Abgeordnetenkammer. “Es ist wichtig, dass sich Gewerkschafter aktiv in der Politik einbringen, sonst kommt die soziale Komponente zu kurz“, resümiert Spautz. Zusammen mit seinen LCGB-Kollegen Ali Kaes und Marcel Glesener bildet er den sozialen Flügel der CSV-Fraktion. Vor allem eine Volkspartei wie die CSV müsse einen starken sozialen Flügel haben, damit sich alle Schichten der Bevölkerung vertreten fühlten, erklärt Spautz.
Zusammen habe man so manches Gesetzesprojekt durch Ergänzungsanträge sozialer gestalten können. Als Beispiel nennt er das im vergangenen Herbst heiß diskutierte Gesetzesvorhaben 5611. Ohne das Engagement und die zahllosen Änderungsanträge von Gewerkschaftsseite wäre das Gesetz nicht in seiner heutigen Form verabschiedet worden, befürchtet Spautz. Auch wenn man so kurz nach dem Inkrafttreten noch keine Wunder erwarten dürfe, glaubt der Sozialpolitiker fest daran, dass das Gesetz positive Auswirkungen haben wird: “Der politische Rahmen ist nun gegeben, damit die Menschen besser in den Arbeitsmarkt integriert, bzw. reintegriert werden können.” Allerdings bezweifelt Marc Spautz, dass das Gesetz alle Probleme lösen kann. Nach einem guten Jahr müsse man Bilanz ziehen und notfalls noch einmal nachbessern.
Mit Genugtuung blickt Spautz auch auf die rezenten Erfolge beim Arbeitsrecht zurück. Es sei eine Sisyphusarbeit gewesen, sämtliche Texte in dem einen Band des arbeitsgesetzbuches zu vereinen, in dem sich nun jeder zurecht finden könnte.
Positiv bewertet Marc Spautz auch die Einigung in Sachen Einheitsstatut. Damit gehe eine jahrzehntelange gewerkschaftliche Forderung endlich in Erfüllung. “Das Einheitsstatut ist ein großer Schritt in die richtige Richtung“, so Spautz. Einerseits würden nun zumindest im Privatsektor alle Arbeitnehmer gleich behandelt. Aber auch auf Ebene der Sozialversicherungen und der Berufskammern sieht Spautz eindeutige Vorteile. Die möglichen Fusionen werden zu mehr Effizienz führen, glaubt er.
Trotz der Erfolge sieht der engagierte Sozialpolitiker für die Zukunft aber noch genügend Baustellen. Wenn das Einheitsstatut die parlamentarische Hürde genommen habe, müssten die Mitbestimmungsgesetze reformiert werden, fordert er. Vor allem hinsichtlich der Freistellungen der Delegierten rechnet Spautz mit größeren Auseinandersetzungen zwischen den Gewerkschaften und der Arbeitgeberseite.
Eine Reform ist auch bei der externen bzw. der internen Reklassierung dringend notwendig, findet Marc Spautz. Nachdem das betreffende Gesetz nun seit anderthalb Jahren in Kraft sei, zeichne sich ab, dass dringend nachgebessert werden muss. Dass Premierminister Juncker bei seiner Rede zur Lage der Nation eine Reform in Aussicht gestellt hat, stimmt den Sozialpolitiker hoffnungsvoll. Vor allem die Betriebe müssten verstärkt in die Verantwortung genommen werden, verlangt Marc Spautz.
Mit der Reform der Gewerbeinspektion und des Arbeitsamts stehen zwei weitere wichtige Dossiers auf der Tagesordnung. Vor allem von der Reorganisation der Adem verspricht sich Marc Spautz viel. Allerdings müsse man zuerst den Bericht der OECD abwarten, bevor man die Reform gezielt angehen könne. Dabei hofft Spautz, dass das Dossier zügig vorankommt. Erste Ansätze zur Reform seien bereits im Zuge des Gesetzprojekts 5611 erfolgt. Unabhängig von den Schlussfolgerungen der OECD müsse die Reform der Adem aber dazu führen, dass den Arbeitslosen schneller geholfen wird, fordert der LCGB-Generalsekretär. Ohne zusätzliches Personal dürfte dies aber kaum gelingen. Und auch größere Räumlichkeiten scheinen unabdingbar.
Steckbrief: Marc Spautz
Im Parlament seit dem: 13. Juli 2004.
Wahlbezirk: Süden.
Geboren am: 10. April 1963 in Esch/Alzette.
Wohnt in: Schifflingen.
Beruf: gelernter Mechaniker, seit 1998 Generalsekretär des LCGB.
Familienstand: verheiratet, drei Kinder.
Andere politische Mandate: Gemeinderat in Schifflingen vom 1. Januar 1994 bis zum 31. Dezember 1999, anschließend zwischen dem 1. Januar 2000 und dem 14. November 2005 Schöffe. Seit November 2005 gehört Marc Spautz wieder dem Gemeinderat an.
Parlamentarische Kommissionen: Transport (Vizepräsident), Wirtschaft und Energie, Arbeit und Beschäftigung.
Themen: Marc Spautz widmet sich vor allem den sozial- und beschäftigungspolitischen Themen. Im vergangenen Jahr war er Mitglied in der Spezialkommission Tripartite, beim Gesetzesprojekt 5611 und bei der Reform des Code du travail fungierte er als Berichterstatter. Weitere Aktionsfelder sind das Transportwesen und Wirtschaftsfragen.
Quelle: Wort, 14. September 2007, Dani Schumacher