Einsamer Rufer in der Wüste

Marcel Oberweis setzt sich hartnäckig für eine nachhaltige Politik ein

Marcel Oberweis hat Ausdauer. Beim dritten Anlauf schaffte er den Einzug auf Krautmarkt, unermüdlich setzte er sich in seiner Partei für eine ökologische Komponente der Politik ein. “Ich habe früh gelernt, dass man nicht aufgeben darf. Wer seine Ziele erreichen will, muss sich einbringen.”

1968. Im Mai gehen die Studenten in Paris auf die Straße. Die Jugend ist in Bewegung. Traditionen und konservative Strukturen werden in Frage gestellt. Marcel Oberweis ist zu diesem Zeitpunkt gerade mal 19 Jahre alt und tritt in die CSV ein. Damals arbeitet der junge Mann im CFL-Atelier und will eigentlich Lokomotivführer werden. Da begegnet er dem christlich-sozialen Politiker Nicolas Kollwelter.

Eine Begegnung, die seinem Leben eine neue Ausrichtung geben soll. Oberweis absolviert eine Ausbildung zum Techniker. Später nimmt er ein Studium zum Diplom-Ingenieur nach und arbeitet bei den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken. 25 Jahre sollte Oberweis am IST unterrichten. “Eine schöne Zeit, ich bin stolz auf meine Schüler.” Vor kurzem hat Oberweis seine zweite Doktorarbeit abgeschlossen. “Ich habe gelernt Ausdauer zu haben, nie aufzugeben. Wer seine Ziele erreichen will, muss sich selbst einbringen”, so die Lebensweisheit des Marcel Oberweis.

Die Ausdauer kam ihm bei seinem politischen Engagement zugute. “Ich wollte immer politisch mitarbeiten.” Ende der 80er-Jahre wird Oberweis beigeordneter Generalsekretär der Partei unter Willy Bourg. Am ersten Umweltprogramm der CSV arbeitet er aktiv mit. Umweltthemen sollen zu seinem Steckenpferd werden. Die drei Pfeiler der Nachhaltigkeit sind sein Mantra. Wirtschaft, Soziales und Ökologie gehören zusammen. Diese Einsicht will er in seiner Partei fest verankern und scheut sich nicht den Kollegen mit seinen Ausführungen gehörig auf die Nerven zu gehen.

“Früher war ich in der Tat ein einsamer Rufer in der Wüste.” Die Begeisterung für grüne Themen hielt sich im Nationalvorstand in Grenzen. Oberweis sah sich als “Missionar” in Sachen Nachhaltigkeit. Inzwischen hat sich manches geändert. “Die CSV hat sich in der ökologischen Frage neu positioniert”, stellt er zufrieden fest. “Die Wüste beginnt zu blühen.” In der Fraktion hat Oberweis einige Kollegen um sich geschart, die ähnlich denken. Nicht zuletzt Generalsekretär Marco Schank gehört zum “grünen Kern” in der CSV-Fraktion.

Kann sich der “Schwarze im grünen Pelz” denn eine engere Zusammenarbeit mit der grünen Partei vorstellen? Oberweis reagiert überraschend vorsichtig auf die Frage. Wo liegen denn die Schnittstellen zu Déi Gréng? Soweit will sich der christlich-soziale Politiker nun wirklich nicht vorwagen. Oberweis mag es lieber konkreter. Das neue Bewusstsein in Sachen Klimaschutz macht ihn “hoffnungsvoll”. Der Klimawandel werde nicht mehr als “Hirngespinst” abgetan. Die Herausforderung sei bei den Menschen angekommen. “Jeder kann durch sein Tun oder Lassen einen Beitrag leisten”, mahnt Oberweis.

Als Vorsitzender der Landwirtschaftskommission kann Marcel Oberweis seine Ideen und Vorschläge einbringen. Den Entwurf zum Hundegesetz habe die Kommission verbessert und aufgelockert. Oberweis ist zuversichtlich, dass sich für die Vorlage eine Mehrheit finden wird. Auch das OGM-Gesetz sei auf gutem Weg und dürfte im Herbst zur Abstimmung stehen. “Luxemburg kann sich dann als frei von genmanipulierten Organismen betrachten”, so Oberweis.

Die Biolandwirtschaft soll weiter ausgebaut werden, findet der CSV-Politiker. Der ökologische Anbau dürfte aber nicht zur “Doktrin” erhoben werden. In der Ackerbauschule werde inzwischen bei der Ausbildung der jungen Landwirte ohnehin viel Wert auf den Umweltschutz gelegt. Das weitere Wachstum der Bio-Branche sei aber vor allem auf die Verbraucher angewiesen, die bereit sein müssten, einen höheren Preis für die Produkte zu zahlen.

Für den Herbst hat der Abgeordnete eine Debatte über die Großregion im Parlament angestrengt. Elf Millionen Menschen würden im Großraum um Luxemburg leben. Oberweis glaubt an das Konzept der Großregion und ihre Chancen. Nicht zuletzt durch eine Vernetzung der Hochschulen und einen Austausch der Studierenden.

Neben seinem Mandat im Parlament ist Oberweis Gemeinderat in Steinsel. Bürgermeister will er aber nicht werden. Er lehnt Doppelmandate strikt ab. “Es gibt genug kluge Köpfe. Man sollte die Arbeit verteilen”, so seine Erklärung. Oberweis sieht sich als Diener am Wähler. “Man soll sich einsetzen und bescheiden bleiben. So habe ich es immer gehalten.”

VON LAURENT ZEIMET
Quelle: d’Wort, 5. September 2007