Ein Politiker zum Anfassen

Laurent Mosar: Die Gesellschaft, die Finanzen, Europa und die Medien

Der Finanzplatz, die Gesellschaftspolitik, Europa und die Medienpolitik sind die Schwerpunkte, die Laurent Mosar seit 1994 im Parlament setzen will. Das Interesse für die Politik wurde dem CSV-Abgeordneten sozusagen vererbt. Sein Vater, Nic Mosar, war lange Jahre Parteipräsident und Fraktionschef der Christlich-Sozialen. Fraktionssekretär war damals ein gewisser Jean-Claude Juncker.

Noch heute ist Laurent Mosar dankbar für die wertvollen Ratschläge, die sein Vater ihm mit auf den politischen Lebensweg gegeben hat. Doch der Name Mosar erwies sich im Lauf der Karriere nicht immer als Vorteil. Nicht nur, weil der junge Laurent im Gegensatz zu manch unbescholtenem Blatt an der Leistung seines Vaters gemessen wird. Sondern auch wegen persönlicher Affinitäten: “Wer mit meinem Vater nicht gut zurechtkam, kann sich auch nicht unbedingt mit mir anfreunden”, stellt Mosar lapidar fest.

Diesen Widrigkeiten zum Trotz ist Laurent Mosar auf der politischen Karriereleiter bis fast nach ganz oben gestiegen. Nach den Parlamentswahlen 2004 befand er sich sogar auf dem Sprung in die Regierung. Letzten Endes führte Mosar aber als “Stater” Spitzenkandidat die Christlich-Sozialen in die Kommunalwahlen 2005. “Ich wollte die Partei nicht im Stich lassen, nachdem Claude Wiseler bereits ausgeschieden war. In solchen Fragen bin ich ein treuer Parteisoldat”, erklärt der langjährige Schöffe, der nun die Oppositionsbank im Gemeinderat der Hauptstadt drückt. Aber auch dieser ungewohnte Blickwinkel macht dem gelernten Rechtsanwalt Freude, denn nun könne er dem liberal-grünen Schöffenrat “auf die Finger schauen”. Und da entsetzt ihn derzeit vor allem die zögerliche Dialogbereitschaft von DP und Déi Gréng. Mit Erstaunen nimmt Laurent Mosar auch zur Kenntnis, dass selten so wenig in Sachen Umweltpolitik bewegt wurde.

Laurent Mosar ist “Stater” Kommunalpolitiker mit Leib und Seele, weil er den Kontakt mit den Bürgern mag und auch sucht. Deswegen ist er auch in zahlreichen Gesellschaften und Vereinigungen engagiert, wenn auch meist nur als schweigendes Mitglied. “Ich bin ein Politiker zum Anfassen”, sagt er von sich selbst. Wenn Menschen ihn um Rat bitten, dann versucht der Abgeordnete und Anwalt zu helfen. Zum Beispiel, wenn es um die Einführung des Digitalfernsehens geht, wo er sich im Interesse der Verbraucher mit Nachdruck bei Kommunikationsminister Schiltz für eine Übergangsperiode einsetzte.

Die Medienpolitik ist eines der vier politischen Themenfelder, die Laurent Mosar in der Abgeordnetenkammer zu prägen versucht. Besonders stolz ist der CSV-Politiker auch heute noch auf das Pressegesetz – “eines der modernsten Europas” -, das er als Berichterstatter im Mai 2004 auf der Kammertribüne verteidigte.

Als Berichterstatter fühlt sich Laurent Mosar auch besonders von der Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft eingenommen: in seinen Augen das wichtigste Gesetzesprojekt der laufenden Legislaturperiode, da es zur sozialen Kohäsion des Landes beitrage. Dass Ausländer aus dem politischen Entscheidungsprozess ausgeklammert würden, wo sie doch 60 Prozent der einheimischen Arbeitskräfte stellten, sei untragbar. Nach Meinung von Laurent Mosar hat der zuständige Parlamentsausschuss bei der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts gute Arbeit geleistet. Unmittelbar nach Einreichen des Gesetzentwurfs haben die Abgeordneten ihre Beratungen aufgenommen und die Vorlage in einigen wesentlichen Punkten nachgebessert. Dass das Gesetz immer noch nicht in Kraft sei, sei nicht den Abgeordneten zuzulasten, sondern dem Staatsrat, dessen Gutachten auf sich warten lasse.

Nicht nur in der Gesellschaftspolitik versucht Mosar Akzente zu setzen, auch als Präsident des Finanzausschusses sitzt er sozusagen an den Schalthebeln der Macht. Besonders am Herzen liegt ihm der Finanzplatz, wobei er aber mit dem Engagement seiner Abgeordnetenkollegen hadert. “Jeder ist froh, dass wir den Finanzplatz haben, aber nur die wenigsten wollen sich um die Rahmenbedingungen kümmern”, bedauert Mosar. Den ehemaligen ABBL-Direktor und CSV-Fraktionskollegen Lucien Thiel empfindet er denn auch weniger als Konkurrenz denn als reale Unterstützung.

Wäre dann noch die Europapolitik: auch so ein Thema, das auf den Parlamentsrängen nur wenig Begeisterung hervorruft, das aber jedes andere Politikfeld betrifft, meint Mosar. Und wenn er als Präsident der luxemburgischen Cosac-Delegation an internationalen Tagungen teilnimmt, sei das kein Tourismus, sondern “knallhartes Geschäft”.

VON JOELLE MERGES

Quelle: d’Wort, 1. September 2007