Ihr politisches Hauptinteresse definiert Sylvie Andrich-Duval ganz klar: Alles, was zur Verbesserung der Lebensqualität der Familien beitragen kann
Wort-Serie über die luxemburgischen Abgeordneten …
Die Lage der Familien liegt ihr ganz besonders am Herzen. Der berufliche Weg zeichnete dabei den der Politikerin vor. Lange Jahre arbeitete Sylvie Andrich-Duval mit Familien in Krisensituationen, zuletzt als Leiterin der Stiftung “Pro Familia” und als Regierungsrätin, bevor sie sich vor 14 Jahren erstmals in der Kommunalpolitik engagierte. Dem Gemeinderat in Düdelingen gehört die CSV-Politikerin seit September 1998, dem Parlament seit Oktober 2005 an.
Die langjährigen Erfahrungen der Diplompsychologin mit notleidenden Familien, etwa im Service du placement familial “Fir ons Kanner” oder in der Stiftung Pro Familia, waren ausschlaggebend für ihr Wirken in der Politik. “Die Arbeit mit Familien ist praktisch der verlängerte Arm in die Politik. Probleme, die man auf dem Terrain gesehen hat, können so in die Politik einfließen und helfen, Dinge zu bewegen”, hebt die Abgeordnete hervor. Ihr politisches Hauptinteresse definiert Sylvie Andrich-Duval denn auch ganz klar: alles, was zur Verbesserung der Lebensqualität der Familien beitragen kann und hierbei gelte es, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen.
Dabei lässt Sylvie Andrich-Duval sich nicht allzu sehr auf die ideologischen Grabenkämpfe in der Debatte um die Familienpolitik ein. Mit Blick auf die zwei “Lager”, die sich in der Öffentlichkeit gebildet haben und je nachdem die Unterstützung der klassischen Form der Familie oder die Ausweitung der Kinderbetreuung fordern, verweist sie auf die drastischen Veränderungen nicht nur der Lebens- und Arbeitsbedingungen, sondern auch der Familienstrukturen hin: “Waren früher oft mehrere Generationen am Leben der Kinder beteiligt, so sind heute Eltern und Kinder meistens allein auf sich gestellt. Dadurch wird die Belastung viel höher.”
Ausdrücklich aber spricht sich die Abgeordnete dafür aus, das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn Kinder auswärts betreut werden sollen, so müsse unbedingt dafür Sorge getragen werden, dass die Qualität stimmt. “Ich will mich dafür einsetzen, dass jede Familie die Möglichkeit der Wahl hat. Das Ziel soll sein, dass die Familien die Möglichkeit haben, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wünschen. Und es ist die Herausforderung an uns Politiker, dass wir die Rahmen so setzen, dass dies möglich ist.”
Als größte persönliche Herausforderung in ihrer eigenen unmittelbaren politischen Zukunft betrachtet die Abgeordnete das Projekt “Tageseltern”, bei dem es im Wesentlichen darum geht, gesetzliche Renten- und Krankenversicherungen für Tageseltern, also für Frauen und Männer, die Kinder zu Hause betreuen, einzuführen. Ein weiteres Projekt, das ihr am Herzen liegt, ist ein Gesetz, das jetzt auf den Instanzenweg gebracht wird. Im Kinder- und Jugendschutz sollen andere, mehr auf Prävention ausgerichtete Prozeduren geschaffen werden, die Familien in Not rechtzeitig eine Stütze bieten, bevor diese mit dem Jugendgericht konfrontiert werden müssen. Sylvie Andrich-Duval plädiert dabei allgemein für eine eher präventive Vorgehensweise im Sozial- und Gesundheitssektor. Es müssten Dienstleistungen angeboten werden, die den Eltern und Kindern helfen, bevor die Probleme erst entstünden. Dies wäre die ideale Vorgehensweise.
“Richtege Minettsdapp”
Ihr sozialer Ansatz kommt dabei nicht von ungefähr. Der Süden des Landes als ehemaliges Zentrum der Stahlindustrie hat sie geprägt. Großeltern und Eltern wuchsen im “Minette” auf, sie selbst bezeichnet sich als “richtege Minettsdapp”. Und ein klein wenig stolz ist sie schon darauf, dass sie es bei den letzten Kommunalwahlen schaffte, mit ihrem Team die Anzahl der CSV-Sitze im Gemeinderat zu verdoppeln.
Den Übergang von Kommunal- zu Nationalpolitik sieht sie fließend, sogar positiv. Denn die Kommunalpolitik erlaube es, die Sorgen und Probleme der Bürger, insbesondere von Familien, auf die Ebene der nationalen Politik zu heben, die ihrerseits wiederum einen anderen, weiteren Blickwinkel biete.
Diesen nahtlosen Übergang vertritt sie übrigens auch bei ihrem größten Hobby: Sie ist nicht nur Nationalpräsidentin des Kleintierzüchterverbands (Usal), sondern auch Vorstandsmitglied der lokalen Sektion. Das Hobby hat sie sozusagen geerbt, ihr Vater war 20 Jahre lang Sekretär im lokalen Verein.
In ihrer Freizeit übt Sylvie Andrich-Duval regelmäßig Sport aus, am liebsten Indoor – der zeitlichen Flexibiliät wegen. Neben Sport sind regelmäßige Spaziergänge in der Natur sowie Lesen ein wichtiger Ausgleich. Liebstes Nahreiseziel für kurze Abstecher ist der Schwarzwald, den die Familie seit 25 Jahren besucht.
Wort, 17. Juli 2007, Hortense Bentz