Neben der Sonnenenergie und der Biomasse hat die Windenergie eine Chance, ihren wichtigen Beitrag in der dezentralen Energiebereitstellung zu erbringen. Ein Beitrag vom CSV-Klimaexperten Marcel Oberweis
Der europäische Gipfel hat am 8. und 9, März eindeutige Ziele für die Nutzung der erneuerbaren Energien in Europa bis zum Jahr 2010 gefasst. Der Klimawandel und die schleichenden Konsequenzen bedingen ein Umdenken im Energieverbrauch, die ICC Berichte haben dies neben der Äußerung von Sir Nicholas Stern unterstrichen. Die erneuerbaren Energien und die nachwachsenden Rohstoffe steuern derzeit bereits 15 Prozent des EU-Stromverbrauchs bei. Durch die Nutzung der erneuerbaren Energien werden wir die Abhängigkeit der fossilen Energien sowie die Emission von Treibhausgasen verringern. Neben der Sonnenenergie und der Biomasse hat die Windenergie angesichts der vielen Küsten in Europa eine Chance, ihren wichtigen Beitrag in der dezentralen Energiebereitstellung zu erbringen. Dies sowohl durch die Errichtung von Windenergieanlagen auf dem Festland also auch im off-shore-Bereich.
Auch wenn der Biomasse ein breiter Nutzungsraum beigemessen wird, so heißt es doch wachsam bleiben und nicht die Nahrungsmittelproduktion vernachlässigen. Die Windenergie hat jedoch mittelfristig ein hohes Ausbaupotenzial, weltweit boomt der Markt, sowohl in den Industrieländern, den Schwellenländern und den Entwicklungsländern. Die Windenergie weist eine durchschnittliche Wachstumsrate von etwa 30 Prozent pro Jahr auf und mehr als zwei Drittel der weltweit installierten Windleistung entfallen heute auf Europa. Durch die Windenergie konnten etwa 85 Mrd. kWh elektrische Energie im Jahr 2005 produziert werden, fast 3 Prozent des Gesamtverbrauchs.
Mittlerweile hat die Industrie bereits Windenergieanlagen mit einer Einheitsleistung von 5 MW für das Festland entwickelt und die Forschung & Entwicklung spricht von Anlagen von 10 MW für den off-shore-Bereich. Ende 2006 waren Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von über 50.000 MW in den 27 EU-Mitgliedstaaten installiert, davon allein 20.000 MW in Deutschland. Weltweit waren 75.000 MW installiert und man erkennt den hohen Nachholbedarf im außereuropäischen Bereich.
Beim Zubau für das Jahr 2006 liegen folgende Werte vor: die USA mit 2500 MW, Deutschland mit 2000 MW, Indien mit 1750 MW und China mit 1400 MW. China hat sich die Vorgabe gegeben, 10 Prozent erneuerbare Energien bis zum Jahr 2010 und möglicherweise 17 Prozent bis 2020 zu nutzen. Man sieht demzufolge mit viel Zuversicht auf die Schwellenländer und dies angesichts der Reduzierung der Treibhausemissionen sowie der Stabilisierung der maximalen Erhöhung der Erdatmosphäre auf maximal 2 Grad Celsius.
Die Prognosen des Europäischen Windenergieverbandes (EWEA) lassen ein Anwachsen um weitere 50.000 MW in Europa bis 2020 erkennen. Die Windenergie könnte möglicherweise bis zu 16 Prozent der elektrischen Energie in der EU erbringen, wenn die nötigen Rahmenbedingungen vorliegen. In Luxemburg hat die Nutzung der Windenergie vor Jahren begonnen und die ersten Windenergienlagen mit einer installierten Leistung von 35 MW stehen im ländlichen Raum, weitere Anlagen befinden sich in der Planung und dürften den Windpark auf etwa 50 MW erhöhen.
Neben den umweltschützerischen Gedanken der Nutzung der Windenergie darf nicht vergessen werden, dass diese Wirtschaftsbranche mittlerweile über 100.000 dauerhafte Arbeitsplätze in Europa geschaffen hat. Wenn auch die Energieeinsparung das wichtigste Mittel darstellt, den Energieverbrauch zu reduzieren, so stellt die Nutzung der Windenergie, eine heimische Energie, ein bedeutendes Standbein der nachhaltigen Entwicklung dar. Deshalb hat der Europäische Windenergieverband den 15. Juni 2007 zum Ersten Europäischen Windenergietag erkoren.
Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter