CSV-Generalsekretär Marco Schank im Wort-Gepräch
d’Wort: Herr Schank, Sie sind Bürgermeister von Heiderscheid, Abgeordneter, Präsident des ONT und des Naturpark Uewersauer, Krimiautor und nicht zuletzt Familienvater. Wo findet man bei so einem Pensum noch Zeit für die Aufgaben eines Generalsekretärs der CSV?
Man muss Prioritäten setzen und von guten Leuten umgeben sein. Ich delegiere gerne Aufgaben und will nicht alles alleine machen. Das ist nicht mein Stil. Ich bin kein Einzelkämpfer und bevorzuge die Teamarbeit. Meine Kinder sind erwachsen, sonst würde und könnte ich mir das nicht alles aufbürden. Ich lege Wert darauf, mir an Wochenenden Freizeit zu gönnen und die Ferien nutze ich zum Schreiben.
d’Wort: Ein Generalsekretär soll die Partei in Schwung bringen. Sind Sie als Abgeordneter nicht zu sehr an die Kollegialität und den Fraktionszwang gebunden, um der CSV neben der Regierungspolitik ein eigenständiges Profil zu geben?
Ich glaube nicht. Mit 24 Abgeordneten stellen wir eine große Fraktion. Das hat aber den Vorteil, dass man sich als Abgeordneter nicht um alles kümmern muss und sich auf einzelne Politikfelder und Aufgabenbereiche konzentrieren kann. Mit meinen Kollegen komme ich gut zurecht und mit Fraktionschef Michel Wolter pflege ich eine fruchtbare Zusammenarbeit. Ich kann ja auch eine Brücke zwischen der Fraktion und der Partei schlagen und als Abgeordneter ist man immer auf dem Laufenden.
d’Wort: Sie haben angekündigt, dass die Mitglieder der CSV stärker in die Entscheidungsverfahren eingebunden werden sollen. Wie soll das gehen? Muss man sich auf hitzige Kongresse einstellen?
Das ist nicht unser Ziel und offener Streit ist nicht unser Stil. Nein, es geht darum, die Talente unserer Mitglieder besser zu nutzen. Wir setzen auf die Mitglieder. Unser Motto lautet: “Jidder Eenzelnen zielt – Mci wi jee”. Jeder soll sich nach Belieben und Interesse in die Arbeit der Partei einbringen können. Jeder kann durch seine Meinung und seine Ideen die Entscheidungsfindung beeinflussen. Natürlich gelangt man an einen Punkt, wo Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen und nicht alle einverstanden sein können. Sachverstand und Dialog, das ist mir wichtig und so habe ich das bisher auch erfolgreich in meiner Gemeinde gehandhabt. Jeder soll sich beteiligen können.
d’Wort: Wurde denn bisher in der CSV nicht genug diskutiert?
Doch natürlich. Aber man kann vieles noch verbessern. Wir wollen offensiver in unserer Kommunikation werden.
d’Wort: Welche Themen will die Partei besetzen?
Die Wohnungsbaupolitik, Landesplanung, Klimawandel, doppelte Staatsbürgerschaft, Palliativmedizin, um nur einige Aufgabengebieten zu nennen. Themen also, die den Menschen unter den Nägeln brennen.
d’Wort: Aber diese Themen sind doch eigentlich bereits Bestandteil der aktuellen Regierungspolitik …
Das eine schließt das andere ja nicht unbedingt aus. Die CSV muss jedoch ohne Zweifel ihr ökologisches Profil schärfen. Das werden wir mit Sicherheit tun.
d’Wort: Wie wollen Sie junge Menschen für die CSV gewinnen?
Die CSV braucht junge Menschen. Ihre Wünsche, ihre Erwartungen und ihr Wissen haben in der Partei einen festen Platz. Die CSV tut gut daran, den Kontakt zur Jugend zu intensivieren. Wir haben ein offenes Ohr für die Jugendlichen. Ich denke aber auch, dass die Jugend sich über die CSV Gehör verschaffen kann. In der Debatte um das Tripartitc-Gesetz 5611 hat sich die CSJ wohltuend von anderen Stimmen abgehoben. Sie war kritisch aber zugleich konstruktiv.
d’Wort: Wie es heißt, haben sich die Fraktionen über eine Regelung der Parteienfinanzierung verständigen können. Die CSV forderte, diese Geldmittel vor allem zu Bildungszwecken zu nutzen. Wird es so kommen?
Es sieht ganz danach aus. Den Parteien muss es gelingen, wieder Interesse an der Politik zu wecken. Bildungsarbeit war in der CSV immer schon relevant und ist eine Voraussetzung, damit jeder mitdiskutieren kann.
d’Wort: Francois Biltgen kündigte auf dem letzten Nationalkongress an, dass die CSV bei den Europawahlen 2009 mit getrennten Listen antreten wird. Es soll also keine Doppel-Kandidaturen geben. Bleibt es dabei, oder regte sich Widerstand gegen diesen Vorstoß?
Nein. Dabei bleibt es. Wir haben darüber im Nationalkomitee diskutiert und dieser Vorschlag wird von einer breiten Mehrheit getragen. Wir sind uns natürlich bewusst, dass das nicht unbedingt einfach werden wird. Aber die Bürger erwarten, dass sie im Voraus wissen, wer ein Mandat im Europaparlament antreten wird.
INTERVIEW: LAURENT ZEIMET
Quelle: d’Wort vom 5. Februar 2007