Das Arbeitsamt : eine Dauerbaustelle ?!

Punkto Personal und Leistungsangebot muss sich das Arbeitsamt an neue Herausforderungen anpassen. Marc Spautz, LCGB-Generalsekretär und CSV Abgeordneter îm “Soziale Fortschrëtt”
Dass sich die Gemüter am Arbeitsamt scheiden, wenn die Arbeitslosenzahl in die Höhe schnellt, dürfte eigentlich niemanden verwundern. Dass im selben Atemzug dann auch Änderungsvorschläge zur Arbeitsweise des Arbeitsamtes auf den Tisch kommen, dürfte auch niemanden verwundern. Dass dies aber öffentlich in der Presse diskutiert wird, ehe sich die zuständigen staatlichen Institutionen und Stellen damit befassen konnten, ist aber schon eher verwunderlich. Nun sei’s drum!

Die Vorschläge des Ombudsmannes nun sollten dann auch Anlass sein, sich mit dem einen oder anderen Vorschlag genauer zu befassen. Dabei sei aber angemerkt, dass einige dieser Vorschläge bereits Ende der Neunziger Jahre diskutiert worden sind.

Ausbildung der Arbeitsvermittler anpassen

Seit dieser Zeit ist die Belastung der Arbeitsvermittlung weiterhin gestiegen und dies wird auch von keinem bestritten. Entscheidungen müssen aber endlich im Zusammenhang mit der Ausbildung respektive der Grundausbildung der Arbeitsvermittler fallen. Solange ein Arbeitsamt seine Vermittler nach dem gleichen Schema einstellt wie dies auch der Rest der Staatsverwaltung tut, braucht man sich eigentlich nicht über die Resultate zu wundern. Wie soll ein Beamter, der in der Laufbahn des “rédacteur” eingestellt wird, Hochschulabsolventen vermitteln oder auch noch Facharbeiter. Er hat nie einen Industriebetrieb gesehen, weiß nicht was ein Produktionsablauf ist, von der Arbeit eines Fondsmanagers geschweige denn zu sprechen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf! Die Entscheidung Berater aus der Privatindustrie im Arbeitsamt den Kontakt zum Arbeitsmarkt herstellen zu lassen, ist da ein richtiger Schritt in die richtige Richtung – er genügt aber nicht!

Es ist aber auch eine Realität, dass ein Teil der Arbeitssuchenden nicht nur einer Hilfe bei der konkreten Arbeitssuche bedarf, sondern dass sie auf weitergehende Hilfe angewiesen sind. So wäre es auch an der Zeit zu überlegen, ob nicht jene Abteilung, die sich im Moment gezielter um Arbeitssuchende kümmert, die seit mindestens 3 Monaten auf dem Arbeitsamt eingeschrieben sind, früher einbezogen werden muss. Hier arbeiten ja Sozialpädagogen und Psychologen und es stellt sich dann auch die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, wenn diese Abteilung integraler Bestandteil der Vermittlung sei. Zumindest könnten so früher die eventuellen Defizite der Arbeitssuchenden erkannt werden und dann gezielt diesen entgegengewirkt werden und dies in enger Zusammenarbeit mit den Vermittlern. Und dies würde es jenen auch erlauben sich auf ihre Kernaufgabe zu konzentrieren: die Vermittlung.

Dass mit dem Anwachsen der Arbeitslosigkeit das Arbeitsamt auch einen Bedarf an mehr Personal anmeldet, ist wohl berechtigt. Dies betrifft jedoch nicht alleine nur die Vermittlung. So muss ja auch noch das Arbeitslosengeld berechnet und ausgezahlt werden; die Arbeitsbeschaffungsmassnahmen müssen organisiert und betreut werden. Und eine weitere Abteilung, deren Inanspruchnahme nicht nachlässt, ist jene der Berufsberatung.

Berufsberatungsfunktion des Arbeitsamtes verstärken

Seit Jahren schon hat Luxemburg ein Problem mit Jugendlichen, die das Schulsystem, sei es ohne Abschluss, sei es mit einem vom Arbeitsmarkt nicht benötigten Abschluss, verlassen. Hier ist und wird die Berufsberatung des Arbeitsamtes immer stärker gefordert. Immer mehr Schulen respektive Eltern und Schüler wollen sich über den Arbeitsmarkt, die Berufsaussichten informieren. Dieser Nachfrage nachzukommen ist aber nur möglich, wenn genügend Berater vorhanden sind! Bemerkt sei in diesem Zusammenhang auch, dass jeder Cent der in eine optimale und adäquate Beratung investiert wird, die Investition in teure Umschulung und Arbeitslosengeld erspart!

Das Arbeitsamt ist eine Baustelle; es wird auch in Zukunft eine Baustelle bleiben, wenn nicht endlich die richtigen sprich vielleicht auch radikaleren Lösungen angestrebt werden. Eine der ersten muss sein endlich ein Berufsprofil für die Arbeitsvermittler zu erstellen und dementsprechend dann auch bei der Einstellung vorzugehen.

Marc Spautz, LCGB Generalsekretär, CSV Abgeordneter

Quelle: Soziale Fortschrëtt, November 2006