Familienministerin und CSV-Vizepräsidentin Marie-Josée Jacobs über die Maisons Relais pour Enfants”
Profil: “Seit einem guten Jahr funktionieren in verschiedenen Gemeinden so genannte “Maisons Relais pour Enfants”. Was ist das Ziel? Welche Philosophie steckt dahinter?”
Marie-Josée Jacobs: “Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Eltern – Männer und Frauen – sollten frei entscheiden können, wie sie jeweils am besten Familie und Beruf in Einklang bringen. Das Angebot guter Kinderbetreuungsangebote ist besonders für viele Frauen die notwendige Voraussetzung, sich überhaupt für eine berufliche Tätigkeit zu entscheiden und sich beruflich konsequent zu engagieren.
Deswegen bemühen wir uns, das bestehende Netz von Betreuungsstrukturen weiter auszubauen. Ein wichtiger Baustein sind dabei die “Maison Relais pour Enfants”.
Eine “Maison Relais pour Enfants” ist ein Foyer, in dem Kinder sehr flexibel und dem realen Bedarf der Familien entsprechend aufgenommen werden. Sie wird zum “Relais”, zur Brücke zwischen dem Elternhaus, der Schule, der Dorfgemeinschaft mit ihren Vereinen und gegebenenfalls den Großeltern, Freunden oder Nachbarn. Sie ergänzt und vernetzt somit die übrigen Lebensräume der Kinder.
“Die “Maisons Relais pour Enfants” sind ein wesentliches Element einer dynamischen und kreativen Kinder- und Familienpolitik. Damit dieses Projekt im Sinne der Kinder und Eltern erfolgreich realisiert werden kann, sind natürlich viele Partner – besonders die Gemeinden – gefordert. Dabei bin ich mir selbstverständlich bewusst, dass die konkrete Ausgestaltung dieser flexiblen und außerschulischen Ganztagsbetreuung für Kinder, nicht alleinige Aufgabe und Verantwortung der Gemeinde ist.”
Positive Bilanz, jedoch weitere Schritte müssen folgen
Profil: “Hat sich das Konzept bewährt? Wie sieht eine erste Bilanz aus?”
MJ. Jacobs: “Ich bin sehr zufrieden damit. Immerhin verfügen wir bereits über 8.800 Plätze in 81 Gemeinden. In den nächsten Jahren entstehen in allen Landesteilen weitere Infrastrukturen mit einer zusätzlichen Auffangkapazität für 9.600 Kinder. Mit dem Ausbau entsprechen die Kommunen und der Staat der effektiven Nachfrage junger Familien.
Die Bilanz ist allerdings nicht nur positiv, weil die Nachfrage so groß ist. Die “Maisons Relais” sind einem pädagogisch anspruchsvollen Konzept verpflichtet. Sie sind weit mehr als Kinderbewahrungsstellen. Sie fördern die soziale und kulturelle Integration der Kinder und ihrer Familien. Sie vermitteln gesellschaftliche Grundwerte wie Respekt und Toleranz. Sie bieten Geborgenheit und Wärme. Kinder werden hier ohne den gängigen Leistungsdruck gefördert. Es bleibt Zeit und Raum zum Erzählen, Gestalten, Spielen und Tollen. Über die “Maisons Relais” lässt sich der Austausch mit den Eltern spontan und problemlos gestalten.”
Zusammenarbeit mit Gemeinden
Profil: “Wie wichtig sind Investitionen in die außerschulische Betreuung? Wie steht es um die Zusammenarbeit mit den Gemeinden? Wie sollen einheitliche Standards gewährleisten werden?”
MJ. Jacobs: “Seit einigen Jahren bemühen wir uns darum, möglichst viele Kommunen als Partner zu gewinnen. Die weitaus meisten Gemeindeverantwortlichen wissen, dass ein großer Bedarf besteht. Die Erfahrung zeigt, dass die Eltern das Angebot nutzen, sofern es vorhanden ist. Viele Gemeinden haben den Schülern zunächst eine Betreuung während der Mittagspause angeboten. Wir wünschen, dass sie das Angebot progressiv ausbauen – dies mit dem Ziel, möglichst rasch eine Ganztagsbetreuung zu gewährleisten. Ich lege großen Wert darauf, dass die “Maisons Relais” auch während der Schulferien geöffnet bleiben.
Im Gegenzug beteiligt sich der Staat mit 10 000 Euro an den Infrastrukturausgaben für jeden geschaffenen Betreuungsplatz. Zusätzlich übernimmt der Staat 50% des Defizits bei den Funktionskosten. Der finanzielle Beitrag der Eltern ist nach sozialen Maßstäben gestaffelt. Es ist allen Partnern wichtig, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien keinesfalls ausgeschlossen werden dürfen.
Die berufliche Qualifikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, eine konsequente Konzeptarbeit, regelmäßige Weiterbildungsangebote, die wissenschaftliche Begleitung durch in- ausländische Forschungsstellen, die enge Zusammenarbeit zwischen den Kommunen, den Trägergesellschaften und dem Familienministerium: all dies sind wesentliche Faktoren einer effizienten Qualitätssicherung.”