Mikrofinanz trägt zum Frieden bei

Der Friedensnobelpreis wird an Mohammed Junus verliehen der in Bangladesch mit Kleinstkrediten dazu beiträgt, dass sich Menschen aus der Armut befreien können. Entwicklungshilfeminister Jean-Louis Schiltz zum Thema Microfinanzen

Entwicklungshilfeministerium

Télécran: Können Sie die Entscheidung des Nobel-Komitees nachvollziehen?

Jean-Louis Schiltz: Dass Frieden und Entwicklung eng miteinander verbunden sind, zeigt die Entscheidung des Nobel-Komitees. Dort wo Krieg und Instabilität herrschen, gibt es kaum Entwicklung. Andersrum trägt Entwicklung immer auch zur Stabilität bei. Diese Parameter der internationalen Beziehungen wurden von UNO-Generalsekretär Kofi Annan vorgegeben. Sie wurden nun vom Nobel-Komitee gewissermaßen, und auf beeindruckende Art und Weise, umgesetzt.

Dass Mohammad Junus und die Grameen Bank die Ehrung durch den Friedensnobelpreis erst im Jahre 2006 erfahren, ist eine gute Sache. Sie bedarf im Grunde keiner weiteren Erklärung, wenn wir die Umsetzung der Millennium-Entwicklungsziele fest im Auge behalten. Erfolgreiche und wieso nicht auch weniger traditionelle Methoden wie Mikrofinanz tragen dazu bei, die Pertinenz von gut durchdachter internationaler Entwicklungszusammenarbeit immer wieder wirksam zu unterstreichen und somit das notwendige politische Moment zu bewahren.

Ist das der Weg, der weltweit eingeschlagen werden muss?

Jean-Louis Schiltz: Kleinstkredite an die Ärmsten unter den Armen in Entwicklungsländern tragen erwiesenermaßen zur Armutsbekämpfung bei. Das heißt allerdings nicht, dass Kleinstkredite zum Allheilmittel gegen die Probleme der Entwicklungsländer hochzustilisieren sind. Leider, möchte man schon fast sagen. Eins-zu-eins-Verplanzungen eines gelungenen Mikrokreditschemas aus Asien zum Beispiel sind nur sehr selten anderwärtig von Erfolg gekrönt. Kulturelle Akzeptanz und rahmenspezifische Anpassungen sind notwendige Vorbedingungen.

Man soll die Diskussion über Mikrofinanz nicht auf Kleinstkredite beschränken. Erste Erfahrungen zeigen bereits heute, dass sehr arme Bevölkerungsschichten auch auf effiziente Weise auf andere Finanzinstrumente im Sinne der Armutsbekämpfung zurückgreifen können. Ich denke hierbei an Mikro-Sparkonten, Versicherungen und preiswertere Wege für internationale Geldtransfers der Diaspora.

Welche Akzente setzt Luxemburg bei der Entwicklungshilfe, wenn es die Mikrofinanzen in diesem Herbst ins Rampenlicht stellen will?

Die Luxemburger Entwicklungspolitik setzt weiterhin bei der Armutsbekämpfung auf solide Arbeit in den traditionellen Sektoren Erziehung, Gesundheitswesen und integrierte lokale Entwicklung. Allerdings gehört unser Engagement in Sachen Mikrofinanz, zusammen mit Aktivitäten in den Bereichen der beruflichen Ausbildung und Integration, zu den zusätzlichen Stoßrichtungen, die sich uns ergänzend als Erfolg versprechend aufdrängen.

Wie in allen Bereichen unserer Entwicklungszusammenarbeit sind wir entschlossen, auch im Bereich Mikrofinanz, nicht nur durch quantitative Konsequenz (sprich: höhere Budgets), sondern auch durch aktive Teilnahme an der gestalterischen Diskussion mitzumachen. Durch das spezifische Umfeld in Luxemburg und die mittlerweile nicht mehr zu leugnende Kompetenz in diesem Feld, wollen wir auch in Sachen Mikrofinanz unsere Erfahrungen konstruktiv auf internationalem Niveau einbringen.

Quelle: Telecran, 18. Oktober 2006, Uli Botzler