Laurent Mosar über Uni-Standort im LW-Interview
D’Wort: Die Entscheidung der Regierung ist zu Ungunsten der Hauptstadt ausgefallen. Herr Mosar, wie bewerten Sie dies als Chef der größten Oppositionspartei im Gemeinderat?
In der Regierungserklärung war festgehalten, dass zwei Fakultäten in der Hauptstadt bleiben sollten, während die Cite des sciences nach Esch/Belval kommen sollte. Die Entscheidung, davon abzuweichen, bleibt weiterhin für uns nicht sehr glücklich.
D’Wort: Sehen Sie noch Hoffnung für die Hauptstadt?
Ich möchte dabei verschiedene Aussagen in den Medien zurückweisen, dass die Regierung sich auf einen einzigen Standort festgelegt hätte. Es spricht nichts dagegen, dass ein Teil der Uni nach 2009 – wenn die Entscheidung über die Jura- und die Wirtschaftsfakultät fallen soll – in der Hauptstadt bleibt. Die Entscheidung der Regierung hat eine Tür offen gelassen. Wir müssen uns jetzt mit großem Einsatz weiter dafür einsetzen, dass der Standort Luxemburg auch nach 2009 weiter bestehen bleibt. Ich weise daraufhin, dass der blaugrüne Schöffenrat sich im Vorfeld der Entscheidung nicht proakttv genug bei der Regierung eingesetzt hat. Er tat dies erst, als die Entscheidung getroffen war.
D’Wort: Uni-Rektor Rolf Tarrach hat in einem ,Wort”-lnterview gesagt, dass es in 20 Jahren bis zu 15 000 Studenten im Großherzogtum geben könnte und dann ohnehin zwei Standorte vorstellbar wären…
Mit zwei Standorten hätten wir in der Tat kein Problem. Auch im Ausland kommt es oft vor, dass es eine Uni gibt, aber zwei oder drei Standorte. Warum sollte das in Luxemburg nicht der Fall sein?
D’Wort: Was spricht Ihrer Meinung denn gegen einen einheitlichen Standort Belval?
Es macht wirtschaftlich keinen Sinn, die Fakultäten vom gut funktionierenden Standort Limpertsberg abzuziehen. Die dortigen Gebäude würden dann leer stehen, weil sie sich nur für schulische Zwecke eignen. Besonders in wirtschaftlich schwereren Zeiten wäre das keine weise Entscheidung. Vor allem aber besteht in der Hauptstadt für die Fakultäten Jura, Wirtschaft und Finanzen die Nähe zum Finanzplatz und den EU-Einrichtungen. Es wäre unsinnig, diesen Vorteil nicht zu nutzen. Hinzu kommt, dass in der Hauptstadt bereits 200 bis 300 Studentenwohnungen geplant sind.
D’Wort: Was wollen Sie jetzt konkret tun?
Wir haben als CSV-Stadtfraktion mit Erfolg darauf hingewirkt, dass für die Hauptstadt eine Tür offen bleibt. Am kommenden Donnerstag hat die CSV-Stadtfraktion eine Unterredung mit Hochschulminister Francois Biltgen. Wir werden auch den Schöffenrat dabei unterstützen, genauso wie wir in der Abgeordnetenkammer in diesem Sinne intervenieren wollen.
Interview: Raphael Zwank
D’Wort, 10. Januar 2006