Die Restrukturierung der CFL muss thematisiert werden

Georges Bach: Menschen suchen und brauchen Stabilität. Der Wunsch Dinge überschauen zu können und der Wunsch nach Sicherheit und Ordnung prägen unser tägliches Denken und Handeln

Menschen suchen und brauchen Stabilität. Der Wunsch Dinge überschauen zu können und der Wunsch nach Sicherheit und Ordnung prägen unser tägliches Denken und Handeln.

Immer häufiger kommt es allerdings vor, dass diese Situation auf drastische Art und Weise gestört wird. Veränderungen, neuerdings Reformen genannt, wiederholen sich in letzter Zeit in einem bisher nicht gekannten Rhythmus. Besonders die Arbeitswelt, neben der Familie eine der tragenden Säulen in unserem Leben ist hiervon betroffen. Es sind nicht nur die spektakulären Fusionen von internationalen Unternehmen sondern ebenfalls kleine Firmen und Institutionen die zunehmend fundamentale Veränderungen erfahren.

Die Liberalisierung im Eisenbahnverkehr bringt mit sich, dass auch die Eisenbahnen in Europa zum Teil sehr starke Umstrukturierungen durchführen müssen. Sie werden innerhalb kürzester Zeit gedrängt, sich aus staatlichen Verwaltungsstrukturen heraus, hin zu kommerziellen Unternehmen zu wandeln. Hiervon betroffen ist ebenfalls die CFL.

Sozusagen im stillen Kämmerlein sind seit geraumer Zeit ein paar “Strategen” dabei, eine neue Struktur der CFL auszuarbeiten. Eine neue Gesellschaftsform, neue Organisationsstrukturen sollen die CFL für die Zukunft “fit” machen, nachdem eine Studie bewiesen hat, dass ein gut organisiertes und gut geführtes Eisenbahnunternehmen in der Großregion Bestand haben kann.

Allerdings werden in diese Überlegungen die wenigsten eingebunden. Diese Verhaltensweise, diese Geheimnistuerei lässt eine ganze Bandbreite an Spekulationen zu. Bei vielen löst diese Unsicherheit ein Gefühl von größter Sorge aus, die über kurz oder lang in Angst umschlägt. Angst vor dem Verlust aller liebgewonnenen Gewohnheiten und Vergünstigungen, anschließend Angst um Veränderung ihres Arbeitsplatzes bis hin zu Angst um ihre Zukunft.

In unseren Augen ist diese Situation untragbar. Da wird hinter den Kulissen von einer Verschiebung der Machtverhältnisse gesprochen, von Zerschlagung der bestehenden Strukturen, vom Abschaffen erkämpfter Errungenschaften, Infragestellung sozialer Ansprüche usw.

Dieses Mix an Gerüchten, Halb- und Unwahrheiten, zum Teil auch unbequemen Wahrheiten und unumgänglichen Tatsachen verbreitet sich mit Lichtgeschwindigkeit und löst in der jetzigen Situation bei den CFL- Mitarbeitern ein starkes Unsicherheitsgefühl aus. Viele können diese Veränderung der Betriebskultur nicht nachvollziehen und entwickeln psychische Störungen. Viele liebäugeln mit einer Vorruhestandsregelung. Bei nicht wenigen führt diese Frustration geradewegs in die Depression.

Diese Situation wie sie im Moment dasteht, ist einer CFL unwürdig. Eine CFL, die seit Jahrzehnten eine ordentliche Betriebskultur vorzeigen konnte und wo das Soziale seit geraumer Zeit, nicht zuletzt Dank dem permanenten Einsatz der Gewerkschaften einen hohen Stellenwert hatte. Dies alles sollten wir nicht leichtsinnig auf’s Spiel setzen. Als SYPROLUX werden wir hierbei jedenfalls nicht tatenlos zusehen.

In unseren Augen ist es von äußerster Dringlichkeit einen großangelegten Informationsprozess rund um die Restrukrurierung anzugehen. Nach dem Feststellen der Notwendigkeit für Veränderungen muss dies im Unternehmen den Mitarbeitern nachvollziehbar vermittelt werden. In einem Zeitalter von ständig anwachsender, weltweiter Kommunikation, bedingt durch einen ungebremsten technischen Fortschritt, steckt diese bei der CFL noch in den Kinderschuhen.

Doch auch die Regierung ist gefordert. Die Ankündigung die dringend notwendige Eisenbahn- Tripartite in den Herbst zu verlegen, hat nicht unbedingt für Sicherheit bei den CFL- Mitarbeitern gesorgt auch wenn jetzt versucht wird durch ein sogenanntes “Hearing” die Zeit zu überbrücken. Auf Einladung des Transportministers werden am 16. und 17.März mehrere Referate sowohl von Politikern, von Unternehmer- ebenso wie von Gewerkschaftsvertretern zur allgemeinen Transportpolitik gehalten. Außerdem soll die besondere Lage Luxemburgs in Vorträgen erörtert werden.

Doch dies allein genügt nicht. Als Gewerkschaften und somit als gewählte Vertreter aller Eisenbahner verlangen wir gemäss den Gesetzen und den sozialen Gepflogenheiten hierzulande Aufklärung und Mitbestimmung bei der Ausarbeitung der CFL- Tripartite. Wir verlangen eine Vertretung in den eingesetzten Arbeitsgruppen, ein Mitspracherecht. Nachdem die CFL- Generaldirektion ja bekanntlich alle Optionen geprüft hat, müssen diese schnellstens auf den Tisch. Ebenso den Verlauf und den Stand der Verhandlungen mit allen eventuellen Partnern.

Die Gewerkschaften hierzulande besitzen ein großes Verantwortungsbewusstsein, auch der SYPROLUX. Wenn es darauf ankam wurden bisher immer tragfähige Lösungen gefunden. Doch dazu ist an erster Stelle volle Transparenz notwendig. Und die vermissen wir im Moment.

Georges Bach, Syprolux-President (Leitartikel Transport N° 5)