Jean-Claude Juncker: “Er hat Brücken gebaut”
Jean-Claude Juncker: “Er hat Brücken gebaut”
Premierminister Jean-Claude Juncker verbindet mit Mgr. Jean Hengen “den guten Hirten – mit dem Akzent auf gut: Er war ein lieber Mensch.” In vertrauensvollen Gesprächen und bei viele öffentlichen Begegnungen hat sich beim damaligen Jungpolitiker und heutigen Regierungschef das Bild eingeprägt, dass man “auf ihn schauen konnte”. Mehr noch: “Man konnte sich problemlos mit seiner Art und Weise identifizieren.”
Ob gläubig oder nicht, ob zur Kirche gehörend oder nicht, bei Bischof Hengen habe man gemerkt “dass er Brücken gebaut hat”. Er hatte stets den ausgleichenden Dialog gesucht, innerhalb der Kirche und mit anderen Kräften in der Gesellschaft. Beeindruckt ist der Premier, wie Jean Hengen es fertig brachte, sich mit seiner Ausdrucksweise überall verständlich zu machen. “Ob er z.B. mit Jugendlichen diskutierte oder mit Gewerkschaftern, seine Botschaft war immer die gleiche.”
“Ich habe mich ihm nahe gespürt”, so Jean-Claude Juncker, “ich habe bei ihm ein lebendiges Interesse erkannt. Er war jederzeit aufrichtig interessiert, wie es seinen Mitmitmenschen ging.”
François Biltgen: “Mann von Vatikan II”
Mgr. Jean Hengen war der Mann von Vatikan II”, charakterisiert Kultusminister François Biltgen den Verstorbenen. “Er hat mit viel Geschick versucht, die Vorgaben des Konzils in der Luxemburger Kirche umzusetzen.” Die katholische Kirche habe sich in jener Zeit “viel gewandelt”.
Gerne erinnert sich François Biltgen an persönliche Begegnungen mit Jean Hengen, der öfters bei der der Conférence Saint-Yves, der Vereinigung der katholischen Juristen, zu Gast war. “Er war ein sehr intelligenter und wachsamer Mensch. Vor allem hatte er durch seine Düdelinger Wurzeln die Gabe der einfachen, der menschlichen Sprache.”
Für François Biltgen war Jean Hengen “ein Pastor, ein Hirte im besten Sinne des Wortes”. Immer wieder habe er es verstanden, die christliche Botschaft auch Nichtgläubigen und Nichtkatholiken zu vermitteln. Im offenen Gespräch, in Radio- und Fernsehsendungen habe er sich auch kritischen Fragen zur Kirche gestellt. “Ich mochte seine tolerante, liebenswürdige Art”, so der Minister.
Jacques Santer: “Erneuerer der Kirche”
Ehrenstaatsminister Jacques Santer denkt zurück an die Zeit des II. Vatikanischen Konzils als, Jean Hengen Generalvikar unter Bischof Léon Lommel war. Schon damals habe der spätere Oberhirte “eine wichtige Rolle” innerhalb seiner Kirche gespielt. “Sein großes Werk war dann die Bischhofssynode in den siebziger Jahren. Er hat die Luxemburger Kirche auf der Grundlage des Konzils erneuert. Er hat das Laienapostolat gefördert… und er hat unter nicht einfachen Bedingungen auf drängende Fragen der Zeit Antworten gegeben, die von den Menschen verstanden wurden.”
An der Person von Jean Hengen schätzte Jacques Santer seine “Offenheit und Zugänglichkeit”. Der Bischof sei zu den Leuten hingegangen, habe das vertraute, ehrliche Gespräch mit ihnen gesucht.
Ganz besonders freute sich der damalige Regierungschef, als Papst Johannes Paul II. nach seinem Luxemburg-Besuch im Mai 1985 Mgr. Jean Hengen in persönlichem Namen zum Erzbischof ernannte. “Das war die Krönung seines Engagements”, so Jacques Santer.
Jean Spautz: “Immer die richtigen Worte”
Jean Spautz war lange Jahre ein enger Wegbegleiter von Mgr. Jean Hengen- zuerst als Vorsitzender der JOC, später als Nationalpräsidenten des LCGB. “Er war oft bei Gewerkschaftskongressen zu Gast und hat immer die richtigen Worte gefunden. Mit seiner Sprachbegabung hat er uns die katholische Sozialdoktrin so erklärt, dass jedermann sie verstand.”
Der Verstorbene sei eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen: “Er war aufgeschlossen und tolerant, hatte eine fortschrittliche Einstellung. Er ging ohne Anflug von Opportunismus mit der Zeit. Mit “außergewöhnlicher Liebenswürdigkeit” habe er jeden Menschen so akzeptiert, wie er war. Ganz besonders hätten ihm die Probleme der Arbeiterschaft am Herzen gelegen.
Mit tiefem Respekt vermerkt Jean Spautz, dass Jean Hengen auch im hohen Alter noch aktiv ins Geschehen seiner Kirche eingebunden war. “Obschon er sich offiziell in Pension befand, war er permanent im Einsatz. Mit seiner Einfachheit und Bescheidenheit war er überall ein gern gesehener Gast.”
Bischof Hengen habe in seinem Leben Großes geleistet- “für die Kirche und sein Land”, schlussfolgert der ehemalige Kammerpräsident.
Luxemburger Wort vom 31. Januar 2005