3 Fragen an Octavie Modert

Forschung: “Unser Ziel liegt bei 1% des BIP”

Tageblatt : Innerhalb der EU scheint Luxemburg derzeit im Forschungsbereich hinterherzuhinken. Wie wollen Sie diesen Rückstand wettmachen?

Octavie Modert: Vor dem Hintergrund des Barcelona-Prozesses sind wir dabei, den öffentlichen Forschungsaufwand auf 1% des BIP hochzuschrauben. Öffentliche und private Forschung zusammengenommen, liegt unser Ziel bei 3%. In Luxemburg gibt es beispielsweise sehr viel private Forschung. Hier erreichen wir annähernd die Vorgabe von 2%. Bei der öffentlichen Forschung liegen wir derzeit bei ca. 0,37 %.

Wenn wir uns als kleines Land nun in absoluten Zahlen mit dem Ausland vergleichen, wäre es nicht falsch, zu sagen, wir hätten nicht viel Forschung. Proportional gesehen liegen wir im europäischen Vergleich aber nicht so schlecht. Selbstverständlich müssen wir, zusammen mit der EU, weitere Anstrengungen unternehmen, um an die Vereinigten Staaten und Japan heranzureichen.

Tageblatt: Welche Rolle wird der Nanotechnologie dabei zukommen?

Octavie Modert: Auf das Forschungsprojekt im Bereich der Nanotechnologie bin ich sehr stolz. Dessen Ausmaß und Wichtigkeit weisen es als europäisches Vorzeigeprojekt mit Luxemburger Beteiligung aus. Neben den EU-Zuwendungen im Rahmen der europäischen Forschungsförderung beteiligt sich Luxemburg auch an dessen Kofinanzierung. Mit Sicherheit ist es ein wichtiges Projekt für die hiesige Forschung, weil wir zeigen, dass wir als kleines Land sehr wohl fähig sind, eine führende Rolle in einem bereich zu übernehmen, in dem Europa weltweit Vorreiter ist.

Durch dieses Projekt und den Aufbau einer Doktoratschule sehen wir, wie Forschung und Universität zusammenhängen. Hierdurch erlangen wir europäisches Ansehen.

Tageblatt: Wie wird die Zusammenarbeit der Luxemburger Universität mit den nationalen Forschungszentren künftig aussehen?

Octavie Modert: Die Universität ist ein sehr wichtiges Element für die Forscher. Sie legt ihre Akzente auf Qualität und Exzellenz; Forschung ist eines ihrer Hauptziele. Ein Gedankenaustausch mit den nationalen Forschungszentren und den Verantwortlichen der Universität hat es bereits gegeben. Wir arbeiten auch weiter daran. In Zukunft wird es darum gehen, diese Zusammenarbeit noch besser zu gestalten.

Es könnten auch Forschungsprojekte von der Universität übernommen werden, da nationale Forschungszentren ja auch Unternehmensgründungen fördern sollen.

Tageblatt vom 19. Januar 2005