Drei Fragen an Jean-Marie Halsdorf
LW: Herr Halsdorf, dass etwas mit dem Sebes-Trinkwasser nicht in Ordnung ist, wussten Sie am Mittwochvormittag. Die Öffentlichkeit wurde am späten Nachmittag informiert. Warum ging das nicht schneller?
Jean-Marie Halsdorf: Also, eins vorweg: es gab und gibt keine gravierenden Gesundheitsrisiken. Das wussten wir uns haben uns demnach verhalten. Nun zu vorgestern: der Krisenstab wurde um 11.30 Uhr informiert. Gegen eins wurde ich selbst eingeschaltet. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt im Ösling, kam allerdings unverzüglich in die Stadt zurück, wo ich um 14 Uhr an einer Sitzung des Krisenstabs teilnahm. Während dieser ganzen Zeit wurden natürlich all die Einrichtungen informiert, die für die Wasserversorgung im Land verantwortlich zeichnen, also vor allem die Gemeinden. Was den Zeitpunkt der allgemeinen Information angeht, so kommt dieser nicht von ungefähr. Wir wollten Panik bei der Bevölkerung verhindern und ein komplettes Dossier präsentieren. Dazu bedurfte es genauer Analysen und Auswertungen.
LW: Komplettes Dossier – aber was wäre gewesen, wenn es sich um eine schlimme Vergiftung gehandelt hätte?
Jean-Marie Halsdorf: Aber Sie werden doch wohl nicht ernsthaft davon ausgehen, dass ich als Minister wissentlich Land und Leute gefährden würde. Wir wussten von Anfang an, dass es sich um nichts Gravierendes handelt. Es bestand keine Lebensgefahr. Wir hätten natürlich ganz anders gehandelt, wenn es eine ernste Gefährdung der Bevölkerung gegeben hätte. Den Vorwurf, bei der Informationspolitik versagt zu haben, weise ich zurück. Es wurde umfassend informiert. Das möchte ich unterstreichen.
LW: Es bleibt dabei, dass Bakterien im Wasser waren beziehungsweise noch sind. Fest steht auch, dass die Kontrollmechanismen bei der Sebes funktionierten. Aber wird das Trinkwasser in Luxemburg überall so genau geprüft?
Jean-Marie Halsdorf: Beim Trinkwasser gilt null Toleranz. Nun ist es allerdings so, dass die Zulieferer – also die Gemeinden – die Verantwortung für die Qualität haben. Sie müssen kontrollieren. Erlauben Sie mir noch eine Präzisierung. Das Ozonisationsverfahren, das die Clostridium-Bakterien abtötet, wird erst seit Ende 2001 angewandt. Es ist also durchaus so, dass vor dieser Zeit Clostidium-Bakterien im Trinkwasser enthalten waren
Die Fragen stellte Marc Glesener
Quelle: Luxemburger Wort vom 14. Januar 2005