Jean-Louis Schiltz im Tageblatt-Interview
Tageblatt: Reicht zurzeit die internationale Hilfe, die in den Katastrophengebieten geleistet wird?
Jean-Louis Schiltz: Wir sind jetzt dabei, den Grundbedarf der Bevölkerung zu sichern. Probleme bestehen insbesondere noch wegen der zerstörten Infrastruktur, beispielsweise auf Sri Lanka, wo Straßen komplett zerstört wurden.
Erschwerend kommt in Sri Lanka hinzu, dass weite Landesteile vor wenigen Tagen überschwemmt wurden. Des Weiteren erschwert die politische Situation auf der Insel die Weiterbeförderung der Hilfe.
Wir befinden uns in der humanitären Phase. Es geht dabei auch darum, Epidemien zu vermeiden. So wurden vor einigen Tagen in Sri Lanka zwei Fälle von Cholera festgestellt. Der Präsidentin von Sri Lanka zufolge stelle dies zurzeit keine Bedrohung dar. Doch muss die internationale Gemeinschaft auf den Ausbruch möglicher Epidemien vorbereitet sein.
Tageblatt: Muss die EU ihre Kooperationspolitik in der Region überdenken?
Jean-Louis Schiltz: Die EU muss ihre Kooperationspolitik verstärkt koordinieren. Dies gilt vor allem für die nächste, zweite Phase, jener des Wiederaufbaus. Wir müssen darauf achten, dass nicht alle EU-Länder in derselben Region aktiv werden. Und natürlich müssen zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Die EU verfügt vor Ort über die notwendigen Strukturen zur Koordination der weiteren Unterstützungsarbeiten.
Tageblatt: Bedeutet das auch Änderungen in der Kooperationspolitik Luxemburgs? Etwa, dass Sri Lanka nun ein neues Zielland der Luxemburger Kooperation wird?
Jean-Louis Schiltz: Vieles wird von der Koordination der EU-Politik abhängen. Wie gesagt darf und kann die Unterstützung nicht auf einzelne Gebiete beschränkt bleiben. Wir werden uns danach richten.
Tageblatt vom 5. Januar 2005