Wir bleiben weiterhin gefordert

Georges Bach: “Liberalisierung in Harmonisierung, kein verstärkter Wettbewerb auf dem Buckel der Kunden und der Eisenbahnbeschäftigten.”
“Die CFL im Aufschwung”

Die CFL im Aufschwung. So in etwa könnte man die vergangenen Monate zusammenfassen. Am 21. Mai 2004 traf der erste von insgesamt 12 doppelstöckigen Elektro-Triebwagen in Luxemburg ein. Kurze Zeit später, am 27. September war es dem neuen Transportminister gegönnt, die erste der 20 neuen Zweistrom- Lokomotiven der Serie 4000 einzuweihen. Bei derselben Gelegenheit überbrachte Lucien Lux den CFL – Verantwortlichen die Transportlizenz, eine Voraussetzung für die Nationale Eisenbahngesellschaft, um Zugang zu den Bahnnetzen der EU zu erlangen und Transportleistungen im europäischen Wirtschaftsraum ausführen zu können.

Des Weiteren trafen kürzlich die ersten der insgesamt 85 Doppelstock-Wagen ein. Bis Ende des Jahres sollen deren 45 ausgeliefert sein. Damit kann die CFL nicht nur die Fahrgast-Kapazitäten um 64 Prozent steigern sondern auch den Bahnbenutzern einen stark verbesserten Komfort anbieten.

Eine Entscheidung bezüglich der Neuanschaffung von 14 Bussen fiel am 25. Oktober, die Werkstätte Petingen erhielt vor wenigen Tagen ihre Handelsermächtigung und die Arbeiten hinsichtlich des Baus einer Zentralwerkstätte in Luxemburg können endlich beginnen.
Vor dem CFL- Verwaltungsrat legte der Transportminister kürzlich die Leitlinien der neuen Regierung bezüglich der Transportpolitik über die Schiene dar. Wurde die Schiene in den letzten Jahrzehnten eher stiefmütterlich behandelt, so soll sie in den kommenden Jahren eine überaus wichtige Rolle spielen. Mehrere Projekte zum Ausbau der Infrastruktur sind bereits, oder werden in Kürze, unter der Verantwortung der CFL in Angriff genommen. Außerdem sollen die Kontrakte zwischen Staat und CFL für die Durchführung des öffentlichen Transports und für den Unterhalt / Ausbau der Infrastruktur erneuert, resp. verlängert werden.

” Wir müssen weiterhin Druck auf die politisch Verantwortlichen ausüben”

Alles in allem höchst erfreuliche Nachrichten, nicht zuletzt Dank der Eisenbahngewerkschaften, die einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen dieses Aufschwungs haben. Zusammen mit Umweltorganisationen und Interessenvertretungen fordern wir seit Jahren eine sichere, attraktive und leistungsfähige Bahn, die in der Lage ist den Mobilitätsansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden und einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung des Landes zu leisten.

Und doch, trotz dieser positiven Signale, bleiben wir weiterhin gefordert, und zwar in mehrfacherer Hinsicht. Zum einen gilt es jetzt nicht locker lassen und weiterhin Druck auszuüben auf die politisch Verantwortlichen damit die Investitionen in Infrastruktur und Material weitergetrieben werden. Außerdem bedarf es unseres gesamten Einsatzes, damit es zu klaren politischen und finanziellen Garantien im Rahmen der CFL-Tripartite kommt, um die Zukunft der CFL abzusichern. Viele Kollegen sind nämlich, trotz der erfreulichen Nachrichten, verunsichert und sorgen sich um ihre Zukunft. Die Ankündigung der CFL-Generaldirektion, das Personalstatut abzuschaffen, die Laufbahnentwicklung negativ zu beeinflussen, die Gehälter zu kürzen und die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern sind nicht unbedingt dazu angetan, damit das Personal motiviert und mit Zuversicht den kommenden schweren Aufgaben entgegen sieht.

Zum anderen gilt es aber auch, verstärkte Anstrengungen zu tätigen um endlich faire Wettbewerbsbedingungen im gesamten Transportsektor zu schaffen. Hier gilt es schnellstens auf eine Revision der EU-Richtlinie 99/62/EG zu drängen. In diesem Zusammenhang hegen wir große Hoffnungen in Transportminister Lucien Lux damit er seine diesbezügliche Ankündigung wahrmacht und für eine gerechte Anrechnung der Kosten eintritt. An den Gewerkschaften vehement für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und der Löhne im Straßentransport einzutreten, an den Verantwortlichen der Politik verstärkt Kontrollen durchzuführen und Verstöße gebührend zu sanktionieren.

Nicht zuletzt gefordert sind wir, um auf europäischem Niveau für eine konstruktive Zusammenarbeit unter den Eisenbahnen zu sorgen. Gemäss dem Abkommen zwischen der CER (Dachorganisation der europäischen Eisenbahnen) und der ETF (Europäische Transportarbeiterföderation) über den Einsatz im grenzüberschreitenden Verkehr müssen wir uns auch in Zukunft verstärkt für ähnliche Vereinbarungen einsetzen. Liberalisierung in Harmonisierung, kein verstärkter Wettbewerb auf dem Buckel der Kunden und der Eisenbahnbeschäftigten.

Leitartikel von Georges Bach, Syprolux-Präsident in Zeitschrift Transport N.20