„Luxemburg ist nicht Hollywood“

Kommunikationsminister François Biltgen in einem Télécran-Interview:”Es gibt eine Luxemburger Filmszene!”

Am kommenden 10. Oktober überreicht der “Fonds national pour le soutien de la production audiovisuelle” (Fonspa) in der Rotonde in Bonneweg zum ersten Mal den Luxemburger Filmpreis. Was soll der Luxemburger Preis bewirken? Und wie viel Geld steckt der Staat in die Filmproduktion?

Télécran unterhielt sich mit Kommunikationsminister François Biltgen, der den Filmpreis aus der Taufe gehoben hat. Hier einige Auszüge aus dem Télécran-Interview mit dem Journalisten Claude François.

Télécran: Sie vertreten die Interessen des Luxemburger Films regelmäßig im Ausland. Wie bekannt ist die Luxemburger Filmszene in Europa?

François Biltgen: Wenn man sich in der Branche umhört, muss man mit Zufriedenheit feststellen, dass wir einen guten Ruf genießen. Das habe ich z.B. in Cannes festgestellt, wo Luxemburg mit einem eigenen Stand vertreten war.
Wir müssen auf die speziellen Möglichkeiten in Luxemburg aufmerksam machen, der Branche zeigen, was schon alles gedreht wurde. Die Luxemburger Filmproduzenten arbeiten absolut professionell und halten die ganze Branche am Leben. Darauf kann man bauen. Nicht unwesentlich sind auch die bilateralen Kooperationsverträge, für die ich mich persönlich eingesetzt habe und die wir in den letzten Jahren mit verschiedenen Ländern abschließen konnten. Und dann ist der Filmfonds in allen europäischen Instanzen vertreten – das alles trägt dazu bei, dass wir international bekannt werden.

Télécran: Hat der Luxemburger Filmpreis auch diesen Anspruch?

François Biltgen: Die Idee war vor allem, ein Ereignis für die Luxemburger Filmschaffenden ins Leben zu rufen und dem Publikum die einheimische Produktion näher zu bringen. Kurz: Es ging darum, den Luxemburger Film populär zu machen. Deshalb ist der Filmpreis in eine spezielle Filmwoche eingebettet worden, die vom 3. bis 9. September stattfindet.

Télécran: 15 Jahre Luxemburger Film – eine Bilanz. Es gibt zwei Fördermechanismen: die direkte, selektive Hilfe, und das Instrument der Steuerzertifikate CIAV. Wie viel Geld hat der Luxemburger Staat bisher in die Filmproduktion gesteckt? Und wie viel Geld ist zurückgeflossen?

François Biltgen: Was die Steuerzertifikate angeht, so wurden von 1989 bis 2002 rund 325 Millionen Euro in die Filmproduktion gesteckt. Davon wurden etwa 110 Millionen Euro von der Staatskasse getragen, was einem Steuerausfall von durchschnittlich 30 Prozent entspricht.
Etwa 50 Prozent davon, also 55 Millionen Euro, sind nach einer Studie von 1997 direkt oder indirekt wieder in die Staatskasse zurückgeflossen, hauptsächlich über Steuern auf Honorare, auf Dienstleistungen, auf die Miete von Hotelzimmern, usw.
Unter dem Strich bleibt also ein Steuerausfall von etwa 15 Prozent, das macht z.B. im Jahr 2002 bei Produktionsausgaben von 40 Millionen Euro etwa 6,5 Millionen. Addiert man die Direkthilfe – “aide financière sélective” – von 3,5 Millionen Euro, so kommen wir auf einen Betrag von zehn Millionen Euro: Diese Summe hat der Staat allein 2002 in die Filmproduktionen investiert.

Télécran: Wie viele Menschen leben regelmässig von der Filmproduktion?

François Biltgen: In Luxemburg sind derzeit 40 Produktionsgesellschaften und vier Animationsstudios eingetragen. Es gibt 50 spezialisierte Firmen und drei Vertriebsgesellschaften. 37 Regisseure leben im Land, 29 sind Luxemburger! Allein 450 Film-Techniker leben von ihrem Beruf, davon haben 380 ihren Wohnsitz in Luxemburg, 250 sind Luxemburger. Insgesamt leben rund 500 Personen hauptsächlich von der Filmarbeit. Fazit: Es gibt eine Luxemburger Filmszene!

Ausschnitte aus Télécran 41/2003 – das Interview führte Claude François