Festsitzung der Christlich Sozialen Frauen im Mamer Schloss; lesen Sie an dieser Stelle ein Teil des im Luxemburger Wort publizierten Artikels zu dieser Veranstaltung.
(lop) Feierlich und offiziell, jedoch auch spontan und humorvoll war die Festsitzung, mit der die Christlich-Sozialen Frauen im Mamer Schloss ihren 50. Geburtstag feierten. Mit acht Rednern und mehreren musikalischen Einlagen war das Programm sehr dicht gefüllt. Da sich jedoch alle an das Timing hielten, konnte man nach anderthalb Stunden zum gemütlichen Teil des Abends übergehen: mit Schampus und Geburtstagskuchen. Eine willkommene Gelegenheit, um so manche Erinnerung an vergangene Zeiten wachzurufen.
Die gesamte Parteiprominenz, etliche “anciennes” und viele Mitglieder und Freunde der CSF hatten im großen Festsaal Platz genommen, als Bürgermeister Gilles Roth als erster das Wort ergriff. Nicht ohne Stolz verwies der “Schlossherr” auf die aktive Frauenpolitik der Gemeinde Mamer. Sie belege, dass die zu Unrecht als konservativ abgestempelte CSV einen fortschrittlichen Kurs verfolge.
“Vieles bleibt zu tun”
Anschließend trat CSF-Nationalpräsidentin Christine Doerner, die mit Charme und Esprit durch das Programm führte, ans Mikrophon. Ihr besonderer Dank galt Alice Fournelle-Molitor, die eine gleichermaßen interessante, besinnliche wie kurzweilige Broschüre über die Geschichte der Ende 1952 gegründeten CSF zusammengestellt hatte. Ebenso erinnerte sie an die Pioniere der mitgliederstärksten politischen Frauenorganisation des Landes: Madeleine Frieden-Kinnen, Yvonne Feyder-Ries, Elisabeth Kox-Risch, Maus Kuffer-Lorang und Marie-Madeleine Schiltges. Ihren kräftigsten Aufschwung habe die CSF unter der Führung von Erna Hennicot-Schoepges erlebt, “der Frau, die es in Luxemburg am weitesten gebracht hat”.
Die heutige Generation in der CSF fühle sich ihren Vorgängerinnen verpflichtet, wobei sie gleichzeitig “neue Ziele, Konzepte und Visionen” entwickele. “Frauenpolitik ist für uns Gesellschaftspolitik”, unterstrich Christine Doerner. Mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts habe die Rechtspartei 1919 einen Meilenstein gesetzt. Großes sei seither für die Frauen in Luxemburg realisiert worden, doch bleibe auch in Zukunft noch viel zu tun.
“Dank an die Männer”
In bewegenden und nachdenklichen Worten wandte sich Kultur- und Bautenministerin Erna Hennicot-Schoepges an das Publikum. Die ehemalige CSF-Vorsitzende, die im Laufe ihrer langen politischen Karriere zuerst Gemeinderätin und Abgeordnete, dann Bürgermeisterin, Kammerpräsidentin und CSV-Parteipräsidentin war, bedankte sich bei ihren Kolleginnen für viele frohe Stunden in der CSF. Doch auch die männlichen Parteifreunde hätten zu den Erfolgen beigetragen: “Einige haben uns geduldet, viele haben mit uns kooperiert und unsere Anliegen unterstützt.” Einen Durchbruch habe man mit dem Einschreiben der Geschlechterparität in die Parteistatuten erzielt. Dies bedeute aber gleichzeitig, “dass die Frauen keine neuen Ausnahmeregelungen mehr für sich beanspruchen können”.
“Mehr Verantwortung übernehmen”
Martine Stein-Mergen, Vorgängerin von Christine Doerner an der CSF-Spitze, ging auf die Werte ein, die sich unter dem Impuls der Christlich-Sozialen Frauen in der parteiinternen Kultur ihren Weg bahnten: “Mehr Gleichheit, mehr Freiheit, mehr Solidarität.” Nachdem die “natürliche und historisch gewachsene Ungleichheit” von Männern und Frauen in den vergangenen 50 Jahren abgeschwächt worden sei, müssten die Frauen heute ihre Kräfte aktivieren, um mehr Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen.
“Die Grundwerte blieben”
“Die CSF hat sich fortentwickelt, aber sie hat sich nicht verändert”, befand EU-Kommissarin Viviane Reding. Ihre Grundwerte blieben die gleichen wie vor 50 Jahren. Und selbst wenn heute ein anderer Stil die politische Arbeit präge, sei der “Sinn für das Gleichgewicht, den Ausgleich und die Gerechtigkeit” erhalten geblieben. Die CSF habe sich stets klar und engagiert für Gleichberechtigung und die Anerkennung der Frauen in der Gesellschaft stark gemacht. *Mit Besonnenheit und ohne Extremismus” habe man für Reformen gekämpft, die von CSV-Politikern umgesetzt worden seien.
“Veränderungen in den Köpfen”
“50 Joer an net greis a meeschtens weis”, formulierte Frauen- und Familienministerin Marie-Josée Jacobs, die auf einige rezente Errungenschaften für die Frauen (Einführung der “Mutterrente”, Einsetzung der Chancengleichheitskommissionen in den Gemeinden?) hinwies. Nachhaltige Veränderungen könnten allerdings nicht von oben herab diktiert werden; sie müssten zugleich “in den Köpfen der Leute” stattfinden. Grundsätzlich könne das Neue nur im Miteinander, nicht im Gegeneinander wachsen.
Anschliessend sprachen Premierminister Jean-Claude Juncker und Parteipräsident François Biltgen.