Miteinander für Frieden

Gedanken von Parteipräsidentin Erna Hennicot-Schoepges zum Jahresabschluss.

Ein arbeitsreiches Jahr geht für die CSV zu Ende. Neue Statuten und ein neues Grundsatzprogramm sind unter Dach und Fach. Alle Parteigremien wurden erneuert – die neue Quotenregelung ein erstes Mal durchgezogen. Aufbruchstimmung, parteiinterne Erneuerung, vor allem aber das Bewusstsein, dass gerade jetzt die Stärke einer CSV mehr denn je gefragt ist.

In der Tat ist der rauhe Wind, der vom Ausland her auch unsere Wirtschaft zu erfassen droht, eine neue Herausforderung an die Politik. Gerade jetzt gilt es keine falschen Entscheidungen zu treffen. Das Investitionsvolumen des Staates wird im kommenden Jahr nicht abgesenkt, die weitsichtige Finanz- und Haushaltspolitik von Juncker und Frieden hat vorgesorgt: vorerst sind genug Rücklagen da um das Bauprogramm wie geplant durchzuziehen.

Gefordert sind wir allerdings, um neue Erwerbszweige anzusiedeln, den Finanzplatz mit anderen starken Wirtschaftszweigen auszugleichen.

Nichts drückt so schwer auf die Menschen als die Gefahr drohender Arbeitslosigkeit, und auch der breite finanzielle Ausgleich täuscht nicht hinweg über das Gefühl der Ohnmacht gegenüber Entscheidungen, die nur nach dem Interesse der Kapitalgeber ausgerichtet sind.

Arbeit gibt dem Menschen auch seine Würde, gebraucht zu werden, mitzuwirken am Geschick eines Betriebes ist schon ein Wert an sich, nicht zu berechnen in Ausgleichszahlungen. Immer weniger wird auf solche Tatbestände Rücksicht genommen, und wer sorgt sich überhaupt um das was in Menschen vorgeht, die ohne Vorwarnung vor versperrten Türen stehen und nur noch unter Aufsicht ihre persönlichen Sachen abholen dürfen und dann erfahren, dass ihr Arbeitsplatz wegrationalisiert sei.

Dass solches trotz unserer gut möblierten Sozialgesetzgebung möglich ist, zeugt davon, dass Gesetze auch nicht alles verhindern können. Solange die Aktienkurse steigen, wenn Arbeitsplätze abgebaut werden, ist etwas faul in dieser auf schnelles Geldverdienen angelegten Welt.

Ist Geld denn in unserer Wertskala an alleroberster Stelle? Ist nicht aus anderen Werten mehr Kapital zu schlagen, unvergängliches, dauerhaftes Kapital? Amerikanische Forscher ergründeten den Zusammenhang zwischen Einkommenshöhen, Wohlbefinden und Zufriedenheit. Sie stellten fest, dass die Reichsten längst nicht die Zufriedensten sind. Eigentlich bräuchte man um zu dieser Feststellung zu kommen bei uns nicht viele Studien.

Die Konsumspirale in der wir gerade zu dieser Zeit im Vollen drin sind, wird zu einem regelrechten Teufelskreis: Wenn wir nicht konsumieren, dreht die Wirtschaft nicht, und wenn die Wirtschaft nicht dreht, dann ist kein Geld zu Ausgeben da.

Wie schön war es als dem Weihnachtsfest noch die echte heimliche Adventszeit vorausging und die Lichter erst zur Heiligen Nacht angezündet wurden, als die Vorfreude fast noch größer war als die Freude selbst.

Auch wenn die weihnachtliche Atmosphäre Licht und Wärme ausstrahlt – sie täuscht nicht hinweg über viel innere Leere und Perspektivlosigkeit. Ein Fest mit noch so schönen Geschenken ersetzt nicht was im ganzen Jahr an Zuwendung, Zeit und Liebe gefehlt hat.

Und es gibt nun mal Werte, die nicht zu kaufen sind.

Es war trotz allem ein gutes Jahr für Europa. Mit der Wiedervereinigung nach dem Osten ist endgültig ein Schlussstrich unter die Folgen des zweiten Weltkrieges gezogen worden. Ein halbes Jahrhundert haben Balten, Ungarn, Tschechen, Polen unter kommunistischer Herrschaft gelitten. Nun kommen sie in die Gemeinschaft. Die Staats- und Regierungschefs haben in Kopenhagen Geschichte geschrieben. Mit 450 Millionen Menschen wird Europa die größte Wirtschaftsmacht. Vorerst steht noch eine andere Herausforderung bevor: das pluralistische kulturelle Europa muss aus der Vielfalt seine Stärke schaffen.

Aus dem Nebeneinander soll ein Miteinader werden.

Erst dann sind wir des Friedens unter den Menschen sicher.

Erna Hennicot-Schoepges

Parteipräsidentin