Junge Menschen in Not – was tun? Aus unterschiedlichen Gründen geraten Kinder und Jugendliche immer wieder in Not- und Hilfssituationen. Auslöser ist in den meisten Fällen ein schwieriges familiäres Umfeld. Oft können Eltern den Pflichten gegenüber ihren Kindern nicht mehr oder zumindest nicht zur Genüge nachkommen. Aus verschiedenen Ursachen werden die Kinder vernachlässigt: berufliche oder sonstige Interessen der Eltern haben Vorrang, finanzielle Nöte oder Engpässe lasten auf der Familie. Doch auch Alkohol- und Drogenprobleme oder Kindesmisshandlungen können familiäre Krisen auslösen. Ebenfalls Probleme, Sorgen und Ängste der Eltern können auf Kinder und Jugendliche übertragen werden, und so zum Katalysator von Entwicklungen werden, die notgedrungen zu Not- und Hilfssituationen führen.
Auf Defizite im familiären Umfeld oder auf Scheidungen reagieren Kinder und Jugendliche sehr oft durch aggressives Verhalten. Es fehlen Vertrauenspersonen. Die Kinder und Jugendliche müssen mit ihren Problemen alleine fertig werden. Ist das Umfeld jedoch intakt, dann bleibt meistens auch die Familie von derartigen Krisenmomenten verschont. Diese Aussagen unterstreichen ohne Zweifel aber auch die Notwendigkeit einer aktiven Familienpolitik. Die Politik und die Gesellschaft sind mehr denn je gefordert den Familien entsprechende Rahmenbedingungen zu ermöglichen.
Doch hat die Politik auch die Aufgabe, sich den Herausforderungen, wo Kinder und Jugendliche in Not- und Hilfssituationen geraten sind, zu stellen. Die CSV hat dieses Thema zu einer wichtigen Priorität erklärt. In der Abgeordnetenkammer ist unter der Leitung Lucien Weiler, CSV-Fraktionspräsident, eine Sonderkommission “Jugend in Not” ins Leben gerufen worden. Sie wird sich in erster Linie intensiv mit dem Schicksal und den Bedürfnissen junger Menschen beschäftigen, die, mit oder ohne eigenes Verschulden, in prekären Situationen leben, sei es durch gravierende Probleme in der Familie, in der Schule oder mit der Justiz. Die Kommission hat seit einigen Wochen ihre Arbeit aufgenommen. Eine besondere Aufmerksamkeit widmen die Kommission besonders jungen Menschen, die aufgrund familiärer Schieflagen, gefährdet sind, oder die riskieren, ins soziale Abseits abzurutschen.
Die Diskussionen reichen vom Thema Jugendschutz und Jugendhilfe über Analyse der Situation von Auffang- und Betreuungsstrukturen bis hin zu gesetzlichen Prozeduren und neuen Schwerpunkten bei der Präventivarbeit. Die Erfahrungsberichte der Vereinigungen und Institutionen, die sich direkt oder indirekt mit Jugendlichen in Notsituationen beschäftigen, werden sicherlich sehr wertvoll sein und die Arbeit der Kommission entsprechend bereichern. Es wird wichtig sein nach Abschluss konkrete Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Ohne den definitiven Schlussfolgerungen vorzugreifen, so wird es sicherlich notwendig sein, u.a. eine Reform des Jugendschutzgesetzes zu überprüfen und neue spezifische Strukturen für Jugendliche, die in Not geraten sind, zu schaffen. Auch sollten die Schaffung von sogenannten “Foyer pour Jeunes” und die Einführung von Internaten in diese Überlegungen miteinbezogen werden. Die Politik ist hier gefordert. Doch nicht nur auf Parlaments- und Regierungsebene. Zu begrüßen sind daher die Initiativen der CSJ und der CSF Osten, die sich beide mit dem Thema Jugend und Gewalt auseinandersetzen wollen.
Marie-Josée Meyers-Frank CSV-Deputierte