Industriebrachen: Perspektive und Herausforderung zugleich
Im Hinblick auf die olympischen Spiele von 1992 in Barcelona wurde der alte, brachliegende Hafen der katalanischen Hauptstadt abgerissen, und auf dem Gelände wurde ein modernes Wohnviertel errichtet, das den 10.000 Sportlern und ihren Betreuern als Unterkunft während den olympischen Wettbewerben diente. Viele ähnliche Beispiele wertvoller Nutzung von verlassenen Industrieflächen oder sanierungsbedürftigen Gebieten könnte man aufzählen.
Um so erstaunlicher ist es festzustellen, dass unsere Regierung sich während Jahren eifrig bemühte Ackerland in zusätzliches Gelände für Industriezonen auszubauen, wo doch auf Grund der Umstrukturierung der Stahlindustrie etwas mehr als 1.000 Hektar, zum größten Teil erschlossene Industrieflächen brach lagen. Es bedurfte der Stahltripartite von 1996 um die Idee einer Neunutzung der Industriebrachen im Süden des Landes zu verwirklichen.
Die Gründung einer Gesellschaft zwischen ARBED und Staat, mit dem Auftrag der Nutzung des frei liegenden Industriegeländes, wurde beschlossen. Im Koalitionsabkommen von 1999 wurde der Revitalisierung der Industriebrachen, im Rahmen des Regionalplans Süden, größte Priorität eingeräumt. Innenminister Michel Wolter wurde in der neuen Regierung mit dem Ressort für Landesplanung beauftragt.
Knapp ein halbes Jahr nachdem dem CSV-Minister das Dossier Industriebrachen anvertraut wurde, konnte er der Regierung, dem Parlament und der Öffentlichkeit ein Konzept der Neunutzung der Brachen vorlegen, welches nicht nur die Einrichtung einer Rockhalle und die Ansiedlung neuer Industriebetriebe vorsieht. Dank ihrer Größe sowie ihrer Lokalisierung in bezug auf die bestehenden Infrastrukturen sollen die zu revitalisierenden Brachen dazu beitragen die Flächennutzung des Südens im Hinblick auf seine nachhaltige Entwicklung neu zu orientieren. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei auf die Verträglichkeit zwischen wirtschaftlichen Aktivitäten und gesellschaftlichem Zusammenleben gelegt werden.
Interessante Perspektiven stehen dem Süden bevor, der mit dem Rückgang der Stahlindustrie, der Entwicklung des Bankensektors und der Ansiedlung Europäischer Institutionen seine Position als Wirtschaftszentrum des Landes an die Hauptstadt abtreten musste.
Das Konzept soll von der Entwicklungsgesellschaft mit Einbeziehung der zuständigen Gemeinden umgesetzt werden. Hierzu kauft die Entwicklungsgesellschaft der Arbed die gesamten Flächen ab nachdem diese im Vorfeld den Boden entseucht und die Gebäude, für die keine Verwendung mehr besteht, abgerissen hat. Dies muss für die gesamte Fläche der zu revitalisierenden Brachen geschehen. Es kann nicht sein, dass der Entwicklungsgesellschaft jene Flächen vorenthalten bleiben, deren Entsorgungskosten der Arbed zu hoch erscheinen. Die nicht entsorgten Flächen würden wie tote Oasen in den jeweiligen Gebieten wuchern und die Gesamtheit des Konzeptes gewaltig beeinträchtigen.
Staat und Arbed sind bei der Umsetzung des Konzeptes gefordert. Am Gelingen des Unternehmens wird der Erfolg dieser Zusammenarbeit gemessen.
Norbert Haupert Abgeordneter Präsident des Bezirks Süden