Innovative Regionalpolitik “von unten”, stärker “von oben” unterstützen Der Präsident der CSV-Norden und Abgeordnete Marco Schank im Interview mit Luxemburger Wort Redakteur Ady Richard Es ist politische Halbzeit. Auch im Norden. Dem engagierten CSV-Präsidenten macht es sichtlich Spaß, über seine Visionen für den Norden zu sprechen. Die Nordregion liegt dem Abgeordneten und Bürgermeister Marco Schank am Herzen. Er plädiert resolut für eine Politik “von unten”, die von den Menschen vor Ort ausgeht. Seine Konzepte haben sich nicht nur in der CSV-Norden durchgesetzt. Auch die Regierung will auf Dezentralisierung und Nordregionen setzen. Nun fordert Marco Schank, dass die Regierungsworte in die Tat umgesetzt werden. Nicht zuletzt was die großen Projekte (u.a. “Gréngen Zentrum”, neue Lyzeen, Park Hosingen, Naturerlebniszentrum Winseler) in den drei Nordregionen, an die er fest glaubt, angehen. Wir haben uns eingehend mit Marco Schank über die Zukunft des Nordens unterhalten.
Luxemburger Wort: Herr Schank, zurzeit ist politische Halbzeitpause. Wie sieht die Halbzeitbilanz der CSV im Norden aus? Was haben wir für die zweite Halbzeit noch zu erwarten? Marco Schank: Die CSV hat seit den vergangenen Wahlen im Norden eine grundsolide Arbeit geleistet.
Die meisten innovativen Konzepte in der Nordregion wurden von der CSV- und der CSJ-Norden entwickelt. Wir haben hier Pionierarbeit geleistet. Um es einmal fußballerisch zu formulieren: Die erste Halbzeit haben wir kontrolliert. Jetzt müssen wir auch die Tore machen, um das Spiel zu gewinnen.
L.W.: Das heißt, die landesplanerischen Konzepte liegen auf dem Tisch und müssen nun umgesetzt werden? M.S.: Absolut. Landesplanung ist überhaupt ein gutes Stichwort. Denn hier hat der Norden stets eine Vorreiterrolle gespielt. Und immer wieder findet man hier Impulse der CSV.
L.W.:Woran denken Sie, wenn sie von Vorreiterrolle und Pionierarbeit sprechen? M.S.: Vor allem geht es mir dabei um Politik “von unten”. Wir haben gehandelt, anstatt zu jammern.
Wir haben im Norden Strukturen aufgebaut, die einmalig in Luxemburg sind. Ich denke da an multifunktionale Gemeindesyndikate wie in den Kantonen Clerf und Redingen, an Syndikate wie den Naturpark Obersauer, an touristische Syndikate wie die drei “Ententes”, an andere Interessengruppen usw. Der Erfolg gibt uns Recht. Wenn man zusammenarbeitet, hat man Erfolg. Dieses Prinzip wird im Norden gelebt. Dafür steht auch die CSV.
L.W.: Finden Sie dabei immer die notwendige Unterstützung “von oben”? M.S.: Leider nicht immer so, wie wir uns das vorstellen. Es ist aber nun an der Zeit, dass auch “von oben” die notwendige Unterstützung kommt. Dabei glaube ich fest an die drei Nordregionen Nördlicher Norden, Nordwesten und “Nordstad”. Die Regierung ist also landesplanerisch auf dem richtigen Weg.
Doch die Menschen vor Ort brauchen Resultate. Sie müssen sehen, dass sie nicht allein gelassen werden. Deshalb muss die Regierung verstärkt in den Norden investieren.
L.W.: Ist es eigentlich schwer, Politik für den Norden in Luxemburg-Stadt zu machen? M.S.: Wenn Sie mich so direkt fragen, kann die Antwort nur ja lauten. Manchmal glaubt man wirklich, dass Luxemburg wie eine Einbahnstraße funktioniert. Ohne damit anderen Regionen zu nahe treten zu wollen. Doch die CSV-Norden steht für gleichwertige Lebensqualität in allen Regionen des Landes. Eben auch im Norden. In diesem Zusammenhang will ich nur kurz anmerken, dass auch der Norden z.B. in Wiltz Industriebrachen hat, die saniert werden wollen.
L.W.: Was bedeutet dies konkret? Etwa in Bezug auf die geplanten Nordregionen. Wohin sollen diese Investitionen gehen? M.S.: Konkret bedeutet dies, dass die verschiedenen Regionen Projekte brauchen, die die Menschen sehen und anfassen können und die ihnen etwas bringen. Ich will sie einmal Katalysatoren nennen.
L.W.: Was verstehen Sie darunter? M.S.: Etwa das Projekt “Gréngen Zentrum” für die Region “Nordstad”. Übrigens ein Konzept, das aus unseren Reihen stammt. Schon vor Jahren wurde es von der CSJ entwickelt. Nun hat es sich auch in der CSV durchgesetzt und wird auch von anderen Parteien übernommen. Aber auch andere Projekte wie das Naturerlebniszentrum Winseler, der Park Hosingen oder die “Pépinières d’entreprise” im Kanton Clerf und Redingen müssen schnellstmöglich umgesetzt werden.
L.W.: Was können die Menschen sich unter einem “Gréngen Zentrum” vorstellen? M.S.: Der Norden ist prädestiniert für diese innovative Idee. Dabei geht es um Forschung, Aus- und Weiterbildung, Verwaltung, aber auch um Wirtschaft. So könnte ich mir eine Zusammenarbeit der Ackerbauschule mit einer ausländischen Hochschule vorstellen.
L.W.: Auch das Wasserwirtschaftsamt könnte in ein solches Konzept passen, oder? M.S.: Dies ist ja eine “alte” Idee und Forderung der CSV. Wir haben zuerst das Wasserwirtschaftsamt für den Norden gefordert. Weil es dorthin gehört. Und ich bin froh, dass Innenminister Michel Wolter mir zugesagt hat, dass dieses Amt auch in den Norden kommen wird.
L.W: Was wäre wirtschaftlich zu erwarten? M.S.: Auch wirtschaftlich bietet der grüne Sektor große Wachstumschancen. Etwa in der Lebensmittelverarbeitung. Ich bin z.B. sehr erfreut, dass Luxlait sich für das Laduno-Areal in der “Nordstad” interessiert. Dies wäre ein phantastischer Katalysator sowohl für die Idee der “Nordstad” als auch für das Grüne Zentrum.
L.W.: Sie sind auch Präsident des Naturpark Obersauer. Kommen die anderen Nordregionen nicht zu kurz? M.S.: Nein, auf keinen Fall. Jede Region braucht, wie schon gesagt, ihre eigenen Katalysatoren und auch ihre eigene Identität. Dazu braucht es zwar, wie schon gesagt, die nötige Hilfe “von oben”. Doch entscheidend ist das “Wir-Gefühl von unten”.
L.W.: Bleiben wir noch etwas im Naturpark Obersauer. Hatte die innovative Idee Erfolg? M.S.: Der Naturpark Obersauer ist ein grandioser Erfolg. Wir sind gerade dabei, den “Naturparkbuttek” in ein handwerkliches und touristisches Geschäftszentrum auszubauen. Denn die Nachfrage ist viel größer als das Angebot.
L.W.: Was können andere Regionen vom Naturpark lernen? M.S.: Etwa, dass man heute unbedingt eine so genannte “Corporate Identity” braucht. Die Produkte müssen zwar immer noch gut sein. Aber auch das Image muss stimmen. Und auch, dass Professionalität – im Ausland nennt man das Regionalmanagement – heute unverzichtbar ist.
L.W.: Aber auch, dass Syndikate zunehmend wichtiger werden? M.S.: Ja. Ich glaube fest an die Zusammenarbeit in Syndikaten. Für die Zukunft stelle ich mir drei große Syndikate für die drei Nordregionen vor. Und keine Gemeinde wird hieran vorbeikommen. Auch nicht, wenn jetzt einige fusionieren werden, wie es sich abzeichnet.
L.W.: Was halten Sie übrigens von dieser neuen Fusionswelle? M.S.: Sie ist eine gute Sache. Allerdings darf sie nicht über die Köpfe der Menschen hinweg geschehen. Auch Fusionen müssen “von unten” entstehen, wollen sie erfolgreich sein.
L.W.: Ihre Partei hat im vergangenen Jahr einen Leitantrag mit dem Titel “Standuert Norden: Och wirtschaftlëch un der Spëtzt vum Land” verabschiedet. Wie wollen Sie dies anstellen? M.S.: Der richtungweisende Leitantrag ist nach wie vor richtig. Die Nordregionen mit den Katalysatoren habe ich schon erwähnt. Aber noch einmal: Auch die Regierung ist nun gefordert. Sie muss helfen und Impulse setzen. Und gegebenenfalls ihre Prioritäten überdenken. So braucht das Land genauso dringend einen Regionalplan für den Norden wie für den Süden. Auch hier haben wir bereits die Zusage des Innenministers. Dafür bin ich sehr dankbar.
L.W.: Ein wichtiger Punkt im Leitantrag waren Dezentralisierung und New Economy.
M.S.: Zu Recht. Denn wir brauchen dringend mehr Dezentralisierung in Luxemburg. So warten die Menschen im Norden seit langem auf die so genannten “guichets uniques”, um ihre Behördengänge schneller abzuwickeln. Aber auch die New Economy bleibt ein Thema. Der Norden muss hier in der Tat zur “Speerspitze” des Landes werden. Auch Telearbeit ist in diesem Zusammenhang immer noch aktuell. Auch wenn wir damals, bei Leader 1, unserer Zeit etwas voraus waren.
L.W.: Wie steht es allgemein um Wirtschaft und Landwirtschaft im Norden? M.S.: Beides sind große Herausforderungen für die Zukunft. Wichtig für den Norden bleibt der von uns beschlossene Aktionsplan für kleinere und mittlere Unternehmen (“PME”). In der Landwirtschaft heißt der Schlüssel zum Erfolg kontrollierter Richtlinienanbau mit festen Absatzmärkten.
L.W.: In gut zwei Jahren wird gewählt werden. Was haben die Menschen im Norden noch von der CSV zu erwarten? M.S.: Im Norden herrscht zurzeit eine phantastische Dynamik und Aufbruchstimmung. Die Entwicklung in den letzten Jahren ist vorbildhaft. All dies wollen wir uns zunutze machen und unsere Projekte schnellstmöglich in die Realität umsetzen. Mit der Unterstützung durch unsere CSV-Minister. Wir werden dafür noch hart arbeiten müssen. Doch populistische Parolen, wie sie andere Parteien anschlagen, bringen uns nicht weiter. Die Menschen müssen wissen, dass einfache Lösungen in der Politik sehr selten sind. Was der Norden braucht, ist eine solide Regionalpolitik, die tagtäglich vor Ort in die Praxis umgesetzt wird.
L.W.: Sehen Sie den kommenden Legislativwahlen zuversichtlich entgegen? M.S.: Ja, das tue ich. Denn die Menschen im Norden lassen sich nicht so einfach hinters Licht führen.
Sie wollen eine solide Politik “von unten” und vor Ort. Die betreiben wir. Und keine andere Partei kümmert sich so um die konkreten Probleme der Menschen im Norden. Ich bin zuversichtlich, dass die Menschen dies auch in der Wahlkabine würdigen werden. Denn die CSV bleibt die Partei des Nordens.
Und sie stellt dies tagtäglich unter Beweis.
L.W.: Herr Schank, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Das Interview führte LW-Redakteur Ady Richard, der uns diesen Artikel für die CSV Internetseite gerne zur Verfügung stellte.