Im Interesse der Jugend
Die Diskussion über die Schulrhythmen wird zur Zeit mit besonderem Engagement und betont kontrovers geführt. Befürworter und Gegner des schulfreien Samstags tauschen ihre Argumente aus. Im Rahmen von Pressekonferenzen, bei Rundtischgesprächen oder in den Leserbriefspalten der Zeitungen werden für und wider einer Flexibilisierung und Neudefinierung der Schulzeit dargelegt. Sämtliche Akteure des Schulbetriebs melden sich zu Wort, beziehen Stellung und führen ihre direkten Anliegen ins Feld. Sämtliche Akteure? Nein, nicht ganz. Die Kinder nämlich kommen nicht zu Wort. Rein praktisch gesehen ist das nichts außergewöhnlich.
Wie sollten sich Kinder im Primärschulalter- etwa am Verhandlungstisch – auch Gehör verschaffen?
Und doch. Eigentlich sollte gerade den Kindern das zentrale Interesse in der Unterrichtspolitik gelten. Im Endeffekt sind es sie, um die es geht. Sie sollen eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten, damit sie sich in ihrem späteren Leben zurecht finden. Ungeachtet dieser Tatsache wird man allerdings den Eindruck nicht los, als stünde bei der Debatte über die Schulrhythmen nicht immer das pädagogisch Sinnvolle im Mittelpunkt.
Die Schule muß den wahren Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechen. Das ist eine Grundvoraussetzung für eine effiziente und auf die Zukunft ausgerichtete Unterrichtspolitik. Und eben für eine solche Politik steht die CSV. Für eine Politik, die sich nicht ständig am Zeitgeist orientiert, sondern auch dazu bereit ist, an Altbewährtem festzuhalten.
Das hat nichts mit Konservatismus oder gar Rückständigkeit zu tun. Ganz im Gegenteil. Mit der Zeit gehen und neuen gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung tragen ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit uneingeschränktem Änderungswillen. Politische Reformen, die in der Praxis greifen sollen, müssen gut durchdacht und angemessen vorbereitet werden.
In diesem Sinne hat die CSV denn auch eine parlamentarische Orientierungsdebatte zum Thema Jugend in Not beantragt. Zur Vorbereitung dieser Debatte wurde eine Spezialkommission eingesetzt, deren Mitglieder nun in einer ersten Phase eine möglichst genaue Bestandsaufnahme erstellen werden. Anschließend sollen dann konkrete Vorschläge und politische Leitlinien formuliert und in einem Abschlussbericht zusammengefaßt werden.
Das ist kein einfaches Unterfangen, untermauert jedoch die Eigenständigkeit des Parlaments, wenn es darum geht, brisante politische Themen aufzugreifen und einen aktiven Beitrag bei der Ausarbeitung von Lösungsmodellen zu leisten.
Unser Ziel ist es, all jene Aspekte, die zur sozialen Ausgrenzung von Jugendlichen führen, eingehend zu analysieren. Die negativen Folgen familiärer Schieflagen, die Gewalt in den Schulen, die Jugendkriminalität und der Jugendschutz, das sind Themen, die offensiv angegangen werden müssen. Parallel dazu sollen bestehende Einrichtungen und Institutionen, die im Bereich des Jugendschutzes tätig sind, auf deren Effizienz hin geprüft werden.
Schwachstellen sollen im Sinne einer vernetzten und ganzheitlichen Politik behoben werden.
Die politischen Schlußfolgerungen, die bei der Debatte zum Thema Jugend in Not gezogen werden, sollen als Grundlage für konkrete Reformschritte im Sinne von mehr Integration notleidender Jugendlicher und mehr präventivem Schutz dienen und demnach auch die soziale Kohäsion fördern. Ein Ziel für das es sich politisch zu kämpfen lohnt. Im Interesse Jugend.
Lucien Weiler Fraktionspräsident der CSV