Méi Loscht op d’Handwierk kréien: Proposë vun der CSV!

Pressemitteilung

Loscht op Handwierk

Die Vorschläge der CSV zur Aufwertung der Berufsausbildung

Das Luxemburger Handwerk, das sind 100.000 Arbeitsplätze (davon 93.000 Arbeitnehmer), verteilt auf 8000 Betriebe mit einem Gesamtumsatz von 15,8 Milliarden Euro und einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 10 Prozent (Stand: 2020). Das Luxemburger Handwerk, das sind aber auch 117 Berufe, die in Luxemburg ausgebildet werden.

Die Branche steht aktuell vor zahlreichen Herausforderungen: Neben Pandemie, Ukraine-Krieg und anderen Schwierigkeiten wiegt ein Problem besonders schwer: „Das Handwerk findet nicht mehr ausreichend Arbeitskräfte“, so der Abgeordnete Marc Spautz bei der Pressekonferenz der CSV-Fraktion zur Berufsausbildung. Als Gründe dafür nennt der beschäftigungspolitische Sprecher der CSV:

  • die abnehmende soziale Anerkennung handwerklicher Berufe;
  • unzureichende Orientierungsprozeduren;
  • ungenügende Ausbildungsperspektiven;
  • zum Teil begrenzte Karriereaussichten.

„Das Handwerk und die Berufsausbildung müssen für die Jugendlichen wieder interessant und attraktiv werden.“ Gezielte Orientierung allein hilft laut Marc Spautz nur bedingt: „Die weit verbreitete Vorstellung dessen, was das Handwerk eigentlich ist, ist oft veraltet. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Handwerk ist Hightech!“

Marc Spautz weiß, dass die Eltern unter Umständen entscheidenden Anteil an der schulischen Weichenstellung ihrer Kinder haben: „Entsprechend wichtig ist es, dass die Eltern richtig informiert sind und wissen, was das Handwerk heute alles darstellt.“ Er fordert daher:

  • eine zielgerichtete Sensibilisierungskampagne für die Berufsausbildung mit Fokus auf die Jugendlichen und deren Eltern
  • Identifizierung und Einsetzung möglicher „Botschafter des Handwerks“ zur Entkräftung von Vorurteilen gegenüber Handwerksberufen

Martine Hansen möchte dem Attraktivitätsverlust des Handwerks auf der schulischen Ebene begegnen: „Die Berufsausbildung braucht gute Schüler. Die Jugendlichen sollen sich aus einem positiven Antrieb heraus für eine handwerklichen Beruf entscheiden! Die Jugendlichen sollen wieder Lust auf Handwerk haben! Und sie sollen jene Berufe erlernen, die auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden und Zukunftspotenzial bieten“, so die bildungspolitische Sprecherin der CSV. Zur Entschärfung des Fachkräftemangels im Handwerk fordert sie:

  • eine Verbesserung der Orientierungsprozedur durch:
    • die Eingliederung handwerklicher und technischer Erfahrungen in den Lehrplan ab der Grundschule (Wissensateliers, Reparaturwerkstätten, Technik-Workshops usw.);
    • verpflichtende Praktika auch im klassischen Sekundarunterricht;
    • Talent-Tests in der Unterstufe des Sekundarunterrichts;
  • zusätzliche Ausbildungsperspektiven durch:
    • die erneute Aufwertung des Techniker-Diploms; Analyse der „Modules préparatoires“ (die für die Zulassung zu universitären Studien verpflichtend sind) und gegebenenfalls deren Integrierung in den regulären Unterricht oder zumindest der Schaffung eines entsprechenden Online-Angebots (vergleichbar mit dem e-Bac);
    • die Einführung neuer Ausbildungsmodelle auf Projektbasis;
    • die Ausweitung des Angebots an weiterführenden Studien im handwerklichen Bereich (BTS, Bachelor), die Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschulen/Universitäten und die Anerkennung der entsprechenden Abschlüsse im öffentlichen Dienst;
    • die Aufwertung des Meisterbriefs im öffentlichen Dienst durch Anpassung der Laufbahn;

 

  • gleiche Behandlung für alle Schüler durch:
    • kostenlose Bereitstellung aller in der Berufsausbildung benötigen Bildungsmaterialien für die Schüler, nach dem Modell der „Gratis Schoulbicher“ im Sekundarunterricht;

 

  • laufende Anpassung des Bildungsangebots durch:
    • Schaffung neuer und Anpassung bestehender Ausbildungen entsprechend den sich verändernden Anforderungen des Handwerks, im Sinne eines kontinuierlichen, dynamischen Prozesses;

 

  • gezielte Anerkennung der durch Praxis erworbenen Fähigkeiten durch:
    • die Umsetzung notwendiger Anpassungen bei den Modalitäten der „Validation des acquis de l’expérience“ (VAE) nach Bilanzierung der aktuellen Prozedur.

 

 

Zusätzlich zu den Verbesserungsvorschlägen im Bereich der eigentlichen Ausbildung sieht die Co-Fraktionsvorsitzende auch Verbesserungspotenzial bei der geografischen Verteilung der Ausbildungsangebote. Konkret fordert sie eine dezentrale Herangehensweise bei den Standorten bestimmter Ausbildungen: „Es kann nicht sein, dass beispielsweise die Berufe des Bauwesens nur in einer bestimmten Bildungseinrichtung gelehrt werden. Ein geografisch besser verteiltes Angebot würde mit Sicherheit auch für mehr Interessenten sorgen.“

 

Handlungsbedarf sieht Martine Hansen auch auf der Personalebene: Beim Lehrpersonal der Berufsausbildung spricht sie sich für eine Aufwertung des „Maître d’enseignement technique“ aus: „Es gibt in diesem Bereich einen besonders akuten Mangel. Eine Anpassung der entsprechenden Laufbahn würde die Attraktivität des Berufs des Fachlehrers mit Meisterbrief zweifelsohne steigern.“

 

Für Marc Spautz und Martine Hansen steht fest, dass der Fachkräftemangel nicht länger hingenommen werden darf und die abwartende Haltung des Bildungsministers nicht länger tragbar ist: „Verschlimmert sich der Fachkräftemangel weiter, entwickelt er sich zu einer Umsatz-Bremse für eine ganze Branche. Mit allen dazugehörigen Konsequenzen in einem ohnehin schwierigen Umfeld. Als CSV haben wir pragmatische Lösungsansätze in die Diskussion eingebracht. Das Handwerk benötigt die Anerkennung, die es verdient. Es gibt viele Baustellen, die es schnellstmöglich anzupacken gilt.“                               

 (mitgeteilt von der CSV-Fraktion, am 9. März 2022)