Zwischenruf zur Burka-Diskussion

Parteipräsident Marc Spautz war deutlich: „Keine Burka in Luxemburg”. Die Gegenstimme ließ nicht lange auf sich warten:  „Burka tragen sollte eine freie Entscheidung des Einzelnen sein.”

Diese Debatte fordert mich als freie, im 21. Jahrhundert lebende Luxemburgerin, regelrecht heraus. Als Frau, die die jahrzehntelange Entwicklung hin zur Gleichberechtigung in Familie und Gesellschaft mitgestaltet hat. Als Bürgerin, die unsere offene Gesellschaftsform nicht durch eine „verschleierte Sichtweise“ ersetzt sehen will.

In unserer Gesellschaft sind Frauen selbstbestimmt und gleichberechtigt: in Familie, Öffentlichkeit und Beruf. In dieser Gesellschaft hat die vollverschleiernde Burka keinen Platz. Bei uns zeigen Frauen (und Männer!) ihr Gesicht. Bei uns grüßt man mit Händedruck, hält Blickkontakt beim Gespräch.

Ich plädiere klar und deutlich für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, egal welcher Religion und Hautfarbe. Das ist unsere Menschlichkeitspflicht.

Ich plädiere jedoch genau so deutlich für die Integrationspflicht. In Luxemburg gelten die Regeln der Luxemburger Gesellschaft. Wer bei uns leben will, muss diese Regeln beachten. An uns ist es, bei dieser, nicht immer einfachen Integrationsprozedur, mit Rat und Tat Hilfe zu leisten.

Wer unsere Regeln – insbesondere die Stellung der Frau in der Gesellschaft – jedoch nicht akzeptieren will oder kann, ist frei, dann eben nicht in Luxemburg leben zu wollen.

Viviane Reding
Europaabgeordnete