Religion bekommt immer weniger Platz zugestanden. Warum ist Religionsfreiheit so wichtig?
Nur dort, wo Menschen unbehelligt ihren Glauben leben können, sind sie wirklich frei – frei buchstäblich zu „Gott und der Welt“ ihre Meinung zu sagen, ohne Repression befürchten zu müssen. Religion hat auch etwas mit Werten zu tun. Sie ist das ethische Fundament, auf dem Gesellschaften stehen. Wir in Europa stehen auf dem christlich-jüdischen Wertefundament. Wir haben ein Menschenbild, das auf Freiheit und Nächstenliebe beruht – zwei Pole, die wir immer wieder zum Ausgleich bringen müssen, wenn wir in einer Gesellschaft friedlich miteinander leben wollen.
Stichwort Griechenland: Die Verhandlungen mit Athen gehen schleppend voran. Warum?
Es ist bedauerlich, dass die neue griechische Regierung so viel Zeit mit taktischen Manövern verliert. Denn am Ende kommt sie um Reformen doch nicht herum, wenn sie die letzte Tranche aus dem zweiten Hilfsprogramm ausgezahlt bekommen will. Wir erwarten, dass sich Athen an die Vereinbarungen mit der Euro-Zone hält. Die griechische Regierung muss substanzielle und realistische Reformvorschläge vorlegen, wie sie die Schuldentragfähigkeit zurückerlangen will. Unsere Solidarität gibt es nur gegen solide Reformen.
Mit der Ukraine-Krise kommen neue Herausforderungen auf Europa zu. Wie sehen Sie das Verhältnis zu Russland?
Dieses Verhältnis ist natürlich im Zuge der Ukraine- Krise und der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim sehr schwierig geworden. Grundsätzlich hätten wir Russland gerne als Partner – etwa im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Doch als Partner wollen wir ein Russland, das demokratische Rechte im eigenen Land wahrt und die Souveränität seiner Nachbarn respektiert. Für die Europäische Union kommt es darauf an, dass sie gegenüber Moskau geschlossen auftritt. Von Präsident Putin darf sie sich nicht spalten lassen.