„Jidder Eenzelen zielt“ überschrieb die CSV vor zehn Jahren ihr neues Grundsatzprogramm und definierte sich als „Volkspartei der sozialen Mitte“. Was soll das bedeuten und hat es überhaupt etwas zu bedeuten? Die CSV kann in aller Bescheidenheit für sich in Anspruch nehmen, die einzige Volkspartei des Landes zu sein. Nicht nur wegen ihrer Stärke im Parlament oder ihrer flächendeckenden Präsenz vor Ort. Mit über zehntausend Mitgliedern ist die CSV eine echte Bürgerinitiative, in der sich Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen sammeln, um gemeinsam Politik zu gestalten. Was bindet diese Frauen und Männer zusammen?
Sicherlich nicht die Person eines Staatsministers. Staatsminister kommen und gehen. Auch nicht ein bestimmtes Anliegen oder Eigeninteressen.
Was die CSV im Innersten zusammenhält sind Werte und Grundsätze. Ein bestimmtes Verständnis von Politik.Wir glauben an den einzelnen Menschen, der für sich und die Gemeinschaft Verantwortung übernimmt. Wir halten die Familie für eine Stütze der Gesellschaft, die es zu schützen und fördern gilt. Wir glauben nicht, dass der Staat oder die Kommunen alles regeln und vorschreiben sollen. Wir finden, dass Eigentum verpflichtet und jeder für ehrliche Arbeit einen würdigen Lohn verdienen muss. Grundsätze wie diese wurden in „Jidder Eenzelen zielt“ nicht neu erfunden. Die katholische Soziallehre aus der wir schöpfen, inspirierte Politiker lange ehe es eine christlich-soziale Partei gab. Werte wie Freiheit und Solidarität bilden das Fundament unseres Programms und stehen nie zur Disposition. Unsere Grundsätze geben Orientierung, um im Alltag Entscheidungen zu treffen. In den vergangenen Jahren hat sich die Welt und haben sich die Umstände im Großherzogtum wesentlich verändert. Es stellen sich neue Fragen. Auch neue soziale Fragen. In Zeiten einer Krise stellt sich die Frage der Gerechtigkeit. Veränderungen, Anpassungen und Kürzungen werden nur auf Akzeptanz stoßen, wenn sie als gerechte Lastenverteilung empfunden werden.
Christlich-Soziale werden gerne als „Konservative“ tituliert. Oft ist dies nicht als Kompliment gedacht. Dabei stimmt es doch. In manchen Dingen sind wir richtig konservativ. Was sich bewährt hat, wollen wir bewahren. Wir wissen aber auch, das man Manches verändern muss, um Gutes bewahren zu können. Diese Mitte zwischen Veränderung und Bewahrung zu finden, ist Aufgabe einer Volkspartei „der Mitte“.
Wir stehen nicht für Umstürze bereit, wollen nicht die Monarchie und auch nicht den Sozialstaat abschaffen. Wir stehen nicht immer auf der Seite der Gewerkschaften und sind auch nicht die willigen Vollstrecker der Arbeitgeber. Wir sitzen also oft zwischen den Stühlen. Wir suchen den Ausgleich, aber keinen faulen Kompromiss. Wir suchen in der Umwelt keine Ersatzreligion und passen uns nicht blind dem Zeitgeist an. Wir sind pragmatisch und arbeiten gerne an Lösungen, wenn Probleme auftauchen.
Wir haben eine Weltanschauung aber halten uns nicht für das Maß aller Dinge. Im Gegenteil, viele bei uns glauben an einen Gott. Nicht alle sind katholisch, nicht alle sind gläubig, aber alle schätzen das Erbe und die christlichen Wurzeln. Wir wollen nicht in die Opposition und scheuen uns nicht Verantwortung zu übernehmen, besonders nicht in schlechten Zeiten. Wir sind nicht müde und wir sind nicht denkfaul. Wir bleiben zuversichtlich.