Reiseziel Luxemburg

Luxemburger-Wort-Interview mit Françoise Hetto-Gaasch

 

Der Tourismussektor erwirtschaftet 5,7 Prozent des Bruttosozialproduktes. Der Premierminister sagte, es gebe noch mehr Potenzial. Was ist das ausgewiesene Ziel?

Françoise Hetto-Gaasch: Wir schätzen, dass wir sieben Prozent erreichen können. Sowohl beim Kongress- als auch beim Freizeittourismus gibt es Potenzial. Zuletzt haben wir im Kongresstourismus zwar einen leichten Rückgang verzeichnet. Zum Teil wurde vermehrt auf Konferenzschaltungen zurückgegriffen, und zum Teil ist die Aufenthaltsdauer gesunken. Dennoch zeigen viele Vereinigungen und Berufsverbände, z.B. Arzte oder Juristen, Interesse an Tagungen in Luxemburg. Potenzial gibt es auch bei der einheimischen Bevölkerung. Viele Luxemburger kennen ihr eigenes Land nicht. Das breite Angebot an Aktivitäten spricht aber dafür, seine Ferien auch mal in Luxemburg zu verbringen.

Luxemburger Wort: Was die Zielgruppen angeht, umwirbt Luxemburg auch chinesische Touristen.

Françoise Hetto-Gaasch: Chinesische Reisegruppen können über unser Konsulat ein ADS-Visum (Approuved destination status) bekommen. Dieses Visum zieht nach sich, dass sie wenigstens zwei Nächte in Luxemburg verbringen müssen. Der Aufenthalt begrenzt sich also nicht auf ein paar Stunden. Chinesische Touristen sind umworben, sie wollen zumeist in kürzester Zeit viel von Europa sehen und es ist eine zahlungskräftige Klientel, die sich nach Luxusgütern umschaut. Eine weitere Möglichkeit für ein ADS-Visum ist die Einreise in den Schengenraum über Luxemburg. Das ist zurzeit nicht machbar, weil wir keine direkte Flugverbindung für Passagiere zwischen China und Luxemburg haben. Wir sind an solchen Direktflügen aber interessiert.

Luxemburger Wort: Und wie wird um die Gunst der Familien und Touristen aus der Großregion geworben?

Françoise Hetto-Gaasch: 2011 haben wir auf den Fahrradtourismus aufmerksam gemacht, und dieses Jahr stellen wir unsere Angebote für Senioren in den Vordergrund. In Sachen Kultur und Gastronomie, also Bereiche, die bei Senioren besonders Anklang finden, hat Luxemburg viel zu bieten.

Etwas weniger gut schneiden wir hingegen bei Indoor-Aktivitäten für die Familien ab. Luxemburg kann mit guten Campingplätzen und Jugendherbergen, Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten unter freiem Himmel aufwarten. Angebote bei schlechtem Wetter sind hingegen begrenzt. Im neuen Fünfjahresplan wird das Projekt eines Indoorparks in Clerf unterstützt.

Luxemburger Wort: Welche Akzente setzt der Fünfjahresplan?

Françoise Hetto-Gaasch: Wir führen eine neue Kategorie von Einrichtungen für Touristen ein, die wir auch bezuschüssen: Die “villages de vacances”. Zurzeit haben wir viele schicke Hotels. Familiendörfer sollen das Angebot nun erweitern.

Luxemburger Wort: Ist bereits ein konkretes Projekt angedacht?

Françoise Hetto-Gaasch: Wir stecken zunächst einen Rahmen für ein solches Projekt ab. Wir schließen aber nicht aus, entsprechende Kontakte zu knüpfen. Ferner wollen wir Hotelbesitzer, die in ihre Einrichtung investiert haben, bei Promotionsaktivitäten auf einer Messe finanziell unterstützen. Wer sich einen Wellnessbereich zugelegt hat, muss sein Angebot vermarkten können.

Luxemburger Wort: Wie hoch ist das Budget des Fünfjahresplanes?

Françoise Hetto-Gaasch: Für die Jahre 2013-2017 haben wir 45 Millionen Euro vorgesehen. Das sind zehn Prozent weniger im Vergleich zum vorherigen Programm. Der Staat drosselt insgesamt seine Ausgaben, so wollten wir auch hier Prioritäten setzen. Unter anderem kommen 16,5 Millionen Euro Projekten von Kommunen und Gemeindesyndikaten zugute, 13 Millionen sind für Hotelinfrastrukturen und 1,5 Millionen Euro für Campingplätze angedacht. Acht Millionen werden vom vorherigen Programm übernommen, um Projekte fertigzustellen.

Luxemburger Wort: Welche größeren Infrastrukturen sind auf lokaler Ebene geplant?

Françoise Hetto-Gaasch: Die Gemeinden und Gemeindesyndikate haben der interministeriellen Kommission, der auch Vertreter des Syvicol angehören, zahlreiche Projekte unterbreitet. Zuschüsse wird es u.a. für eine Jugendherberge in Esch/Alzette und für ein “Seezentrum” in Esch/Sauer geben. In Grevenmacher ist ein “bar à vins” eingeplant, Clerf bekommt einen Indoor-Spielplatz, und zwischen Mertert und Wasserbillig wird ein “port de plaisance” angelegt. In Park Hosingen unterstützen wir ein pädagogisches Konzept zum Thema Wasser im Wasserturm. Bemerkenswert ist auch ein Projekt in der Gemeinde Sassenheim: Hier wird eine Sommerrodelbahn (“luge d’été”) errichtet.

Luxemburger Wort: Welche Botschaft senden Sie an den Sektor?

Françoise Hetto-Gaasch: Wir stellen fest, dass sich Investitionen lohnen; Hotelanlagen, die in den letzten Jahrzehnten nichts gemacht haben, fällt es schwer, sich auf dem Markt durchzusetzen. Ferner spielt die Vermarktung eine wichtige Rolle, wir müssen mehr um die Kunden werben und nicht zuletzt den Touristen vermitteln, dass wir ihnen gerne unser Land zeigen.

 Quelle: Luxemburger Wort