Ist Wachstum gleichbedeutend mit Wohlstand ?

Den aktuellen Krisen ist gemeinsam, dass die Politik und die Wirtschaft nunmehr ihr Hoffen auf das Wachsen des Bruttoinlandproduktes BIP setzen, bedeutet dies doch das Verlassen des „Tränentales“ und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Das BIP stellt die klassische Kennzahl dar, mittels welchem der Gesamtwert der hergestellten Güter und der angebotenen Dienstleistungen einer Nation berechnet wird. Es verbergen sich jedoch auch der Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastungen, mitunter wird hier der ökologische Fußabdruck zitiert.

Ist Wachstum gleichbedeutend mit Wohlstand ?

Den aktuellen Krisen ist gemeinsam, dass die Politik und die Wirtschaft nunmehr ihr Hoffen auf das Wachsen des Bruttoinlandproduktes BIP setzen, bedeutet dies doch das Verlassen des „Tränentales“ und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Das BIP stellt die klassische Kennzahl dar, mittels welchem der Gesamtwert der hergestellten Güter und der angebotenen Dienstleistungen einer Nation berechnet wird. Es verbergen sich jedoch auch der Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastungen, mitunter wird hier der ökologische Fußabdruck zitiert. Das BIP liefert außerdem keine Angaben über das Wohlergehen der Bevölkerung. Ebenso fließen die unentgeltlichen Arbeiten, welche von vielen Mitbürgern zu Hause u.a. die häusliche Kinderbetreuung, die Altenpflege und die Nachbarschaftshilfe, nicht in die Berechnung ein.

Der „Club of Rome“ hatte bereits im Jahr 1972 mit seinem Aufsehen erregenden Bericht „Grenzen des Wachstums“ auf die Missstände hingewiesen und das BIP als die falsche Richtschnur des Wohlergehens eines Landes erklärt. Im Mai 2011 wurden die ersten Resultate einer umfassenden Studie zum „Wohlstand-BIP“ seitens der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgestellt. Für dessen Berechnung wurden elf Kriterien aus der Gesellschaft eines Landes berücksichtigt u.a. das Wohnen, die Lebensqualität, die Arbeit, die Bildung, die Gesundheit, die Sicherheit, die Lebenszufriedenheit, die Umwelt sowie das Gleichgewicht zwischen dem Berufs- und Privatleben.

Die wirtschaftlichen und die umweltschützerischen Interessen mit den sozialen Aspekten innerhalb einer Nation zu vernetzen, halte ich für den wichtigsten Ansatz des nachhaltigen Verhaltens in den kommenden Jahrzehnten. Allein der Kampf um sauberes Trinkwasser, um sichere Energien sowie die Naturressourcen werden sich zu einer bedrohlichen Mauer auftürmen. Deshalb müssen die Zufriedenheit, soziale Sicherheit, die Verfügung von Arbeitsplätzen und die Gesundheit im „Wohlstand-BIP“ erfasst werden?

Sicher, deren Monetarisierung ist nicht einfach, aber ohne diese Elemente kann es keinen wachsenden Wohlstand für alle Erdenbürger geben. Deshalb heißt die Devise: Ein Wirtschaftssystem aufbauen, welches Wohlstand für alle Menschen garantiert und die Belange des Planeten respektiert. Es zeigt sich somit, dass die bisherige Berechnung des BIP überholt ist, denn das Wachsen dieses Indikators, deutet auf einen höheren Verbrauch von natürlichen Ressourcen hin und führt keineswegs zu mehr Wohlstand. Das heute noch gültige BIP stammt aus dem 20. Jahrhundert und genügt keineswegs mehr den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

 
Der Wandel hin zum Wohlstand-BIP
 

In seiner mündlichen parlamentarischen Anfrage erbat der Angeordnete Marcel Oberweis nähere Auskünfte über den Stand der Verhandlungen für die Einführung des Wohlstand-BIP an den Wirtschaftsminister Etienne Schneider. Der Abgeordnete führte an, dass es in jüngster Zeit mehrere Konferenzen gegeben habe, die diesen Indikator beleuchteten, ebenfalls in Luxemburg. Erste Aussagen lauten: „Es hat sich gezeigt, dass das Ausspielen der Wirtschaft gegen die Umweltschutzgedanken eine falsche Piste darstellt. Das gewünschte Wachstum in der Gesellschaft kann nur nachhaltig sein, wenn die Schaffung von Arbeitsplätzen gewährleistet ist und die ökologischen Aspekte respektiert werden.

Er führte des Weiteren aus, dass das im Rahmen der Neuausrichtung des Pensions-und Rentengesetzes angepeilte Wachstum des BIP um 3 Prozent pro Jahr nicht haltbar und keinesfalls nachhaltig sein kann. Er fragte ob nicht auch der „Conseil supérieur du Développement durable“ eingebunden werden müsste? Im Endeffekt läuft die sicherlich nicht einfache und vernetzte Berechnung des Wohlstands-BIP auf die „Bestimmung des Glücksgefühl einer Gesellschaft“ hinaus. Der Wirtschaftsminister gab bekannt, dass mittlerweile erste Ergebnisse der Verhandlungen vorlägen und die Regierung Vorschläge zum Wohlstand-BIP im Herbst 2012 unterbreiten wird.   

Mit Blick auf die Rio+20 Konferenz sei vermerkt, dass die Wissenschaft, die Politik und die Zivilgesellschaft nunmehr angehalten sind, die „wirtschaftliche Leistung“ des Landes kritisch zu hinterfragen und die negativen Begleiterscheinungen nicht zu verniedlichen. Wenn die Aussage der Konferenz „Die Zukunft, die wir wollen“ Sinn machen soll, dann müssen wir uns zum „grünen Wirtschaften“ bekennen, jede politische Aktivität werden wir in Zukunft auf ihren nachhaltigen Charakter begutachten.

Die erhöhte Effizienz in unserem Wirtschaften wird die natürlichen Ressourcen schonen und die schädlichen Emissionen verringern. Zusätzlich müssen die schreienden sozialen Ungleichgewichte zwischen den Menschen auf der Erde unverzüglich ausgeräumt werden, andernfalls es zu schweren Umbrüchen kommt.  Mit der Einführung des Wohlstand-BIP sollte Luxemburg seinen bescheidenen Beitrag einbringen, wohlwissend, dass die Ungleichheiten auf Dauer auch die Besitzenden unglücklich macht