Minister Wiseler reagiert auf Kritik

Ressortminister Claude Wiseler und CFL-Generaldirektor Alex Kremer klären über den aktuellen Stand der Modernisierungsarbeiten der Zugverbindung Luxemburg-Brüssel auf
Mit den Bauarbeiten am Schienennetz (Phase 3 der Arbeiten) soll 2016 begonnen werden.

Am Montag hatten „Déi Gréng“ scharfe Kritik an der Zugverbindung Luxemburg-Brüssel geübt: Die Modernisierungsarbeiten im Rahmen des Projektes „EuroCapRail“ würden nur schleppend vorangehen, zudem würden auf der Strecke andauernd Verspätungen auftreten. Im Gespräch mit dem LW nehmen Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler und CFL-Generaldirektor Alex Kremer nun Stellung zu den Vorwürfen und klären über den aktuellen Stand der Dinge auf.


„In den letzten drei Jahren ist im Schienenbau so viel passiert wie nie zuvor“ – mit diesen Worten reagiert Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler auf die Vorwürfe von Beginn der Woche. „Wir investieren enorme Summen in den Bau von Schienen.“ Priorität sei laut Wiseler, „die internationalen, also grenzüberschreitenden Verbindungen wesentlich zu verbessern“, wozu auch das Projekt „EuroCapRail“ gehöre.

Den Vorwurf, dass die Arbeiten nur schleppend vorangehen würden, lässt man im Ministerium so nicht gelten. Anfangs war angegeben worden, das Projekt bis zum Jahr 2013 umzusetzen, doch sei dies „keine Frist, die realistisch durchführbar war“ gewesen, betont Claude Wiseler. Aus eben diesem Grund habe man die gesamte Planung retroaktiv noch einmal „realistisch überschaut“, und zwar sowohl in Bezug auf die Kosteneinschätzung als auch auf die zeitliche Planung.


Insgesamt drei Phasen

Die Planung der ersten von insgesamt drei Phasen (Erneuerung der Stellwerke) sei komplett abgeschlossen, mit der Umsetzung will man 2012 beginnen. Die Planung von Phase 2 (Reelektrifizierung des Netzes auf 25 000 Volt) sei im Gange. Deren Umsetzung beginnt 2013, bis 2016 sollen beide Phasen abgeschlossen sein. Was die Fördergelder betrifft, so könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht sagen, wie viel die EU letztendlich zum Gesamtprojekt beisteuern wird.

Dass bereits mehrere Millionen Euro von der EU verloren gegangen seien – so die Kritik der Grünen – sei demnach unzutreffend. In das jetzige EU-Programm, das nur bis 2015 läuft, fallen gemäß neuer Planung nur die beiden ersten Bauphasen, für die man laut Minister Wiseler mit Fördergeldern in Höhe von maximal zehn Prozent der Kosten rechnen kann. „Wenn die EU nach 2015 erneut ein solches Programm lanciert, werden wir selbstverständlich auch die Planung für die dritte Phase einreichen“, unterstreicht Wiseler.

Dies könnte dann weitere Fördergelder einbringen. Mit Phase 3, sprich den Modernisierungsarbeiten am Schienennetz, soll 2016 begonnen werden. Wie lange das dauern wird, wisse man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht. Nach Abschluss der Arbeiten würde man für die Fahrt von Luxemburg nach Brüssel nur noch zwei Stunden benötigen.


Verspätungen durch Baustellen

Was die Verspätungen betrifft, so liege das eben gerade an den Modernisierungsarbeiten, die momentan auf belgischer Seite vorgenommen werden, erklärt Claude Wiseler. „Auf der einen Seite wird gesagt, man soll die Strecke modernisieren. Aber dann muss man auch wissen, dass das Auswirkungen auf die Zeitpläne hat. Es ist entweder das eine, oder das andere!“, resümiert Wiseler.

CFL-Generaldirektor Kremer fügt hinzu, dass man zudem beachten müsse, dass sämtliche Bauarbeiten während des regulären Zugverkehrs vorgenommen werden müssen, zum Beispiel in der Nacht. „Ansonsten müssten wir ja die gesamte Strecke während zwei Jahren sperren“, so Kremer. Nachhaltigkeitsminister Wiseler fügt hinzu, dass zurzeit sämtliche Züge von und nach Brüssel aufgrund der Baustellen 15 Minuten länger als normal bräuchten – die von „Déi Gréng“ kritisierte Fahrtdauer entspreche demnach nicht der eigentlichen Normalfahrzeit. Im Hinblick auf das Projekt „Pendolino“, sprich dem Einsatz eines Zuges mit einer speziellen Neigetechnik, der es erlaubt, schneller durch die Kurven zu fahren, liege die Entscheidung nicht beim Ministerium, sondern an den Betreibergesellschaften, so Wiseler.

Zurzeit warte man auf die Ergebnisse einer Studie, um herauszufinden, ob der Pendolino sich für die Strecke Brüssel-Luxemburg-Straßburg-Zürich überhaupt eignen würde, dies da die Technik eines solchen Zuges sehr komplex sei. „Es handelt sich um eine Entscheidung der Eisenbahngesellschaften, die von technischer und finanzieller Rentabilitätsnatur ist“, so Wiseler.

Durch den Einsatz des Pendolino könnten auf der Strecke Brüssel-Luxemburg acht zusätzliche Minuten eingespart werden.

Quelle: dl/Luxemburger Wort