CSV Generalsekretär Marc Spautz schreibt im “Lëtzebuerger Land” über die Situation auf dem Arbeitsmarkt.
Seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahre 2008 fällt in Punkto Beschäftigungspolitik auf, dass die Anzahl der Personen, die eine Arbeit suchen im Vergleich mit den Zahlen der Vergleichsmonate in den Jahren vorher höher sind. Die wirtschaftliche Belebung wirkt sich nur beschränkt auf den Arbeitsmarkt aus; neu geschaffene Arbeitsplätze werden nur zu einem kleinen Teil von jenen Personen besetzt, die bei der Arbeitsverwaltung eingeschrieben sind.
Neben den laufenden Anpassungen von Gesetzen und Ausführungsbestimmungen sowie Umstrukturierungen, wie sie zur Zeit bei der Reform des Arbeitsamtes geschehen, ist der Erfolg der Beschäftigungspolitik immer auch abhängig von Maßnahmen, die in anderen Politikbereichen wie z.B. der Bildungspolitik getroffen werden. Wir brauchen gut ausgebildete Jugendliche, die den Anforderungen in unseren leistungsstarken Betrieben gewachsen sind. Darüber hinaus ist es unerlässlich, dass die Jugendlichen, die die Schule abschließen über jene soziale Kompetenz verfügen, die zur erfolgreichen Eingliederung in die Arbeitswelt notwendig ist. Dazu gehört nun mal auch, dass Lebensläufe fehler- und lückenlos geschrieben sind, dass die Jugendlichen sich in einem Vorstellungsgespräch überzeugend präsentieren können, ….. Hier besteht reeller Nachholbedarf!
Fakt ist, dass wir es uns nicht leisten können – unter anderem auch um des sozialen Friedens willen –, dass jedes Jahr Hunderte von Jugendlichen aus der Schule entlassen werden oder sie verlassen, ohne dass sie eine reelle Chance und Perspektive auf dem Arbeitsmarkt haben. Daher müssen Beschäftigungs- und Bildungspolitik Hand in Hand arbeiten: Auch die Schule muss sich den neuen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt annehmen und wenn nötig reagieren.
In diesem Sinne sind Beschäftigungs- und Schulpolitik gleichermaßen gefordert, in die Betriebe hineinzuhorchen. Gerade in Luxemburg, wo die Wege traditionell kurz sind, kann es nicht sein, dass sich Entscheidungsträger im Bereich Bildungspolitik von der Betriebswelt abschotten und so die Bedürfnisse und Erwartungen der Betriebe in Punkto Mitarbeiterqualifikation verkennen oder zu spät erkennen.
Auch ist die Arbeitsmarktpolitik eng mit der Wirtschaftspolitik verzahnt. Zur Vollbeschäftigung, die unser Ziel bleiben muss, gehören neben dem Dienstleistungssektor auch das Handwerk und die Industrie. Beide Bereiche bieten eine breite Palette von Qualifikationen an, die wir brauchen. Es muss deshalb darauf geachtet werden, dass Industrie- und Handwerksbetriebe bei Ansiedlungen nicht behindert oder gar abgelehnt werden. Zu einer gesunden Volkswirtschaft gehört auch das verarbeitende Gewerbe.
Hier steht der Wirtschaftsminister in der Pflicht, Luxemburg als Industriestandort offensiv zu vermarkten, auch wenn dies mühsamer und weniger prestigeträchtiger ist, als mit Vertretern aus dem Kommunikations- und Dienstleistungsbereich zu verhandeln.
Arbeitsmarkt, Bildung, Wirtschaftspolitik: Drei Minister sind gefordert, kein Flickwerk zu produzieren, sondern im Sinne der Menschen, die nach einer Arbeit suchen, an einem Strang zu ziehen.