Das zu Ende gehende Jahr der Biologischen Vielfalt 2010 geht nahtlos in das Internationale Jahr der Wälder 2011 über, welches sich als Ziel gesetzt hat, den Schutz der Wälder einzufordern. Es soll in einem verstärkten Maß auf die soziale, ökologische und wirtschaftliche Bedeutung der Wälder hingewiesen werden.
Dr. – Ing. Marcel Oberweis
Das zu Ende gehende Jahr der Biologischen Vielfalt 2010 geht nahtlos in das Internationale Jahr der Wälder 2011 über, welches sich als Ziel gesetzt hat, den Schutz der Wälder einzufordern. Es soll in einem verstärkten Maß auf die soziale, ökologische und wirtschaftliche Bedeutung der Wälder hingewiesen werden.
Bemüht man die Geschichte, so sollte auf die Dekrete zum Schutz der Wälder hingewiesen werden, laut denen der Freiberger Berghauptmann Carl von Carlowitz in seinem Buch „Sylvicultura oeconomica“ die Leitlinie der nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Jahr 1713 festgelegt hatte. Der Wald sollte so bewirtschaftet werden, dass alle Generationen gleichmäßig am Ertrag beteiligt sind, es darf nur ein Teil der Zinsen des Waldertrags benutzt werden, das Kapital indes verjüngt weitergereicht werden. Es sei ebenfalls auf die europaweite Meinungsumfrage hingewiesen, laut welcher sich 88 Prozent aller EU-Bürger für den Erhalt der Biodiversität einsetzen, demzufolge muss vor allem den Wäldern eine erhöhte Priorität eingeräumt werden. Der weltweite Dialog hinsichtlich des Schutzes der Wälder hat seit der Rio-Umweltkonferenz im Jahr 1992 eine neue politische Dimension angenommen, die nachhaltige Entwicklung rückt in den Mittelpunkt der globalen Diskussionen. Die Wälder werden nunmehr als nutzbare Ressourcen, als Integrationselemente zwischen den städtischen und ländlichen Gegeneden sowie der Umwelt angesehen.
Trotz der vielen Appelle seitens der Wissenschaftler und Umweltschützer schreitet die Zerstörung der natürlichen Umwelt sowie der Biodiversität erschreckend weiter. Die Menschheit vernichtet derzeit aus engstirnigem egoistischem Antrieb die eigenen Lebensgrundlagen. Mit welchem Recht eigentlich? Allein die total falsche Berechnung des Bruttoinlandproduktes zeigt den Schwachsinn auf, werden doch die Umweltfrevel nicht negativ mit einberechnet. Muss man noch auf die Tatsache hinweisen, dass die Wälder eine besondere Rolle im globalen Kohlenstoffhaushalt spielen? Der Erhalt der Wälder und die Vergrößerung der Waldflächen stellen deshalb einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Klimas dar. Für die Wälder ist das Kohlendioxid das Lebenselixier während der Wachstumsphase. Bei der Photosynthese nehmen die Bäume das Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und schließen es in Form von Kohlenstoff für lange Zeit in ihrem Holz ein. Als „Geschenk“ liefern die Bäume der Menschheit den lebenswichtigen Sauerstoff.
Der Schutz des Waldes muss als Querschnittsaufgabe in die mittel- und langfristige Politikgestaltung integriert werden. Es kann demzufolge nicht angehen, dass sich die Waldfläche nur in Europa ausdehnt und hier die nachhaltige Forstwirtschaft befolgt wird. Dem Wald wird nicht mehr Holz entnommen, wie im gleichen Zeitraum nachwächst. Angesichts der prekären Energieversorgung mit fossilen und nuklearen Energien kommt der Nutzung der Biomasse Holz eine höhere Bedeutung zu. Den Informationen aus dem Ministerium für Nachhaltigkeit entspricht der Heizwert von 1 Ster lufttrockenem Holz (mit 20 Prozent Wassergehalt) demjenigen von 225 l Heizöl, der Heizwert von 1 Ster Hackschnitzel demjenigen von 90 l Heizöl. Auf unserer Waldfläche von 88.000 ha beträgt der jährliche Zuwachs (mit einem gemittelten Wert von 8,5 m3 pro ha) in etwa 748.000 m3. Davon können rund 2 Drittel (500.000 m3) der energetischen Verwertung zugeführt werden, der Ersatz für 113 Millionen l Heizöl oder die Verminderung von 340 Millionen kg CO2. Nicht nur die Umwelt wird entlastet, sondern das investierte Geld verbleibt im ländlichen Raum. Insbesondere die Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen für weniger Menschen mit weniger Qualifikation, denen der Eintritt so in das Arbeitsleben erleichtert wird, sollte als ein positives Element angesehen werden.
Die gleichen Kriterien hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung müssen überall angewendet werden, denn jeder Erdenbürger hat die „gleichen Rechte“ auf genießbares Trinkwasser, gesunden Boden und saubere Luft zum Atmen. Dieser Bewusstseinswandel muss jeden einzelnen Mitbürger zu mehr Nachdenken über sein Umweltverhalten im Internationalen Jahr der Wälder 2011 anregen.
Der Erhalt der Wälder ist keine Frage des Luxus, sondern sie bedingt die menschliche Existenz. Das Bekenntnis kann nur lauten: „Den Rückgang der Waldfläche mit allen zur Verfügung stehenden Mittel stoppen und die nachhaltige Waldbewirtschaftung durchführen: die kruziale Herausforderung für den Erhalt des Planeten“. Am 21. März 2011 sollten wir uns dies zu Gemüte führen.
Dr. – Ing. Marcel Oberweis