UNO – Aufbruch in die grüne Wirtschaft

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht die Weltgemeinschaft vor wichtigen Entscheidungen, die keinen Aufschub tolerieren. Angesichts der etwa 2,5 Milliarden Menschen, welche mit weniger als 2 $ pro Tag leben müssen, wird das Wohlstandsgefälle angesichts der Milliardenguthaben einiger weniger Menschen zur Genüg unterstrichen.

UNO – Aufbruch in die grüne Wirtschaft

Marcel Oberweis

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht die Weltgemeinschaft vor wichtigen Entscheidungen, die keinen Aufschub tolerieren. Angesichts der etwa 2,5 Milliarden Menschen, welche mit weniger als 2 $ pro Tag leben müssen, wird das Wohlstandsgefälle angesichts der Milliardenguthaben einiger weniger Menschen zur Genüg unterstrichen. Ebenfalls lässt die Tatsache aufhorchen, dass die Menschheit über mehr als 1,5mal an Ressourcen verbraucht, als die Erde aufbieten kann. Wenn hier keine Remedur geschaffen wird, dann werden die 8 Milliarden Menschen im Jahr 2030 zwei Planeten zum Überleben benötigen. Die aktuellen Wasser- und Nahrungsmittelkrisen werfen ihre langen Schatten voraus und Hunderte Millionen Menschen warten sehnsüchtig auf positive Signale bezüglich der Nahrungsmittelversorgung, der modernen Energieinfrastrukturen, der Trinkwasserversorgung und der hygienischen Sanitäreinrichtungen.

Angesichts dieser Erkenntnisse macht es Sinn, eine neue Strategie für die gemeinsame zukünftige Entwicklung einzuleiten. Dies kann nur geschehen, wenn wir die wirtschaftlichen und die umweltschützerischen Interessen miteinander vernetzen; ich halte dies für den wichtigsten Ansatz des nachhaltigen menschlichen Verhaltens. Das ausgemachte Ziel des Bemühens stellt die Ausarbeitung eines Leitbildes dar, welches das Wachstum und den gesellschaftlichen Fortschritt zusammenführt.

Die Vereinten Nationen haben diese Schieflage erkannt und in ihrem rezent in Bangkok veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP1) führen sie aus, dass mit jährlichen Investitionen von 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes bis zum Jahr 2050, entsprechen 1.300 Milliarden $, eine umweltorientierte Wirtschaft aufgebaut werden kann, dies gemäß den Millenniumszielen. Im Bericht wird eindeutig Stellung zur aktuellen Berechnung des Bruttoinlandproduktes BIP genommen: „Konventionelle wirtschaftliche Indikatoren wie das BIP sorgen für einen verzerrten Blick auf die wirtschaftliche Leistung, besonders da derartige Maßeinheiten dabei scheitern, das Ausmaß zu erfassen, mit dem die Produktions- und Konsumaktivitäten zu Lasten des Naturkapitals gehen.“

Die Welt benötigt unbedingt die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energiebedarf. Wir benötigen demzufolge ein Wirtschaftssystem, welches den Wohlstand für alle Menschen garantiert und die Belange des Planeten respektiert. Neue dauerhafte Partnerschaften und eine enge Kooperation zwischen der Wirtschaft, der Gesellschaft sowie der Politik einfädeln, stellen den vernetzten Lösungsweg dar. Es soll vermehrt in die folgenden Wirtschaftsbereiche investiert werden: Energie, Gebäude, Wald, Wasserversorgung, Abfallbewirtschaftung, Fischerei und vor allem Landwirtschaft sowie Entwicklung des ländlichen Raumes. Die Investitionen sollen die Entwicklung von energieeffizienten Technologien und der erneuerbaren Energie fördern sowie den Ausbau von Länder übergreifenden Energienetzen beflügeln. Nicht nur werden die schädlichen Treibhausgase reduziert, es werden auch Millionen an neuen dauerhaften Arbeitsplätzen sowohl in den Industrieländern, wie auch in den Schwellen- und Entwicklungsländer geschaffen.  

Ein neues Wirtschaftssystem entwickeln

In diesem Zusammenhang warnen die Wissenschaftler bereits seit Jahren, dass die Basis der natürlichen Ressourcen, die einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität unserer Gesellschaften leistet, vor dem Kollaps steht. Der Verlust der Biodiversität, die aufziehende Energiekrise, der schleichende Klimawandel und die prekäre Nahrungsmittelknappheit, die sich vergrößernden Dürregebiete, das katastrophale Angebot an Trinkwasser und die anwachsenden Flüchtlingsströme stellen Eckpunkte einer verfehlten globalen Wirtschaft dar.

Das UN-Umweltprogramm UNEP hat die gewünschte „grüne Wirtschaft“ als diejenige definiert, die zu einem gesteigerten Wohlstand aller Menschen führt und die soziale Ungerechtigkeit vermindert. Es sollen die natürlichen Ressourcen geschont und die bereits vorhandenen ökologischen Missstände beseitigt werden. Die „grüne Wirtschaft“ lässt Hoffnung auf eine bessere Welt aufkeimen, dies müsste uns alle aufraffen, hier Hand mit an zu legen.

Die Europäische Union hat sich ebenfalls durch ihren Umweltkommissar Jan Potocnik zu diesem Themenkreis geäußert. Er forderte eine nachhaltigere und effizientere Ressourcennutzung als gemeinsamer Nenner aller Politikbereiche der EU-Staaten, dies nach dem Motto: „Wir können uns den aktuellen Ressourcenverbrauch im bisherigen Umfang nicht mehr leisten. Ressourceneffizienz ist der gemeinsame Nenner für die Entwicklung unserer Politik im Bereich Klimawandel, Energie, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft, Fischerei, Biodiversität und regionale Entwicklung“.2) Die sich in der Entwicklung befindlichen kohlenstoffarmen Technologien werden zur Verringerung der Abhängigkeit an fossilen Energieträgern sowie der Treibhausgasemissionen beitragen, sie gelten als Exportschlager der europäischen Unternehmen. Seit dem Jahr 1990 hat die Europäische Union ihre Emissionen bereits um 10 Prozent verringert, obwohl ihre Wirtschaftsleistung um 40 Prozent anstieg.

Den radikalen Umbau der aktuellen Weltwirtschaft hin zu „grünen Wirtschaft“ wird jedoch kein leichter Gang werden, vielmehr ein langer Weg mit vielen Stolpersteinen. Aber diesen Weg nicht bestreiten würde fatale Folgen für alle Beteiligten nach sich ziehen. Wir sollten uns deshalb das folgende Zitat von Lothar Habler vor Augen halten: „Wer seine Zukunft gestalten will, muss seiner Zeit voraus sein. Wer seiner Zeit voraus sein will, muss neu Wege gehen“.

Quellenhinweis:

21. Februar 2011 – Bericht der UNEP: „In Richtung einer grünen Wirtschaft: Synthese für politische Entscheidungsträger“

26. Januar 2011 : EU-Staaten sollen Rohstoffe intelligenter nutzen