Ein Blick nach Afrika zeigt uns, dass dort Hunderte Millionen Menschen in absoluter Armut leben und einen täglichen Überlebenskampf führen, wobei sie wenig Rücksicht auf ihre natürliche Umgebung nehmen (können). Bedingt durch den Klimawandel sind die Armen ebenfalls den existenziellen Risiken stärker ausgesetzt und ihre unterentwickelte Landwirtschaft schränkt die Ernährungsmöglichkeiten stark ein, Hunger und Elend sind die direkten Folgen.
Afrika – ein gleichwertiger Partner
Die Erkenntnisse liegen vor
Die Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre beeinflussen das Klima dauerhaft und die ersten schleichenden Konsequenzen des Klimawandels u.a. das verstärkte Abschmelzen der Gletscher und der polaren Eismassen sowie das Ansteigen des Meeresspiegels werden sichtbar. Durch den wachsenden „fossilen“ Energieverbrauch, hervorgerufen durch die reichen Industrieländer und in einem verminderten Ausmaß, die aufstrebenden Schwellenländer, wird das Klimagleichgewicht gefährdet. Die Entwicklungsländer hingegen sind an diesem Vorgang nur am Rand beteiligt.
In diesem Zusammenhang muss auf die rezenten Angaben der Internationalen Energieagentur bezüglich des weltweiten Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen hingewiesen werden. Diese werden sich um weitere 60 Prozent bis zum Jahr 2030 erhöhen. Erdöl, Erdgas und Kohle werden dann noch immer etwa 80 Prozent des weltweiten Energiehungers decken derweil die erneuerbaren Energien den verbleibenden Rest übernehmen.
Insbesondere die Menschen in Afrika fühlen sich den Klimawandel noch stärker bedroht, in vielen Gegenden herrscht Dürre und Wasserarmut, so dass die Viehbestände reduziert werden müssen. Schlimmer noch, die Menschen verlieren durch den ausgelaugten vertrockneten Boden ihre Existenzgrundlage. Armut und Hunger veranlassen viele Menschen aus den ländlichen Gegenden in die Slums der Großstädte zu wandern; dort steigt demzufolge auch das Elend.
Da sich die Welt dieses „Hungerszenario“ nicht mehr weiter erlauben kann, hatten die Vereinten Nationen im Jahr 2000 acht Millenniumsziele im Kampf u.a. gegen den Hunger, die Armut, die Krankheiten und den Bildungsmangel auserkoren und wollten messbare Ergebnisse der Verbesserung bis zum Jahr 2015 erreichen; dies waren ehrgeizige Ziele. Man wollte die Zahl der hungernden und extrem armen Menschen im Vergleich zu 1990 halbieren, die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren um etwa 60 Prozent reduzieren und der Besuch der Grundschule sollte ein „must“ für alle Kinder werden. Man hatte sich ebenfalls die Eindämmung von Aids und anderen schweren Krankheiten auf die Fahne geschrieben. Die Gleichberechtigung der Frauen und die nachhaltige Entwicklung stellten weitere wichtige Punkte des ambitiösen Programms dar.
Dies alles sollte mit hohen finanziellen Zuwendungen seitens der reichen Länder abgewickelt werden. Die reichen Länder hatten versprochen, mindestens 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Entwicklungshilfe auszugeben, nur fünf Länder haben dieses Ziel erreicht. Leider musste anlässlich der im Jahr 2010 stattgefundenen Konferenz bezüglich der Evaluierung der erreichten Millenniumsziele in New York erkannt werden, dass die angestrebten Ziele nicht erreicht werden. Das wichtigste Ziel – die Reduzierung der Zahl der armen Menschen, die mit weniger als 1,25 $ pro Tag leben müssen – verbleibt ein hohles Versprechen. 1,4 Milliarden Menschen werden als extrem arm eingestuft, dies angesichts der überquellenden Teller in den reichen Industrieländern und den aufstrebenden Schwellenländern.
Es ist ein Skandal, dass etwa 925 Millionen Menschen permanent Hunger leiden müssen, in 29 Ländern der Erde herrscht Nahrungsmittelknappheit. Etwa 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an Unterernährung sowie an vermeidbaren Erkrankungen, dies vor allem in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Noch erschreckender wiegt der Umstand, dass etwa 1,5 Milliarden Menschen über kein sauberes Trinkwasser und keine Sanitäreinrichtungen verfügen; etwa 60 Prozent der Bevölkerung in Afrika kann sich diesen „Luxus“ nicht erlauben. Die direkten Folgen sind Cholera und Malaria.
Die Verantwortlichen in den Entwicklungsländern stellen sich die bange Frage, welche Auswirkungen der schleichende Klimawandel auf die Welternährung haben wird. Die Frage ist erlaubt, wie angesichts der Schrumpfung der zur Verfügung stehenden Agrarflächen die wachsende Weltbevölkerung, von derzeit nahezu 7 auf 9,1 Milliarden im Jahr 2050, ernährt werden soll. Darüber hinaus verfügen etwa 2 Milliarden Menschen über keinen Zugang zu wirtschaftlicher Energie und sind auf ihre heimische Energie u.a. Biomasse angewiesen, unwissend, dass sich ihre Lebensgrundlage durch den Raubbau an der Umwelt drastisch verschlechtert und ihre Lebensqualität rapide sinkt.
Da sich die Mehrheit der hungernden Menschen in Afrika befindet, muss unser Augenmerk sich diesen Menschen zuwenden; nur durch eine erhöhte Solidarität werden wir das Elend lindern. Von den 49 ärmsten Ländern der Erde liegen deren 33 in Afrika und noch nie waren so viele Afrikaner von der Hungersnot betroffen wie heute. Mutet es nicht beklemmend, wenn Afrika durch die vielen Konflikte u.a. Tschad, Sudan, Niger, Mali, Kongobecken und Somalia in seiner Entwicklung gehemmt wird? Viele Regierungen nehmen den demokratischen Auftrag nicht wahr und die Korruption behindert die Entwicklung. Wie kann es sein, dass Afrika nur zu zwei Prozent am Welthandel beteiligt ist, ein Kontinent welcher viele natürliche Ressourcen aufweist und ungeheure Energiequellen zu Verfügung hat? Es leuchtet ein, dass der Fortschritt in Afrika nur dann erreicht werden kann, wenn gezielt und massiv in Sachen Frieden und Sicherheit investiert wird, zusätzlich zu den finanziellen Mittel für die Bildung, die Ernährung und die Arbeit.
Um Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung in Afrika zu schaffen, kann nicht allein über den Weg des Ausverkaufs der Bodenschätze an die Industrieländer und nunmehr an die aufstrebenden Schwellenländer erfolgen. In diesem Zusammenhang drängt sich ebenfalls die Frage bezüglich der Agrarsubventionen an die Landwirtschaft in den Industrieländern auf. Im Gefolge werden die Märkte in den Entwicklungsländern mit den „überschüssigen“ landwirtschaftlichen Produkten aus den reichen Ländern überschwemmt, sodass deren Landwirte nicht mit diesen konkurrenzlos billigen Produkten mithalten können. Was nutzen dann die aufwendigen Mikrofinanzprojekte, wenn wir die mit der anderen Hand den erschafften Reichtum wieder vernichten. Viel schlimmer noch wirkt die Tatsache, dass der Waffenhandel in den Entwicklungsländern blüht und dies angesichts der darbenden Bevölkerungen.
Als eine schwere Hypothek erweist sich der Schuldendienst der Entwicklungsländer. Ungeachtet der bisherigen Schuldenerlasse erhöht sich ihre Gesamtverschuldung, mittlerweile auf etwa 22000 $ pro Minute; Milliarden die aus dem Süden nach Norden transferiert werden. In vielen Ländern übersteigen die Schulden deutlich das gesamte jährliche Volkseinkommen und es muss ein hoher Anteil der Exporterlöse für diesen Dienst aufgebracht werden. Die Ursachen für diesen Missstand sind die Korruption und das Missmanagement in den Entwicklungsländern sowie die Verantwortungslosigkeit der Geberländer und der internationalen Finanzgruppen u.a. die Weltbank.
Der Kontinent Afrika zählt derzeit zu den großen Verlierern der Globalisierungspolitik, nur durch die erhöhte Teilnahme am Welthandel wird sich die Lage der Menschen verbessern. Angesichts der natürlichen Ressourcen mutet es befremdend an, dass der Anteil am Welthandel unter zwei Prozent liegt. Afrika ist als Wirtschaftsstandort nicht vorhanden, der Kontinent ist zum Spielball der Industrieländer und der aufstrebenden Schwellenländer verkommen.
Die natürlichen Ressourcen: der Ackerboden, die saubere Luft und das gesunde Trinkwasser werden in einem erschreckenden Maß belastet und die Lebensqualität sinkt permanent. Hunderte Millionen ha an bebaubarem Land sind durch unangemessene Bewirtschaftung geschädigt oder zerstört worden. Während den vergangenen 50 Jahren sind 13 Prozent der landwirtschaftlichen Anbaufläche und 4 Prozent des Weidelandes durch Misswirtschaft zerstört worden. Laut WHO-Aussagen verbleiben nur noch 1,5 Milliarden ha landwirtschaftlich nutzbare Fläche für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Die Zukunft wird ebenfalls durch den massiven Wassermangel geprägt und regionale Konflikte um Wasserrechte stehen an u.a. am Euphrat-Tigris-Becken, am Nil und im Kongobecken.
Wenig beachtet von der Weltöffentlichkeit haben in den vergangenen Monaten finanzstarke Investoren Millionen ha an Ackerflächen in den ärmsten Ländern aufgekauft resp. für Jahre gepachtet. Die aufstrebenden Schwellenländer und die wasserarmen erdölreichen Staaten tätigen diese Einkaufstour in Afrika, in Asien, in Lateinamerika und in Osteuropa. Als Ursachen für diesen Landraub wird angeführt, dass der Nahrungsmittelanbau in diesen wohlhabenden Ländern nicht mehr für die Ernährung der eigenen Bevölkerung ausreicht resp. für den Anbau von Biotreibstoffen. Für die Menschen in den reichen Ländern bedeutet dies weiterhin einen vollen Magen resp. uneingeschränkte Mobilität, für die Menschen in den Entwicklungsländern hingegen eine prekäre Ernährungssicherheit und ein Aushöhlen ihrer über Jahrhunderte gewachsenen Landwirtschaft. Die Lebensmittelkrisen in den Jahren 2008-2009 haben diesen weltweiten Ansturm noch beschleunigt und die Spannungen entluden sich in Massendemonstrationen u.a. in Madagaskar und Mexiko. Der Aufkauf von landwirtschaftlichen Flächen destabilisiert die Ernährungssicherheit in den Entwicklungsländern in einem erhöhten Maß und die Nahrungsmittelproduktion verringert sich für die dort lebenden lokalen Gemeinschaften. Bedingt durch den wirtschaftlichen Boom in den asiatischen Schwellenländern sowie der Tatsache, dass bereits 95 Prozent der Ackerflächen in Asien genutzt werden, sieht man Lateinamerika und Afrika als die Weltregionen an, in denen finanzkräftige Investoren nach bebaubarer Ackerfläche für die Ernährung ihrer Bevölkerung Ausschau halten. Die aktuelle Liste der wichtigsten Käufer von landwirtschaftlichen Flächen, um die Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren, ist beeindruckend.
In den letzten Jahren wurden etwa 45 Millionen ha Ackerland in den Entwicklungsländern, davon viele Millionen ha in den Ländern in der Sahelzone, gekauft oder gepachtet und dies im Gegenwert von annähernd 1000 Millionen $. Weitere Agrarflächen wurden in Madagaskar, Tansania, Kenia und Sudan für die Produktion von Agrarerzeugnissen und Biokraftstoffen verpachtet. Saudi-Arabien hat sich jeweils 500.000 ha Land für die Produktion von Reis und Weizen in Tansania und in Pakistan gesichert. Das aufstrebende Schwellenland China kauft resp. pachtet Agrarflächen mit über 1 Million ha zum Anbau von Palmöl, Zucker und Maniok in Indonesien, in Laos, in Kambodscha, auf den Philippinen, in Myanmar (Burma), in Kamerun und in Uganda. Südkorea hat sich bereit erklärt, hohe finanzielle Zuwendungen für den Anbau von Weizen in Russland zu investieren, um diesen nach Südkorea zu bringen. Derweil die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, China und Südkorea riesige Agrarflächen aufkaufen, werden der hungernden Bevölkerung in Afrika enorme Hilfeleistungen aus den angesammelten Überschüssen der reichen Länder zugeführt. Ein ungleicher Wettlauf um die Sicherung von Nahrungsquellen ist entbrannt und den Armen verbleiben die Brotkrummen.
Die unweigerliche Folge stellt das Verschwinden der kleinbäuerlichen Produzenten dar und die gewährten Mikrokredite können nicht mehr zurückgezahlt werden. Das wirkt sich insbesondere für die Frauen verhängnisvoll aus, die immerhin 70 Prozent der tätigen Bevölkerung in den Entwicklungsländern stellen. Weit schlimmer wirkt sich der Anbau von genmanipulierten Organismen in diesen Ländern aus, denn die Böden werden auf Jahrzehnte hinaus ausgelaugt und die Verödung steigt.
Die Menschheit muss sich die Frage stellen, wie und wo wir die Nahrungsmittel produzieren und wie sie gerecht verteilt werden. Es kann nicht angehen, dass sich die reichen Länder wohl der Ernährungssicherheit ihrer Bevölkerung annehmen und sogar in anderen Nationen die Hungersnot in Kauf nehmen. Dies führt unweigerlich zu kriegerischen Handlungen mit offenem Ende und dies angesichts der vereinbarten Millenniumsziele der solidarischen Entwicklung.
Etwa vier Milliarden Menschen haben keinen oder nur einen ungenügenden Zugang zu elektrischer Energie, obwohl gewusst ist, dass die Energiearmut die Entwicklung sowohl im ländlichen Raum als auch in den Städten hemmt. Die logische Konsequenz aus diesem Mangel ist die Rodung von Wäldern und der Savanne zwecks Nutzung der Biomasse. Können wir nachvollziehen, angesichts unseres ungehemmten Verbrauchs an elektrischer Energie, dass in 90 Prozent der afrikanischen Schulen keine elektrische Energie für die Ausbildung zur Verfügung steht? Die Tatsache, dass der afrikanische Kontinent, gesehen bei Nacht, nur drei helle Flecken aufweist – Lagos, Kairo und Kapstadt – spricht Bände.
Um hier Remedur zu schaffen, muss umgehend eine nachhaltige Energieversorgung in Afrika aufgebaut werden. Die modernen Energieumwandlungstechnologien, die Nutzung der erneuerbaren Energien sowie der Aufbau von intelligenten dezentralen Energieverteilungsnetzen, auch im ländlichen Raum, stellen die Schwerpunkte der Projekte dar, welche hohe finanzielle Mittel erfordern. Die Nutzung der Solar- und der Windenergie sowie der Wasserkraft und der Biomasse stellt das Rückgrat dieser Energieversorgung dar.
Neben der Erzeugung von elektrischer Energie kann Wärme aus den Solarthermiekraftwerken für die gekoppelten Meeresentsalzungsanlagen bereitgestellt werden, das kostbare Trinkwasser wird den Menschen in den dürren Gegenden bereitgestellt. Durch die hohen Investitionen in die erneuerbaren Energien wird eine länderübergreifende wirtschaftliche Zusammenarbeit mit hohem Mehrwert aufgebaut. Die Komponenten für diese modernen Umwelttechnologien können vor Ort mit ausgebildeten Fachkräften hergestellt und gewartet werden. Die Versorgung mit elektrischer Energie erlaubt den Menschen sowohl im ländlichen Raum als auch in den Städten einen erhöhten Bildungsstand und sie werden von schwerer Arbeit freigestellt. Die schwierige Arbeit der Frauen und Mädchen wird um Vielfaches erleichtert.
Durch mehr Demokratie zu weniger Armut
Die Länder im Norden und im Süden werden ihre Interessen abstimmen müssen und von den Ländern im Norden wird verlangt, dass sie eine erhöhte finanzielle Unterstützung bei der Bewältigung der Herausforderungen bereitstellen – Wegschauen vom Elend ist die falsche Einstellung, die Ungerechtigkeit muss in diesem Jahrhundert ein Ende finden. Während sich in den vergangenen 40 Jahren das Weltbruttosozialprodukt verdoppelte, hat sich das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Reichen und den Armen verdreifacht. Die 25 Prozent Reichen des Planeten vereinnahmen 80 Prozent der Naturressourcen und überstrapazieren so die natürlichen Ressourcen des Planeten.
Die Bedürfnisse und Sorgen aller Völker müssen den Rahmen aufspannen, in welchem sich das Weltbild der Zukunft einfärben lässt, das individuelle Engagement hingegen wird den idealen Treibriemen für die tragfähige Entwicklung darstellen. Die zentrale Herausforderung, vor der die Menschheit heute steht, ist es Sorge zu tragen, dass die Globalisierung für alle Menschen zu einer positiven Kraft wird, anstatt Milliarden Menschen dauerhaft im Elend zu belassen. Die Verwirklichung einer sozial- und umweltgerechten Lebens- und Wirtschaftsweise in den Entwicklungsländern, so lange und schwierig auch dieser Prozess sein mag, eröffnet ungeahnte Gestaltungsspielräume, die wir im Sinne einer gemeinsamen Welt durchführen müssen. Die hier beschriebene Friedenspolitik bringt allen Beteiligten nur Gewinn.
Eine gerechte Verteilung, ein vernünftiger Verbrauch der natürlichen Ressourcen, eine erhöhte Verantwortung gegenüber dem Elend großer Massen stellt die Grundvoraussetzung dar. Das größte Problem bei der Umsetzung des nachhaltigen Konzeptes liegt jedoch in der mangelnden Bereitschaft der Industrieländer, ihre Produktions- und Konsummuster zu verändern.
Aber nicht nur das soziale Elend, auch Kriege, ethnische Spannungen und willkürliche Diktaturen entwurzeln Millionen von Menschen. Nur durch ihre produktive Arbeit sind Menschen in der Lage, dauerhaft ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien zu sichern und sesshaft zu werden. Dort wo aber Millionen armer Menschen verzweifelt nach etwas Glück vergebens suchen, staut sich eine explosive Kraft auf, deren Wucht in den entfernten Winkeln unserer Erde zu spüren sein wird. Was uns heute bedroht, ist nicht nur die Bevölkerungsexplosion, sondern die Explosion des Egoismus. Würde den Industrieländern nicht der weise Spruch gut zu Gesicht stehen: „Wer rechtzeitig das Notwendige tut, hat ungeahnte Chance, nicht nur die Richtung mitzubestimmen, sondern auch, das Neue zu seinem Vorteil zu nutzen.“
Der Kampf gegen die Armut und die Ausgrenzung von Milliarden Menschen vom gemeinsamen Tisch darf nicht im Jahr 2015 enden, vielmehr stellt dies nur eine erste wichtige Etappe dar. Wenn wir hier versagen, dann verspielen wir den Frieden auf dieser Welt, denn die Hungernden werden nicht sitzen bleiben und darben, vielmehr werden sie aufstehen und zu den gefüllten Tellern hin wandern.
Der Kampf gegen die Armut ist eine internationale Gemeinschaftsaufgabe, nie zuvor waren sich Nord und Süd in einem Entwicklungsziel so einig. Die Beseitigung der Armut und die Förderung der Demokratie stellen lange und schwierige Prozesse dar, bei denen es wohl immer wieder Rückschläge gibt. Aber diese Anstrengungen sollte man dem unvergleichlich schlimmeren Schicksal gegenüberstellen, das in Diktaturen zu ertragen ist: wirtschaftliche Stagnation, humanitäre Katastrophen, Ausbeutung, blutige Konflikte und Verelendung breiter Massen. Die Aussage:“Gleichgültigkeit ist der beste Freund der Verzweiflung und der willkommene Komplize des Bösen.“ besagt alles. Das bedeutet, den Interessen von Entwicklungsländern in internationalen Organisationen wie der Weltbank oder der Welthandelsorganisation mehr Gewicht zu verschaffen. Des Weiteren müssen die Handelsbarrieren, die Zölle und die Subventionen in den Industriestaaten abgebaut werden und die Märkte für die Produkte insbesondere aus der Landwirtschaft der Entwicklungsländer, geöffnet werden.
Letztlich erhöht jede Stärkung der finanziellen Kapazität der Entwicklungsländer die Chancen für einen Paradigmenwechsel gemäß den acht Millenniumszielen 2015. Durch eine sozial und ökologisch verträgliche Gestaltung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden die wichtigen Schritte eingeleitet. Die gerechte Politik muss die Entwicklungsländer als vollwertige Partner einbeziehen, damit sie die Möglichkeit haben, sich zu einem Schwellenland emporzuhieven. Das gemeinsame Ziel muss darin bestehen, das Lächeln auf die Gesichter der Menschen in den Entwicklungsländern zu „zaubern“.