Suizidpreventioun: sechs Aktiounspisten

In den Ländern der EU sterben jährlich etwa 58 000 Menschen durch Suizid. Diese Zahl liegt höher als die der Verkehrstoten. Der Weltgesundheitsorganisation nach kommen auf einen Suizidtoten rund 20 Suizidversuche. Experten bescheinigen, dass seelisches Leiden und soziale Not als wichtigste Ursachen gelten.

Die Politik ist gefordert. Allerdings kann man einmal mehr komplexe und multikausale Probleme kaum mit simplen Antworten lösen. In der Kammer brachte Mill Majerus im Namen der CSV-Fraktion sechs Aktionspisten ins Gespräch.

1. Psychische Krankheiten spielen eine wichtige Rolle (etwa bei 90 % der Betroffenen). Die CSV unterstützt die Initiativen um den Ausbau und die Vernetzung der psychiatrischen Therapieangebote (stationär und ambulant).

2. Jeder Suizidversuch ist ein sehr ernst zu nehmendes Alarmsignal. 75 % der Betroffenen machen innerhalb von zwei Jahren einen weiteren Versuch. Gefährdete Menschen brauchen Hilfe. Die unterschiedlichen psychotherapeutischen Angebote müssen sinnvoller vernetzt und auch gezielt ausgebaut werden (z. B. im CPL).

3. 60 bis 70 % der Betroffenen suchen vor einem Suizidversuch ihren Hausarzt auf. Es gilt Ärzte auszubilden, damit sie entsprechende Appelle wahrnehmen und unterstützende Maßnahmen einleiten. Sensibilisierung ist auch in anderen Berufen angesagt: Psychologen, Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher (M/F).

4. Auch in Luxemburg baut Präventionsarbeit auf guten Forschungsergebnissen auf. Da unser Land keine Insel ist, sollten wir mit ausländischen Instituten eng zusammenarbeiten.

5. Beim Thema Suizid stehen in allen Ländern die Männer im Fokus. Zwischen 2006 und 2009 wurden in Luxemburg 299 Suizide gezählt. 73 % davon betrafen Männer. Männer schaffen es schlechter als Frauen, Einsamkeit auszuhalten und affektives Scheitern aufzuarbeiten. Sie sind seltener bereit, sich externe Hilfe zu holen. Hier besteht Handlungsbedarf.

6. Nächste Woche findet die „Journée nationale de prévention du suicide“ in der Abtei Neumünster statt. Solche Veranstaltungen sollten dazu beitragen, uns alle zu sensibilisieren. Dabei gibt es viele relevante Themen: 

das Selbstwertgefühl unserer Kinder und Jugendlichen; unser Umgang mit Krankheit, Leid und Pflegebedürftigkeit;

der Stellenwert der informellen und beruflichen Arbeit; die Prävention des Burn-Out;

die soziale Kohäsion in unseren Dörfern und Stadtvierteln;

der Respekt vor Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung;

die Werterziehung in unserer pluralen Gesellschaft.

(aus der Rede von Mill Majerus in der Kammer am 26. Januar 2011; integral nachzulesen auf https://csv.lu/fr/actualites/5623.html)