Im Namen der CSV-Fraktion kommentierte Jean-Paul Schaaf das Reformvorhaben im Sekundarunterricht
Vor wenigen Tagen stand im Parlament die Konsultationsdebatte zur Reform der Oberstufe in den Lyzeen auf der Tagesordnung. Mehrere Orientierungsschritte standen zur Debatte. So sollen die Schüler selbstständiger arbeiten und eine spezielle Maturitätsarbeit abliefern. Des Weiteren werden Überlegungen geführt, wie man ein besseres Gleichgewicht zwischen ausreichender Allgemeinbildung und dem notwendigen Wissen für die Aufnahme an Hochschulen und Universitäten oder den Wechsel ins Berufsleben erreichen kann. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Aussprache galt auch den notwendigen Kompetenzen und den erforderlichen Sprachkenntnissen in Französisch, Deutsch und Englisch. Jean-Paul Schaaf kommentierte aus Sicht der CSV-Fraktion das Reformvorhaben.
Chancen und Perspektiven
Für den CSV-Bildungssprecher sind, angesichts eines gesellschaftlichen Strukturwandels, der aktuellen wirtschaftlichen und sozial veränderten Gegebenheiten sowie des gewaltigen technischen Fortschritts, Reformen und Neuorientierungen, auch vor dem Hintergrund einer globalisierten Ökonomie, im Bildungsbereich eine Notwendigkeit. „Unsere Jugend ist das größte Kapital, das wir haben. Daher kommt der Bildungspolitik eine bedeutende Rolle zu“, so Jean-Paul Schaaf, der sich überzeugt zeigt, dass nur derjenige eine Chance und Perspektive hat, der eine fachliche Kompetenz und eine gute Ausbildung mit anerkannten Diplomen nachweisen kann. Dies ist der Grundstein für eine berufliche Zukunft und die Aufnahme an Hochschulen und Universitäten.
„Die CSV ist mit der Grundphilosophie der Reform prinzipiell einverstanden“, so der CSV-Abgeordnete, der allerdings auch von komplexen Umbildungen sprach, die von allen Schulpartnern in manchen Bereichen weitere tief gehende Analysen abverlangen. Die Reform bedingt ohne Zweifel in vielen Punkten eine Umstellung; dies betrifft die Einstellungen und den Lernwillen des Schülers gleichermaßen wie Lehrgewohnheiten und Methoden des Ausbilders.
Weitere Stichworte, die Jean-Paul Schaaf hier in den Mittelpunkt stellte, betrafen den Wert der Allgemeinbildung, das System des Kompensierens, die Festlegung von zu erlangenden Kompetenzen, die Bewertung und Beurteilung von Studienleistungen und Abschlussarbeiten, die Kombination von notwendigen Punktesystemen und den nach Maßgaben des Lehrplans gestellten und zu erreichenden Ansprüchen (sprich Kompetenzen). Die CSV will eine Kombination aus Punktesystem und Kompetenzbewertung.
„Die Schule darf sich nicht nur auf eine reine Vermittlung von theoretischem und praktischem Wissen hin konzentrieren. Natürlich gilt es zu qualifizieren, doch die Schule muss auch Platz schaffen für Medienerziehung, Kunst, Musik und Theater“, plädierte Jean-Paul Schaaf mit Nachdruck.
Sprachenunterricht hochschätzen
„Die Schüler und Studenten von heute sind jene Personen, die morgen in unserer Gesellschaft Schlüsselrollen übernehmen. Daher kann es nicht egal sein, wie und was in der Schule vermittelt wird“, so der schulpolitisch engagierte Deputierte, der die Idee von Portfolioarbeiten ausdrücklich begrüßt, wenngleich hier noch wie in anderen Punkten auch – Details zu klären sind. Die Portfolioarbeit ist vor allem auch eine hilfreiche und wichtige Methode, um die Erfolge der Ausbildung zusätzlich und anders zu dokumentieren, wobei der Lernende ebenfalls motiviert wird, sich aktiver an Lernprozessen zu beteiligen und sich stärker einzubringen.
Betreffend den Sprachenunterricht, unterstrich Jean-Paul Schaaf einerseits das Festhalten an der Mehrsprachigkeit, verbunden andererseits mit der Aufwertung des Sprachenunterrichts auf allen Ebenen. „Die Vielsprachigkeit ist eine Stärke der Luxemburger, besonders für Studierende! Das ist einmalig in Europa und das darf nicht verspielt werden“, so der CSV-Bildungsexperte, der sich zufriedengab, dass der Stellenwert des Englischunterricht auf eine neue Stufe gestellt wird.
Weitere Anregungen
Die CSV sagt Ja zu einem Mehr an Autonomie für die einzelnen Lyzeen, sowohl die Organisation als auch die Methodik, die Didaktik und den Lehrplan betreffend. Weitere Anregungen der CSV galten dem Stellenwert und der Notwendigkeit von drei (und nicht wie vom Ministerium beabsichtigt zwei) Oberstufensektionen in den Bereichen Geistes-, Natur- und Wirtschaftswissenschaft, der Ausfertigung eines effizienten Systems zur verbesserten Begleitung und Integration von sogenannten „Primoarrivanten“ ins luxemburgische Schulsystem. Jean-Paul Schaaf sprach angesichts der Tatsache, dass rund 800 Schüler pro Schuljahr davon betroffen sind, von einer Herausforderung für mehr Chancengleichheit.
Des Weiteren regte der CSV-Sprecher u.a. die Erstellung eines Förderungskonzeptes für talentierte Schüler an. Auch die Schaffung von effizienten Brücken und durchdachten Übergängen zwischen den einzelnen Möglichkeiten im Sekundarunterricht soll hinterfragt werden.
Quelle: CSV Profil, 30. Oktober 2010