Die Naturparke – Ideale Instrumente der Regionalentwicklung?

Emile Eicher zu Gast im Lëtzebuerger Land

Nach dem zehnjährigen Bestehen des Naturparks Obersauer im Jahre 2009 und der Gründung des Naturparks Our 2005 sind zur Zeit zwei weitere Naturparke, sprich der Naturpark Müllerthal und der Naturpark Dreiländereck in Planung. Unter der Federführung des delegierten Ministers Marco Schank wurde dies auch im Regierungsprogramm so verankert.

Die Ziele eines Naturparks sind laut Naturparkgesetz (Art. 2)
• der Erhalt und die Wiederherstellung der Eigenart und Vielfalt der natürlichen Umwelt, der einheimischen Flora und Fauna,
• der Schutz der Reinheit von Luft und Wasser sowie der Bodenqualität,
• der Erhalt und die Wiederherstellung des kulturellen Erbes,
• der Förderung und Orientierung einer ökonomischen und sozio-kulturellen Entwicklung, die die legitimen Ansprüche der Bevölkerung hinsichtlich ihrer Erwerbsmöglichkeiten, Lebens- und Wohnumfeld¬qualität mit einbezieht,
• die Förderung und Orientierung von Tourismus- und Freizeitaktivitäten, die sich mit den Zielsetzungen dieses Artikels vereinbaren lassen.

Das Naturparkgesetz schafft damit die Voraussetzungen für eine gleichrangige Vernetzung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Belangen, sprich einer nachhaltigen Entwicklung.
Damit diese Grundideen in konkrete Projekte münden können, wird bei der Gründung eines Naturparks eine „Etude détaillée“ herausgegeben, unter reger Mitarbeit der Staatsvertreter und der „forces vives“ der Region, welche ein Aktionsprogramm für die nächsten zehn Jahre aufweist.
Doch hier kristallisiert sich auch ein drängendes Problem heraus. Sowohl die Prozedur zur Gründung eines Naturparks, welche bisher jeweils rund 10 Jahre in Anspruch genommen hat, wie auch das zehnjährige Aktionsprogramm sind sicherlich nicht mehr zeitgemäß.
Hier drängt sich sowohl eine prozedurale wie auch gesetzliche Vereinfachung auf, auch im Hinblick auf die noch ausstehende Gründung der Naturparke Müllerthal und Dreiländereck, wie auch bei der Erneuerung des Naturparks Our die ihm Jahre 2015 ansteht.

Beide Naturparke in Luxemburg sind aber nicht nur in ihrer Region aktiv, sondern auch darüber hinaus. So sind die Naturparke Obersauer und Our Initiator des „Netzwerks der Naturparke der Großregion“, einem Interreg IV A geförderten Projekt, in dem sich belgische, deutsche und luxemburgische Naturparke in einer gemeinsamen Struktur zusammengefunden haben und grenzüberschreitend an konkreten Projekten zusammenarbeiten. Für den Naturpark Our hat, allein schon bedingt durch die geographische Grenzlage an der Our, die Arbeit über die Grenzen hinaus Tradition. Bestes Beispiel ist hier das Projekt Nat’Our, welches in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Südeifel durchgeführt wurde, in dessen Rahmen Maßnahmen zur naturnahen Entwicklung der Our und ihrer Seitenbäche sowie die touristische Inwertsetzung dieser Arbeiten umgesetzt wurden.

Als Vorzeigeprojekt einer integrierten Arbeitsweise im Naturpark Our ist die Regionale Geographische-Informationsplattform zu verstehen. In diesem Kontext ist ein gemeindeübergreifendes „guichet unique für georefenzierte Informationen auf kommunaler Ebene“ geschaffen worden, welches die alltägliche kommunale Arbeit substanziell vereinfacht hat und auf welcher die 14 Gemeinden der Planungsregion Norden zusammenarbeiten.

Weitere Pilotprojekte sind der Aufbau einer neuen touristischen und kulturellen Identität für die Ortschaften Vianden (Themenschwerpunkt: Cité littéraire) und Clervaux (Themenschwerpunkt: Cité de l’image).

Als richtungsweisend sind aber sicherlich die gemeinsamen Projekte beider Naturparke anzusehen. Mit der Schaffung eines „Digitalen Naturparkführers“ mit landesweitem Pilotcharakter werden hier neue Akzente gesetzt. Nur durch die Zusammenarbeit von Obersauer und Our kann eine „kritische Masse“ erreicht werden, welche im internationalen Kontext benötigt wird.

Hier drängt sich dann die Frage auf, ob nicht der Zusammenschluss der Naturparke Obersauer und Our zu einem Naturpark Eislék, die logische Schlussfolgerung wäre. Dies würde auch Gemeinden, welche zwischen beiden Naturparken liegen eine Mitgliedschaft erleichtern.
Falls dieser sinnvolle Schritt Realität werden sollte, müsste wie bereits vorher erwähnt, eine Überarbeitung der gesetzlichen Basis wie auch eine Abspeckung der Gründungs- und Erweiterungsmodalitäten für Naturparke dringend in die Wege geleitet werden.

Emile Eicher, CSV Abgeordneter

Links:
www.naturpark.lu
www.naturpark-our.lu
www.naturpark-sure.lu