Die Walfangkonferenz in Agadir: Ein unnötiges Abschlachten verhindern

von Dr.-Ing. Marcel Oberweis




Es wirkt zynisch, dass sich die 62. Jahreskonferenz zum Walfang in Agadir vom 21. bis 25. Juni im Jahr der Biodiversität 2010 mit der Aufhebung des Walfangverbots beschäftigt. Im Rahmen der Tagung der Internationalen Walfangkommission, an welcher 88 Länder teilnehmen, liegt derzeit ein Kompromisspapier auf dem Tisch, der möglicherweise zum Dammbruch im Walschutz führen könnte. Wenn sich eine Mehrheit für das Aufheben des im Jahr 1986 eingeführten Moratoriums herausschält, dann werden wichtige Erfolge im Walschutz geopfert.


Die Walfangkommission war gegründet worden, um nach Jahrhunderten des Raubbaus an den Meeressäugern eine nachhaltige Nutzung der Walbestände durchzuführen. Im Jahr 1986 war beschlossen worden, den Walfang ganz zu verbieten, da die meisten Mitgliedsländer keine Wale mehr jagten. Für die wenigen Walfangnationen war dieses Moratorium jedoch nur ein Blatt Papier, an welches sie sich trotz vieler Proteste nicht hielten. Während Japan seinen Walfang als Forschungsprojekt erklärte, haben Island und Norwegen weiter die Jagd vorangetrieben. Es wird geschätzt, dass etwa 2000 Wale pro Jahr für kommerzielle Zwecke gejagt werden, unter diesen auch stark gefährdete Arten. Die Walfangflotten dringen sogar in ausgewiesene Schutzgebiete um die Antarktis hinein. Seit dem Beginn des Moratoriums wurden etwa 41.500 Wale geschossen erlegt.

Laut dem vorliegenden Kompromisspapier soll das kommerzielle Walfangverbot für zehn Jahre außer Kraft gesetzt werden, sodass die Walfangnationen, die sich jahrelang über die Schutzvereinbarungen hinweggesetzt haben, nun auch noch belohnt werden. Aber welchen Sinn ergibt dieses Manövrieren an der Tagung in Agadir, wohlwissend, dass sich etwa 6000 t Walfleisch in den Kühlhäusern Norwegens, Japans und Islands türmen, die keinen Abnehmer finden. Die beiden nordeuropäischen Staaten hoffen, jedoch bisher vergeblich, auf den Export dieser Mengen nach Japan. Da das Walfleisch jedoch eine hohe Konzentration an Quecksilber, Chlorverbindungen und anderen Giftstoffen enthält, wird das Geschäft womöglich nie stattfinden. Es wäre deshalb sinnvoll, die Debatte zu ungesunden Schwermetallen und Chlorverbindungen in Walfleisch auf die Tagesordnung der Konferenz zu bringen.

Um mindestens 66 von den 88 Mitgliedsländern für den Kompromiss zu gewinnen, wird die Zahl der zum Abschuss freigegebenen Wale auf 1400 pro Jahr gesenkt und dies für die kommenden zehn Jahre. Die Chancen für eine Einigung stehen schlecht, denn die Walschützer bemängeln, dass mit der Quote auch Wale abgeschossen werden dürften, die auf der Roten Liste stehen u.a. die stark gefährdeten Finnwale und die Seiwale.

Es wäre seitens der Europäischen Union wichtig Island, welches den Wunsch geäußert hat der Union beizutreten, darauf aufmerksam  zu machen, dass das Walschlachten mit der Aufnahme nicht vereinbar sei, doch dazu gehört eine Portion Mut. Australien und Neuseeland ziehen bereits eine Klage gegen Japan vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag in Betracht.

Es kann nicht angehen, dass nach 24 Jahren des Moratoriums die Zugeständnisse an die Walfänger weitaus größer sind als die an die Walschützer. Darüber hinaus würde der Walfang auf der Südhalbkugel verringert, auf der Nordhalbkugel wäre die Jagd auf die Meeressäuger dagegen kaum eingeschränkt. Es mag den Walfängern ins Boot geschleudert werden: „Der kommerzielle Walfang stellt ein Auslaufmodell dar, die Zeit des Moby Dick ist endgültig vorbei.“

Es hat sich auch bereits ein Schatten auf die Agadir-Konferenz gelegt, als bekannt wurde, dass sich der Verhandlungsführer Anthony Liverpool, Botschafter des Staates Antigua und Barbuda in Japan, von Japan bestechen ließ. Ihm wurden die Reise nach Agadir und der Aufenthalt im Luxushotel bezahlt.

Die CSV möchte sich auf die Seite jener stellen, die politischen Druck auf die Walfangländer Island, Norwegen und Japan ausüben, damit diese ihr nicht nachhaltiges Gebaren einstellen.